Mittwoch, 7. Oktober 2015

They're coming to get you, cops and criminals and y'll - Klassiker der Extraklasse: Assault (1976)

Acht Jahre nach Romeros bahnbrechender Sperrspitze des Genres, NIGHT OF THE LIVING DEAD, schließt ein junger Regisseur an die Belagerung der Untoten an, jedoch auf seine eigene, unverkennbare Weise. Dieser Mann, der zuvor mit einigen studentischen Kurzfilmen und der daraus entstandenen Langfassung DARK STAR auf sich aufmerksam machte, verlegt das verlassene Landhaus als gleichfalls gespenstisch ruhige Polizeistelle in einen verfallenen Vorort von Los Angeles. Ein Mann, der den Tod seiner Tochter im Kugelhagel eines Überfalls rächen will, erschießt den Täter und befindet sich prompt ganz oben auf der Prioritätenliste von rivalisierenden Gangs. Zwar rettet er sich noch auf die besagte Polizeistation, doch die Banden belauern bereits den vermeintlichen Zufluchtsort. Lieutenant Ethan Bishop (Austin Stoker)greift zur Verteidigung des Menschenlebens zu unkonventionellen Mitteln, so werden etwa die dortigen Häftlinge zur Unterstützung befreit, zu denen auch der erfahrene Napoleon Wilson (Darwin Joston) zählt. Die angespannte, verrauchte Atmosphäre in den engen Räumlichkeiten des Reviers steht der trügerischen Nacht außerhalb gegenüber, in der Bandenmitglieder ihre Angriffsmöglichkeiten abwägen. Hinzu kommt die nervenauftreibende und von Carpenter höchstpersönlich produzierte Synthesizer-Musik, die viele seiner folgenden Werke noch auszeichnen sollte. Geboren ist der ideale Genrefilm.

Die wandelnden Leichen Romeros werden demnach zu aggressiven Gangmitgliedern, wie sie in einen Actionfilm gehören. Äußerlich verändern sie sich lediglich, indem ihre Gesichter nicht von Fäulnis zeugen, sondern rachedürstend ihrem archaischen Trieb Ausdruck verleihen. Der Trieb ist es, der beide Gruppen von Gestalten verbindet: Die Zombies sehnen sich nach Menschenfleisch und folgen nur dem Ziel, den Hunger zu stillen. Auch die Gangster bleiben persönlichkeitslos und sprechen nicht, Carpenter interessiert sich mehr für die Protagonisten im belagerten Polizeirevier. Viel stärker könnten die Horde außerhalb und die Menschen im Inneren gar nicht kontrastieren. Romeros Gesellschaftskritik wird hier nicht direkt übertragen, zwar verbindet beide Werke der schwarze Protagonist, nur der Pessimismus in der Schlussszene weicht einem Einverständnis, sodass sich der Häftling Napoleon nach der Rettung bereitwillig wieder zurück in die Haft abführen lässt. Gewalt von Autoritäten findet nur in Form als Verteidigung des Zivilisten (oder eben Selbstjustiz-Täters!) statt. Dem Gesetz wird somit auf doppelte Weise in der Weigerung der Auslieferung des Zivilisten und der tatsächlichen Auslieferung Napoleons von Seiten der Beamten die Treue geschworen. Korruption, wie sie zur heruntergekommenen Lage des Reviers zu passen scheint, gibt es nicht. Insgesamt handelt es sich um einen spannenden und genreprägenden Beitrag für den Actionfilm.

                                               7/10

Autor: DeDavid

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