Freitag, 19. August 2016

Eine Hochzeit in Italien - Kritik: Love Is All You Need (2012)


Dieser Film ist eine kleine Überraschung, weil man gewillt ist aufgrund des deutschen (und weit vom original entfernten) Titels »Love Is All You Need«, der auf eine triviale Romanze schließen lässt, einen ganz anderen Film dahinter zu vermuten und zwar einen Film, von dem man denken könnte, dass Susanne Bier sich nun ganz Hollywood und seiner heilen Welt hingegeben hätte (dafür würde Pierce Brosnan in einer der Hauptrollen sprechen, dagegen aber umso, dass Susanne Bier hinter und vor der Kamera sich sonst auf eine dänische Besetzung verlässt mit Anders Thomas Jensen als Autor und Morten Søborg als ihren Kameramann). So ganz leugnen kann man natürlich nicht, dass es sich bei ihrem Werk vornehmlich um einen Film handelt, der im gewissen Maße zum wohlfühlen und entspannen gedacht ist. Es ist dabei auch nicht ihre erste romantische Komödie, die sie hier inszeniert (Vergleich hierzu: »Der einzig Richtige«) hat und die daher so erfrischend ist, weil Bier neben der attraktiven Klarheit der Bilder, die eine positive Ausstrahlung haben, diese romantische Komödie zurückhaltend schildert.


Ihr Film ist ein sympathisches und vor allem auch humorvolles Leichtgewicht, das sicherlich weit davon entfernt ist das Rad neu zu erfinden. Es ist nun ein Film von Susanne Bier, der von dem Vor-der-Hochzeit erzählt. Diese Hochzeit soll in Italien stattfinden. Die Mutter der Verlobten (Trine Dyrholm), Ida, die gerade den Brustkrebs überstanden hat, wird von ihrem Ehemann (Kim Bodnia) betrogen mit seiner hübschen, aber (wie üblich) dumpfen Buchhalterin. Der Vater des Verlobten (Pierce Brosnan), Philip, ist ein verschlossener und zynischer Geschäftsmann, der immer viel zu tun hat, einsam bleiben will und seine Gefühle unterdrückt. Seine Frau verstarb bei einem Autounfall. Diese beiden unterschiedlichen Figuren lässt Susanne Bier aufeinanderprallen, lässt sie sich gegenseitig beäugen, wahrt dabei Dezenz und lässt sie dann sich langsam einander näheren. Bei diesem Film kann man durchatmen. Er erfreut mit seinen Bildern der Landschaften und Ortschaften, von denen man aber auch zugeben muss, dass sie eine gewisse Postkartenidylle darstellen. Biers Film ist nicht zu streng von den Bildern, weil der Film auch beweglich bleibt von der Kameraführung, was ihm einen mehr provisorischen Touch gibt (wie auch durch die kurzen und oft unmerklichen Jump-Cuts des Films) und er dadurch nie zu starr in dieser Hinsicht wird.


Es ist ein liebenswerter Film, der - neben dem Thema Liebe - über Glück und Pech erzählt, der sich durch Biers sensible Beobachtungen und ihre sanftmütige Erzählweise auszeichnet. Ihre Protagonisten sind eigentlich Figuren, die Schmerz in sich tragen oder gebeutelt sind. Sie beschwört Konflikte herauf, die einbrechen in die Harmonie des Films. Sie bricht damit. Man könnte fast sagen, dass diese Konflikte regelrecht in den Film hineinspringen. Dazu räumt Bier jeder tragenden Figur (von der Tochter, dem Verlobten oder der eitel-giftigen Schwägerin Philips mit Sorgentochter, die ihn für sich versucht zu gewinnen) irgendwann im Verlauf der Geschichte ihren Platz ein. Es sind Figuren, die Sehnsüchte haben, sich fürchten oder verwirrt sind. Bier bricht mit der vorgegaukelten Harmonie einer Hochzeit, denn darunter liegen auch Probleme und Zweifel. Jedoch ist ihr Film am Ende des Tages natürlich ein optimistischer und versöhnlicher, bei dem besonders der Aspekt in diesem Rahmen, in dem er sich bewegt, für ihn spricht, dass er es schafft (durchaus auch wegen seines Witzes) ein Lächeln in das Gesicht seines Zuschauers zu zaubern. Denn wo das eine Glück endet, öffnet sich die Tür für ein anderes.


6.5 / 10

Autor: Hoffman 

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