Samstag, 4. Februar 2012

Kritik: An jedem verdammten Sonntag


"Ich glaube fest daran, dass die schönste Stunde eines jeden Mannes, die Erfüllung all seiner Sehnsüchte...der Augeblick ist, wenn er sich für eine gute Sache völlig verausgabt hat und erschöpft auf dem Spielfeld liegt... als Sieger." - Vince Lombardi

An jedem verdammten Sonntag (Any given Sunday) - Ein Filmtitel, der bei mir schon vorab Gänsehautgefühle auslöste, epochal. Ein Titel voller Kraft und Energie, ein Filmtitel, der mir imponierte. Zunächst sei gesagt ich bin kein Freund von Sportfilmen bzw. um noch präziser zu werden von Football, eben das amerikanische Megaevent, was hierzulande doch noch recht verkannt scheint und dort fast als Nationalsport gefeiert. Ich bin ehrlich kein Fan davon. Und doch wollte ich "An jedem verdammten Sonntag" von Oliver Stone aus dem Jahre 1999 schon eine gefühlte Ewigkeiten sehen und wurde letztendlich nicht enttäuscht.




Ein Sportfilm ist für den Gelegenheits-Polit-Regisseur eigentlich ein damals durchaus neues Terrain, oder doch nicht, denn so zynisch das nun auch klingen mag, so besinnt sich Stone hier seiner althergebrachten Wurzeln im Kriegsfilmgenre und lässt den Krieg auf dem Schlachtfeld des Footballs weiter toben, so wohl im Spiel, als auch außerhalb der Linien. Alles mit dabei was einen Sportfilm ausmacht, von übermütigen und von sich selbst überzeugten Spielern bis zu verlogenen Managern. So wie man Stone kennt und eigentlich lieben möchte, also weit weg von dem was er heute ist. Selten habe ich Stone mit so viel Spielfreude erlebt und doch mag die eigentliche Handlung eher weniger existent sein, so gesehen ist es die übliche Ausgangssituation, in der Vergangenheit waren die Miami Sharks immerhin schon zweimal Gewinner des Superbowls. Nun scheint ihr Kampfgeist dennoch endlich dahin, nach drei Niederlagen und dem Ausfall ihres einstigen Star-Quarterbacks Jack Rooney ist die Hoffnung getrübt. Konflikte, neue Helden des Spiels, Betrug, Verrat, Midlife-Crisis, Mut, Korruption, Egoismus,  Anerkennung und der Wille nach dem Sieg mit allen Mitteln. Stone zeigt das Sportgeschäft von seiner dreckigsten Seite und das allein hält die Story am laufen und fasziniert, so bei mir.



Dazu noch ein Cast, vom gigantischen Ausmaß (passend zu Stones Inszenierung), ob nun Al Pacino (voll in seinem Element) als Trainer des Teams, als Navigator und als Anführer, unter Stress und in der absoluten Midlife-Crisis, Pacino lebt sein Rolle, impulsiv und teilweise einem schauspielerischen Vulkan gleich, beeindruckend oder auch Cameron Diaz (sogar überzeugend!) als resolute Clubpräsidentin Christina, die sich in dieser Männer dominierten Welt des Fooballs versucht durchzusetzen und dabei keine Kompromisse kennt, ein Sieg muss her! Dazu noch ein grandioser Jamie Foxx als neuer Star am Himmel des Footballs Willie Beamen, dennoch ein Egomanne, der nur seinem eigenen Kopf folgt und Anweisungen seines Trainers missachtet und sich auch bei seinen Kameraden unbeliebt macht, alles für den Erfolg. Ein weiteres darstellerisches Highlight bildete dann noch meiner Meinung nach noch James Woods, endlich weiß ich wieder warum ich den Kerl in seinen Nebenrollen so liebe, als korrupter und hinterhältiger Mannschaftsarzt Harvey Mandrake (mit kongenialer Sonnenbrille) und dem kalten Hauch des Zynismus im Rücken, großartig und knallhart verkörpert. Passend dazu gliedern sich da auch noch Dennis Quaid als einstiger Star-Quarterback, welcher das Team zum Sieg führte damals noch, Aaron Eckhart, Matthew Modine, LL Cool J, sehr spielfreudig John C. McGinley und auch Charlon Heston gibt sich die Ehre in einer Nebenrolle und Oliver Stone absolviert einen Cameoauftritt als begeisterter Sportreporter.


