Auch in seinem zweiten Spielfilm beweist Louis Malle kühles Stilbewusstsein, wenngleich »Les Amants« wesentlich galanter als sein eher frostiger Debütfilm ist. Er erzählt von einer wohlhabenden verheirateten Frau (Jeanne Moreau) aus dem Bürgertum, Jeanne, deren Mann Zeitungsverleger ist und die mit ihrem Mann in einem großes Haus auf dem Lande lebt und eine kleine Tochter hat. Doch ihr Leben empfindet sie als trist, weshalb sie sich für einen kurzen Moment des Glücks zu ihrer Freundin nach Paris flüchtet, wo sie einen Liebhaber (José Luis de Vilallonga), einem kultivierten Polospieler, hat. Denn ihr Mann ist kalt und abweisend zur ihr, schenkt ihr keine Beachtung und scheint hinter ihrem Rücken sie ebenso zu betrügen mit einer Mitarbeiterin, was Malle aber auch nur äußerst vage andeutet, es aber nicht ausschließt. Sie ist Luft für ihn. Deshalb stürzt sie sich immer öfters mit ihrem Liebhaber in das (belanglose) Vergnügen, wie das auf einem Rummelplatz. Sie führt ein unruhiges Doppelleben und auch ihr Mann, der sie als Trophäe betrachtet, um die es zu sportlich zu kämpfen gilt, scheint etwas zu bemerken, lädt Freundin und Liebhaber, von dem Jeanne als Freund spricht, zum Essen ein. Durch Zufall, der schon in Malles Debüt eine bedeutende Stellung einnahm, lernt sie auf dem Rückweg von ihren Freunden, den sie die Einladung ihres (scheinbar eifersüchtigen) Mannes überbringen wollte, einen Studenten kennen, der sie mitnimmt, weil ihr Peugeot den Geist aufgab. Er stammt selbst aus dem Bürgertum, ist sogar mit einigen von Jeannes Bekanntenkreis verwandt, aber hält selbst nichts von diesem Leben.
Louis Malle schildert hier vornehmlich das Leben des Bürgertums, in dem er es genau untersucht, festgehalten in luxuriösen Bildern, denn auch wenn Jeanne eigentlich alles hat, was sie braucht, so ist sie nicht glücklich. Dazu streut er hier und da den Off-Kommentar einer Erzählerin ein, die kurze Erklärungen zu dem Seelenleben in manchen Momenten gibt. Das wirkt verzichtbar. Er schildert den Ausbruch der Liebenden aus dem bourgeoisen Leben und der damit verbundenen Leere. Nachdem Jeanne enttäuscht feststellen muss, das weder ihr Mann noch ihr Liebhaber, dessen Oberflächlichkeit sie bemerkt, ihr Glück bringen können, wendet sie sich an den Studenten, für den sie entflammt und aufhört zu zögern. Mit ihm glaubt Jeanne ihr »wahres« Glück gefunden zu haben. Sie verbringen eine innige Liebesnacht, um am Morgen darauf den Ausbruch zu wagen. Malle schildert den Hergang diskret und verzichtet dabei auf große Zuspitzungen, das mag sein Werk schlicht erscheinen lassen, aber ebenso kompakt.
7.0 / 10
Autor: Hoffman
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