Ob es wirklich so eine sinnvolle Idee war, sich einen Marvel-Film zum zweiten Mal anzusehen? In Anbetracht der Umstände, dass ich die komplette (aus sechs Filmen bestehende) sogenannte 1. Phase des Marvel Cinematic Universe kenne und die einzelnen Erzeugnisse aus der Superheldenschmiede bestenfalls als mittelmäßig, schlimmstenfalls jedoch als lieblos konzipierte Langweiler einstufe, ist vielleicht nicht die ideale Voraussetzung eines alles mögenden Fanboys gegeben. Danach war ich vorerst fertig mit den belanglosen Fließbandproduktionen. Sollen doch Nerd und solche, die es werden wollen, ihre Höschen regelmäßig bei der kostümierten Randale befeuchten. Ich war fürs Erste raus. Dann erschien der erste Trailer zu GUARDIANS OF THE GALAXY und ich war überfragt, wie sich so ein Weltraummärchen (das gelegentlich tatsächlich an STAR WARS erinnert) zu den anderen MCU-Filmen fügen soll? Weder den Humor, noch die nostalgische Rückbesinnung auf Rocknummern der 70er Jahre fand ich besonders zusagend. Jedoch zog hier James Gunn die Fäden, der ja nachweislich für die bessere, weil radikalere KICK ASS-VARIANTE zuständig war (die im Originaltitel schlicht SUPER heißt). Na gut, einigen überschwänklichen Kritiken folgend ging ich wirklich ins Lichtspielhaus und war letztlich insoweit zufrieden, dass sich die galaktische Truppe in ihrer Zusammensetzung (Halbmensch, Grüne Humanoide, Muskelhumanoid, künstlicher Waschbär und ein nicht besonders sprachbegabter Baum) deutlich von den restlichen Marvelhelden zu unterscheinen scheint. Das reichte mir bereits aus: Je weniger formalistisch, desto besser. Allerdings folgte nun ein Jahr später die Zweitsichtung, die meine Eindrücke eigentlich bestätigen sollte. Dies traf nicht wie erwünscht zu.
Denn allzu seher unterscheidet sich auch die Guardians nicht von ihren Marvel-Artgenossen. Der Protagonist ist letztlich der weiße (ganz wichtig bei Marvel!), von der Erde stammende Peter Quill alias Starlord. Immer fesh seine Kopfhörer mit sich tragend, lässt er sich als der wohl größte Weltraumhipster bezeichnen. Somit ist er nachweislich die Identifikationsfigur. Nicht auszudenken, dass einer der vielfältigen, aber nicht gerade ausgeprägten Bewohner des Weltraums zum unangezweifelten Kopf der Truppe gewählt wird. Die Querelen innerhalb des Gruppengefüges gab es bereits bei den Avengers: Erst nachdem sie sich (mit physischer Gewalt) zusammengerauft haben, sind sie letztlich in der Lage, das Universum zu retten. Die Bedeutung der Objekte (hier als Infinity-Steine näher ergründet), um den Plot voranzubringen, ist unbestritten zu hoch. Als Triebfeder dient nun einmal mehr ein ein mystischer Stein, ein Orb. Dieser wechselt mehrfach den Besitzer und bereitet die Exposition und das Finale vor. Der Antagonist, eine vadereske Gestalt namen Ronan, ist hierarchisch unter einem Weltenzsterstörer namen Thanos geordnet, auf den sich die Fans dann in den kommenden Filmen freuen dürfen. Das marktbeherrschende Prinzip macht nun eben keinen Halt vor künstlerischer Freiheit. Auch wenn das Marvelstudio James Gunn eine ungewöhnliche große freie Hand ließen (möglicherweise größer als Joss Whedon mit seinen beiden AVENGERS-Filmen), so wird doch fortwährend auf künftige Plotlines geschielt, um das Franchise künftig fortzuführen zu können. Erklären lässt sich somit zudem, wieso alle Superhelden (meines Wissens nach) noch lebendig sind: Ist es nicht merkwürdig, dass die krawalligen Kämpfe keine bedeutenden Opfer auf der guten Seite (die Gut/Böse-Trennung ist hier vielleicht nicht ganz so fest wie von Marvel gewohnt) erfordern? Geht die familienfreundliche Ausrichtung verloren, wenn gezeigt wird, dass auch für Gerechtigkeit kämpfende Heroen sterblich sind? Letzten Endes ist es dann der finale Showdown, der mir unangenehm aufstieß. Die eh schon überlasteten CGI-Pegel werden nun endgültig an ihr Limit gebracht. Die größtmögliche Zerstörung hinterlässt keinen bleibenden Einrduck, gesehen hat man sie bereits unzählige Male. Nachdem nun das Versprechen einer Fortsetzung gegeben wurde, amüsiert zumindest die Post-Credits-Szene, in der (SPOILER!) Howard, die Flop-Ente, wieder ausgegraben wird. Aber einem eigenständigen Film mit ihr traut das Studio wohl eher nicht, wa?
5 / 10
Autor: DeDavid
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