Mittwoch, 14. September 2016

Die pure Urangst, mit Abstrichen - Kritik: In Fear (2013)

Wenn sich das gegenwärtige Horrorkino wahrhaftig in einer Sackgasse befinden sollte, die aus endlosen Sequels (Conjuring 2, Insidious 3, oder so ziemlich jede andere Blumhouse-Produktion), Retro-Anbiederungen (It Follows, Lost After Dark) oder gar völlig nutzlosen Reboots verbrauchter Franchises (zuletzt Poltergeist, Cabin Fever etc.) besteht, wird auch die britische Low Budget-Produktion In Fear nicht in der Lage sein, einen Ausweg zu finden. Allein der sehr überschaubare Bekanntheitsgrad dürfte nichts an der momentanen Lage ändern, zudem sind auch hier Innovationen eher mit der Lupe zu finden. Dennoch ist er den meisten jüngeren Erzeugnissen in vielerlei Hinsicht überlegen: Die Prämisse liest sich auf Papier ausgesprochen simpel: Ein Pärchen (schlichtweg Lucy und Tom genannt) ist in der irischen Pampa auf der Suche nach einem Hotel, um dort eine online gebuchte Übernachtung zu nutzen, ehe sie tags darauf ein Musikfestival mit Freunden besuchen wollen. Nach einer (kryptisch bleibenden) Auseinandersetzung in einem heruntergekommenen Pub ist es für beide umso wichtiger, ihre Unterkunft zu erreichen. Doch eine Weggabelung und die einbrechende Dunkelheit der Nacht erschweren dieses Vorhaben. Die größere Sorge stellen jedoch die unheilvollen Ereignisse dar, zu denen unter anderem die verstreute Kleidung Lucys auf der Fahrbahn, ein urplötzlich umkippender Baum und eine im Dunkeln aufblitzende Gestalt mit einer Maske gehören. Schon früh entsteht die Vorahnung, dass der Streit im Pub offenbar doch ernster war, als zunächst über die Eingangsmontage vermittelt wurde. Bis die Bedrohung allerdings konkretere Formen annimmt, vergeht eine lange Zeitspanne.


Und genau darin besteht die größte Stärke von Jeremy Loverings Debüt. Das Grauen bleibt weitgehend gesichtslos und erzeugt somit umso gewaltigeres Unbehagen. Hier wird auf die Vorzüge des unergründlichen Horrors besonnen, wie einst in Rosemaries Baby oder besonders in The Blair Witch Project, was als ein geistiger Vorreiter des Films gelten dürfte. Statt eines Studententrios sind es hier zwei junge Menschen, die sich in den Wäldern verirren und deren Wagen nur einen zweifelhaften Schutz bietet. Dass Grauen ist zudem keineswegs übernatürlicher Natur und lässt sich lediglich auf die provokationsfreudigen Hinterwädler zurückführen, die über eine bessere Ortskenntnis verfügen. Allersdings tritt nach zwei Dritteln eine weitere Figur hinzu, die behauptet, ebenfalls von den Maskenträger(n?) auf der Flucht zu sein. Der sichtlich verletzte Max erleichtert die Situation mit seinen gezielt irritierenden Bemerkungen allerdings nicht und erinnert nicht nur äußerlich an Iwan Rheons Darstellung des Ramsay Snow aus der HBO-Serie Game of Thrones. Spätestens jetzt ändert sich das Tempo und die sadistischen Spielchen nehmen Überhand, was sich leider auf die Atmosphäre auswirkt. Außerdem soll die letzte Einstellung wohl Ambiguität angesichts einer gewissen Entscheidung vermitteln, dafürt ist diese allerdings ein paar Sekunden zu lang. Letzten Endes schmälert das aber auch nicht den eindrücklichen Effekt, welcher durch die einfachen Mittel über einen Großteil der Laufzeit erzielt wird.

                                                                             6/10
Autor: DeDavid

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