Mittwoch, 15. April 2015

Sommer, Sonne, Strand und die Liebe - Kritik: Pauline am Strand (1983)




Eric Rohmers »Pauline am Strand« ist der dritte Teil, der unter dem Motto »Wer zuviel redet, verliert sich selbst« stand, aus seinem Zyklus »Comédies et proverbes«. Es ist wieder einmal ein dezenter und leichtfüßig voran tapsender Film von Rohmer. Ein Film, der mit einem an den Strand fährt. Ein Film, der einen in den Sommer geleitet und das eben zwischen Ferienhaus, Garten und Strand. Ein Film, in dem ausgetauscht, getanzt und surfen gelernt wird. Aber da ist natürlich noch mehr, noch viel mehr, worüber Rohmer hier berichtet: Es geht ihm auch hier wieder um das Suchen und Finden der Liebe. Er zettelt Romanzen des Sommers an. Die Liebe irrt durch die Figuren und verwirrt sie. Rohmer beobachtet fein und liebenswert seine Figuren und zeichnet sie sensibel, da ist wieder genaues zuhören gefragt. Elegant ist auch, wie Rohmer die Figurenkonstellation aufbaut und die Figuren miteinander verknüpft.



Pauline ist ein naives und verträumtes Mädchen, das sich noch nicht sicher ist, was sie finden will. Ein Mädchen, das hofft und das die Liebe kennt, aber doch nicht so wirklich, da sie nur schwärmte. Das bedeutet, dass sie die Menschen kennen will, die sie liebt, um sie zu lieben. Ihre ältere Cousine Marion ist geschieden und versucht nun die große Liebe kennen zu lernen, nachdem sie in die Irre geführt wurde. Und dann gibt es da noch die ebenfalls erwachsenden Pierre und Henri. Pierre, ein alter Freund von ihr, liebt Marion. Sie hingegen sieht ihn nur als Freund. Sie sind sich zu gleich, während Marion jemanden sucht, der sie ergänzt. Den glaubt sie in Henri zu finden, fühlt sich so zu diesem hingezogen und entbrennt schnell für ihn. Henri wiederum lebt aber nur für das Provisorische und begreift ihre Beziehung nur als körperlich. Er ist ein Jemand, der frei sein will und die Mädchen aufliest, wie er sie findet, um sich mit ihnen zu vergnügen. Er geht keine feste Bindung ein. Pierre kann Henri nicht leiden. Marion will Pauline mit Pierre zusammenbringen, um diesen zu trösten. Pauline hingegen nährt sich lieber einem Jungen ihres Alters, Sylvain, einer Zufallsbegegnung.



Die Erwachsenen führen intellektuelle Gespräche über die Liebe, tauschen sich aus und geben sich abgeklärt gegenüber diesem Thema. Als wüssten sie genau, was sie wollten und was auf sie zukommt. Sie wollen die Liebe durchschauen, das denken sie zumindest. Doch gerade sie sind jetzt diejenigen, die sich hier verirren und die sich gegenseitig täuschen, sich letztlich sogar selbst belügen und versuchen zu verheimlichen, womit sie auch die Beziehung der Jugendlichen beeinflussen und diese somit Opfer ihrer Vortäuschungsversuche werden, während die Jugendlichen in ihrer Unschuld diese Gefühlsverstrickungen der Erwachsenen wirklich durchschauen. Ihre Liebe ist - wie ihr Blick auf die Dinge - direkt und rein. Das ist gewitzt von Rohmer eingefädelt. Ebenso rein und naturalistisch sind die Bilder, die von Nestor Almendros harmonisch und ruhevoll eingefangen und von Henri Matisse inspiriert wurden. Es zeigt sich auch hier wieder, dass Rohmer ein großartiger Dialogregisseur ist, dem mit »Pauline am Strand« ein zärtliches Werk gelungen ist, das von seinen kleinen Gesten lebt.


7.5 / 10


Autor: Hoffman 

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