»Sieben Sommersprossen« von Herrmann Zschoche ist ähnlich wie der 4 Jahre zuvor von ihm gedrehte »Liebe mit 16« ein DEFA-Jugendfilm, der über Jungen, Mädchen und die erste Liebe berichtet. Zunächst macht Zschoche ein paar kurze Randbemerkungen zu der Familiensituation der Protagonisten. Dort ist einmal Karoline, die zusammen mit ihrer kleinen Schwester, die in der folgenden Handlung aber nie wieder auftaucht, ins Ferienlager fährt und von ihrer sorgenvollen Mutter verabschiedet wird. Karolines ältere Schwester, die mit 17 Jahren schwanger wurde, muss sich zuhause um ihr Kind kümmern. Auf der anderen Seite, da ist Robert (lustlos: Harald Rathmann), dessen Vater großes von ihm erwartet und ganz und gar nicht zufrieden war mit seinem letzten Zeugnis. Für beide geht es in ein Ferienlager im Grünen, in dem es Sport am Morgen (oder eine Nachtwanderung, die eindeutig bei Tag gefilmt wurde) gibt und gebadet sowie gerudert wird, wenngleich diese Sachen nur für wirklich kurze Sekunden ins Bild gerückt werden, denn auch wenn Zschoches Film so eine entspannte und sommerliche Atmosphäre aufweist, wirklich die Kulisse des Lagers mit seinen idyllischen Gräsern nutzen, tut er leider nur selten, womit ihm übrigens jeder beliebige Campslasher in dieser Hinsicht voraus ist, was vielleicht auch an der hier sehr gestrafften Dramaturgie liegen mag.
Im Ferienlager herrscht eine strikte Aufteilung von Jungen und Mädchen, die sich auch nicht gegenseitig in ihren Baracken besuchen dürfen. Die Lagerleiterin fordert Disziplin und Anstand. Karoline und Robert kennen sich aus früheren Tagen. Nun sind sie aber keine Kinder mehr, auch noch keine Erwachsene, sie befinden sich im Niemandsland. Seit Robert aber umzog, hat er sich nicht mehr gemeldet, Susanne hat er aber nie vergessen und schon näheren sich die Beiden wieder einander. Sie reißen mit einem Motorrad aus, gehen nackt baden im See, wenn es aber um das Thema Sex geht, bleibt Zschoche noch ganz fromm. Jedoch ist Karoline nicht die Einzige, die in Robert verliebt ist. Daneben will ein junger Betreuer Shakespeares »Romeo und Julia« aufführen lassen und motiviert die Jungen mit den Worten, dass es ein Krimi, eine Geschichte von Liebe (für die Mädchen interessant) und Tod (für die Jungen interessant) wäre, bei dem Robert den Romeo spielen wird. Die Leiterin sieht das kritisch. Sie fordert lieber ein FDJ-Stück zu spielen, um die Kinder, wovon manche schon nicht mehr als solche bezeichnet werden können, nicht aufzureizen.
Man könnte diesem leichten und naiven DEFA-Sommerfilm vieles ankreiden, angefangen damit, dass der Film kaum Entwicklung in Bezug auf die Beziehung von Robert und Karoline und ihre Liebe zueinander zeigt. Sie ist einfach wieder da, von dem ersten Moment, als sie sich wieder treffen. Das ist mir schlichtweg zu einfach und abrupt. Weiterhin, dass der Großteil der Nebenfiguren, die eigentlich nur durch das Erscheinungsbild der Darsteller charakterisiert werden, nur soweit interessant sind, soweit sie die Handlung vorantreiben können (bestes Beispiel ist hier die eifersüchtige Marlene, die Robert für sich haben will). Mal ganz von einigen wirklich infantil konstruierten Momenten abgesehen, wie zum Beispiel, dass ein Mädchen, als sie auf dem Balkon probt von einer Biene in die Nase gestochen wird und deshalb nicht »Julia« spielen kann. Andererseits sind die märchenhaften Traumsequenzen des Films bemerkenswert und auch Gunter Erdmanns lieblich-verträumte Musik trägt ihren Teil dazu bei, dass sich die durchaus behutsame und stille Erzählung entfalten kann. Es ist ein seichter, harmonischer und überschaubarer, eben ein ganz und gar luftiger Film.
6.0 / 10
Autor: Hoffman
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