Freitag, 19. Dezember 2014

Die schöne leere Welt des Computers - Kritik: Tron Legacy (2010)



Es ist einfach zu leicht diesen Film zu kritisieren, penibel zu beäugen und dann vorschnell seine Bilanz zu ziehen, das liegt hier alles so offen auf der Hand und wer jetzt nach diesen ersten Worten dachte, ich würde nun darüber sprechen, was diesen Techno-Streifen trotzdem anregend oder gar bemerkenswert in seiner Gänze macht, der irrt. Das mache ich nicht. Es ist einfach so, dass Kosinski sich hier einzig und all nur für das Visuelle interessiert, sein Film dreht sich allein um den Effekt, sein Film ist ein Effekt, aber (das gestehe ich ihm durchaus ein) was für ein Effekt! Kosinski versteht es immerhin Bild und Ton (ein betäubender Daftpunk-Soundtrack, ohne den er wiederum aufgeschmissen wäre) gemeinsam harmonisch erklingen zu lassen, schick sind die großen Fluten von Lichtern und die leuchtenden Neonfarben. Kosinski rast mit seinen flotten Motorradfahrten aber durch diese virtuelle Welt, ohne etwas mitzunehmen, ohne ein grelles Detail, der Effekt mag sich groß aufplustern können, aber er ist flach wie ein Bildschirm. Das Sehen verkommt zum Schauen, Kosinski scheint beinahe lustlos die Geschichte, welche keine wirkliche Geschichte ist, herunter zu brechen, ich wiederhole mich, aber er kreiselt nur um den Effekt, die Frage ist nur wie groß der ist. Mit der Zeit kann das durchaus ermüdend sein.




Zur Einführung, bis der Trip in diese weiten Welten startet, gibt es erstmal von Beginn an einen Helden, welcher ein überheblicher Speedjunkie (Garrett Hedlund) ist, dessen Charakterzüge seltsamerweise nie schlüssig sind, sondern hin und her tangieren, mal ist er mutig, mal einfältig, mal rebellisch, mal ist weinerlich, mal strohdoof und manchmal auch beides zusammen, aber ja was erwarte ich denn hier bitteschön? Wo bin ich denn hier? Was ich damit sagen will, das ist keine gute Sympathiefigur. Und Jeff Bridges hat zu alledem noch eine Frischzellenkur per Computer verpasst bekommen, wirkt als jüngere Version steriler denn je und Bridges (alt) spielt ein bisschen Jediritter, auch putzig, und kriegt ziemlich beschränkte Dialogzeilen in den Mund gelegt. Aber zurück zu den Normen der Handlungsbeschreibung vor der digitalen Welt: Erst wird mystisch umwittert, dann zurück in die Spielhalle geführt und letztlich dann wieder verpixelt. Das Audiovisuelle ist im Groben gesagt hier eigentlich das Einzige, was funktioniert. Was sonst noch so übrig bleibt ist thematisch das periphere Antippen von Perfektion, Imperfektion und gesellschaftliche Konflikte innerhalb eines Computersystems, weiterhin präsentiert sich das dann als infantil und leer mit äußerst deplatzierten Einschüben und (möglicherweise sind sie das, möglicherweise auch nicht) humoristischen Versuchen. Selbst die Action ist doch irgendwie blass. Aber ich war zeitweise genauso gut fasziniert von dem audiovisuellen Ausdruck dieses Films, auch wenn dieser ganze, große Effekte (ohne 3D-Bonus!) mit der Zeit doch erschlafft und das bei einer Laufzeit von hochgeschätzten zwei Stunden, als hätte man ein Epos daraus machen wollen. Jedoch sind meine Worte auch sicherlich alles andere als neu, betreffend diesen Film.



4.5 / 10


Autor: Hoffman

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