Und Stone in Hinsicht seiner Regie, meiner Meinung dabei noch auf einem der Höhepunkte seines Schaffens. Stone verinnerlicht Fooball in seinem Film, seine Handlung dabei simpel und doch ist Stones Film vom Aufbau einem schonunglosen Schlachtfeld gleich, auf dem es keine Gnade gibt, Konflikte werden durchaus glaubwürdig geschildert. Insofern mag er natürlich keinesfalls auf jedwede Klischees verzichten und doch könnte man fast meinen Stone definiert hier erstmal diese Klischees und führt es in Perfektion aus, sodass mir das so gesagt eigentlich fast egal war. Denn selbst Klischees haben bei wirksamen Einsatz, irgendwie. Letztlich ist das völlig irrelevant, was ich Stone wirklich zu Gute halten muss ist doch, dass er es schafft einem eigentlich Uninteressierten (in Hinsicht auf Football) diese Story schmackhaft über die doch recht ansehnliche und weitläufige Laufzeit zu machen, so mir als Beispiel. Auch wenn ich den Anfang dabei vielleicht noch etwas schleppend fand, so entwickelte ich mit Fortlaufen des Films eine unfassbare Faszination für das Werk und war gefesselt bis zum Ende. Nachdem üblichen Prinzip, man fühlt, man leidet, man spürt es, manche würden es wohl Sportsgeist nennen. Und am Ende war ich nur noch nahtlos geflasht, hin und weg. Von Stones fulminanter und kraftvollen Erzählstruktur, die einen fast keine wirklich Atempause gönnt, ein elektrisierendes Gefühl. »Der Krieg kennt keine Gewinner«
 - nach jenem und dem Motiv des  »Sport ist Mord « lässt Stone die Konflikte und Charaktere (und ihre Probleme) aufeinander treffen, das einen dem Atem raubt. Stone in Hochform.



Die Inszenierung schon an sich von einem furiosen Tempo und Rhythmus geprägt, alles wirkt von Stone präzise erdacht, auch wenn der hektische, aber für mich nicht weniger mitreißende Bilderrausch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, Bilder für die Ewigkeit. Passend zu den fantastisch und stark gefilmten Bildern, welche sowohl das Herzblut des Spiels wiedergeben als auch die Atmosphäre des Spiels, auch ein interessanter gewählter Soundtrack, meiner Meinung gut ausgewählt.



Schließlich möchte ich dann nur noch sagen, dass Oliver Stone mit seinem "An jedem verdammten Sonntag" den für mich eigentlich nahezu perfekten bzw. ultimativen Sportfilm (zum Thema Football), bis allem was einen solchen ausmacht, schuf. Absolut berauschend, kraftvoll, brillant inszeniert wie auch gespielt, bis in die kleinsten Nebenrollen exzellent besetzt. Da fasst man sich glatt Hoffnungen ihn beim nächsten Mal in sein Herz zu schließen, wenn man das nicht bereits getan hat. Filmisch gesehen aber: Ein eindeutiger Touchdown.





                                 9.0 / 10

Autor: Hoffman

2 Kommentare:

  1. Wow, ihr habt einen brauchbaren, wirklich schönen Banner! :D

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  2. Danke. Freut mich, dass wir da bei dir so eine Begeisterung wecken können und Banner (=Headline?). Wir versuchen halt, das beste draus zu machen. So gesagt die reloaded Fassung unseres Schaffens, kurzum: Wir 2.0. ^^

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