Mittwoch, 20. Februar 2019

Fritz Lang und sein Temple of Doom - Kritik: Der Tiger von Eschnapur & Das indische Grabmal (1959)

Der Tiger von Eschnapur (1959)

Fritz Lang inszeniert die Arthur-Brauner-Produktion »Der Tiger von Eschnapur« als eine Art romantisches Abenteuermärchen, die auf der Vorlage seiner Ex-Frau Thea von Harbour basiert und bereits in den 20ern Jahren verfilmt worden war, An der war Lang ebenfalls beteiligt, dort jedoch nur als Drehbuchautor. So ist dieses Spätwerk nun ein Film, mit dem Lang den Zuschauer von seinem bürgerlichen Alltag entfliehen lassen will. Ein Film für alle diejenigen, die Fernweh haben. Dieses Abenteuer ist aber auch nur größtenteils ein Abenteuer vor Studiokulisse, das aber durch seine (falsche) Exotik durchaus besticht. Mit der Wirklichkeit hat das alles wenig zu tun, aber dafür interessiert sich Lang schließlich auch gar nicht. Lang entwickelt eine Art Dreiecksgeschichte: Der deutsche Ingenieur Berger (Paul Hubschmid) kommt nach Eschnapur um für den dortigen Maharadscha zu arbeiten.  Auf seiner Reise dorthin trifft er die Tempeltänzerin Seetha (Debra Paget, die durch ihre dünkelhafte Sprache auffällt, was ihren Charakter durchaus mysteriös erscheinen lässt), scheinbar europäische Wurzeln hat und die ebenfalls auf dem Weg zum Maharadscha ist, für den sie tanzen soll, da er sich in sie verliebt hat. Seine Frau ist bereits verstorben. Der Maharadscha überlegt daher, ob er sie nicht zu seiner neuen Frau machen soll.  Lang liefert dazu auf dem Weg zum Palast einen bösen Tiger, der mehrere Menschen auf den Gewissen hat und die Kutschen umschmeißt, aber von starken Männern, von Beruf Ingenieur, mit Feuer in die Flucht geschlagen wird, woraufhin Tänzerinnen sich in diese kräftigen Männer verlieben und an ein Wunder glauben. Es gibt (angemalte) deutsche Schauspieler als Inder, die glänzend lange Roben tragen, prunkvoll-goldene Paläste, unterirdische Gewölbe und geschmückte Elefanten. Lang bebildert beschaulich dieses naive, biedere und verkitsche Abenteuerchen, dessen Inhalt trivial bis abgedroschen ist. Im Vordergrund steht für ihn eine (mitunter auch melodramatische) Romanze.


Langs Erzählung ist betagt. Er findet aber dahingehend hier und da auch einige prächtig-bunte Bilder. Wenigstens ist diese Naivität, mit der Lang diese Geschichte erzählt, aufrichtig gemeint, auch wenn dieser Film sicherlich weit von den Meisterstreichen in seinem Schaffen entfernt ist. Erwähnenswert ist daneben insbesondere noch die (vergleichsweise düstere) Szene, in der Berger im Untergrund des Palastes hinter einer verschlossenen Tür in einer Höhle Leprakranke entdeckt, Verstoßene, die weggesperrt wurden und die daraufhin fast schon gespenstisch, als sie Berger bemerken, die Treppe hinaufkriechen, wie Untote, die nach Leben lechzen. Ansonsten gibt es nur einen Tempeltanz vor einer überdimensionalen Göttinnenstatur, einen misslungenen Zaubertrick, einen blutleeren Kampf gegen einen Tiger und eine gemeinsame Flucht in die Wüste. Fortsetzung folgt.

Das indische Grabmal (1959)
Fritz Lang behält die Formel des ersten Teils in der Fortsetzung »Das indische Grabmal« bei und spinnt die (noch offene) Geschichte vom deutschen Ingenieur, der Tempeltänzerin und dem Maharadscha weiter. Viel neues gibt es dabei nicht zu berichten. Der Film ist ähnlich matt, aber immerhin ebenso dekorativ wie sein Vorgänger. Lang legt den Fokus aber weniger auf die Romanze, als auf die schläfrig eingefädelten Intrigen, die im Palast gegen Maharadscha steif besprochen und geplant werden. Das lässt das Ganze vielleicht noch etwas hinfälliger erscheinen, besonders da die meisten Akteure größtenteils außer Gefecht gesetzt sind und nicht wirklich aktiv werden können: Berger sitzt angekettet im Verließ und Seetha ist eine Gefangene des Maharadschas, der sich nicht entscheiden kann, ob er sie heiratet oder lebendig in einem Grabmal begraben soll. Weitere Anwesende im Palast sind Sabine Bethmann als Bergers Schwester, die darüberhinaus nichts anderes tut als sich sorgen zu machen und Claus Holm als Bergers Chef und Freund, der die Räume auf- und abläuft wie ein Tiger. Das lässt Langs Film schwerfällig wirken, bei dem man eigentlich nur darauf wartet, dass er zu Ende ist. Daneben gibt es einen weiteren Tempeltanz vor einer Göttin und vor einer Schlange, bei dem Debra Paget fast alle Hüllen fallen lässt und es wird im unterirdischen Labyrinth nach Berger gesucht. Immerhin gibt es dadurch dann auch ein durchaus ulkiges Wiedersehen mit dem Leprakranken.

5.0 / 10

Autor: Hoffman 

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