Freitag, 23. März 2012

Kritik: Spiel auf Zeit


Man könnte meinen Filmideen zu sammeln und umzusetzten, wäre eine Sache der Psychologie. Oft erlebt man Déjá Vus und Altbekanntes. Bestimmte Grundlegenden von denen jeder irgendwann schon mal etwas gehört hat, durch Parodien, das Zitieren oder gar die Kopie. Doch woher nun das Grundschema stammt was keiner. Seltsam. Insofern bemüht sich doch der fantasievolle Filmfreund stets nach dem Film zu suchen, der das bietet was wir als die »filmische Absolution« bezeichnen würden, Ideen zum träumen - mögen sie noch so simpel und bekannt erscheinen. Mir geht es nicht anders - auch wenn ich nicht von Absolution sprechen würde - bei "Spiel auf Zeit" aus dem Jahre 1998, bei dem Regisseur Brian De Palma zu seinem Hitchcock-Motiv - könnte man plump meinen - im Sinne des simplen »Suspense« zurückfand und sich Teile von Hitchcocks Konventionen animmt, vermischt mit verschiedenen anderen Zutaten und Einschüben.


Wie gesagt das Konzept ist sicherlich dahinter keinesfalls schlecht - zur Erzeugung von Realismus und Glaubwürdigkeit setzt man auf real-parallel laufende Zeit - heute als typisches »24«-Element bekannt, die Story hingegen bietet wenig neues und scheint leicht abgetreten, dennoch konnte ich mich irgendwie nie ihrem seltsamen Charme entziehen. Palma richtet es auf die Spurensuche aus und auf das stets geliebte Motiv des »Verdachts«, mit Twists und kleinen Wendungen wird hantiert und das im Sinne des Plots ganz ordentlich und letztlich kommt es hierbei auch nur auf die Nutzung des Unterhaltungswertes an, was beileibe zufriedenstellend ausgenutzt wird. Das Prinzip dahinter: Ein Mord. Ein angeschossener Minister. Ein Attentäter. Mehrere tausend Verdächtige. Eine Boxarena. Und unter diesen Vorrausetzungen soll Rick Sanatoro den Mann finden, der hinter all dem steckt und so begibt man sich auf die Jagd und das Spiel auf Zeit möge beginnen. - Ich hoffe kein allzu schweres Prinzip.


So mag De Palmas besonderes Merkmal, neben der extravagant eingesetzten Kameraführung, auf der Echtzeit liegen. Ein sicherlich stets nettes Element, was meinerseits - so schräg ist - doch den gewissen Unterhaltungsgrad anzog. Es sollte auch kein Geheimnis sein das De Palmas Ziel hierbei wahrscheinlich in Hinsicht der Unterhaltung oder »Suspense« lag. Ganz dem Idol nach und so zeigt er sich von seiner trickreichen Seite, inszeniert im Sinne einer stets flotten Mörderjagd, größtenteils platztiert in der Boxarena und lässt seine Tätersuche schmücken mit interessanten Rückblenden, und auch hier kann man in Frage stellen: Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Durchaus clever, kleine Täuschungen und immer stets mit kleinen Wendungen als Beilage. Zwischen alldem darf dann noch Nicolas Cage ein wenig Freude mit Overacting verbreiten, doch sieht man ihm den Spaß sichtlich an und irgendwie macht das seine Figur des Sanatoro - auch Cage scheinbar auf den Leib geschrieben - sympathisch.  Daneben agiert Gary Sinise, ungewohnt, aber demnach doch überzeugend als Sanatoro´s Freund und Navyofiizier Kevin Dunne. Stets präsent spielend im Wechsel mit Cage. Irgendwie zum gern haben. Da wirkt Carla Gugino doch eher unauffällig - in jedem Fall besser als störend. Und De Pamla unterhält dazu - wie passend mit klassischen Spannungselementen wendet er sich konsequent an eine Quelle: Die Unterhaltung, was De Palma hierbei meiner Meinung nach doch durchaus gekonnt meistert, denn sonst bietet der Film gerade in Hinsicht des Drehbuch wenig Solidarität oder gar Stärke. Denn so mögen die Charaktere jeweils eher dem typischen Durchschnitt entsprechen und so auch klischeehaft wirken. Es kommt mir so vor als liege die drastischste Schwäche des Films eh am Drehbuch. Denn trotz des hohen Unterhaltungsgrades, den De Palma mir hier schenkte - scheint der Verlauf der Story doch leicht vorhersehbar und mit Konventionen gefüllt - das stört dennoch weniger als man annehmen könnte, mir ging es jedenfalls so.


Denn technisch ist De Palmas Inszenierung mehr als wirkungsvoll und gut gemacht, bedenke man einmal das ohne sichtbare Schnitte gefilmte Intro des Films, welches beeindruckt, und hierbei auch wieder an den großen Hitchcock erinnert, eine kleine Referenz seitens seines Fans De Palma und auch sonst liefert die Kamera eine sehr gute Arbeit, ob mit feinen Bildern oder in Hinsicht der meisterhaften Kameraführung, mit wirklich interessant-faszinierenden Einstellungen und gut gewählten Perspektiven. Rein technisch also wirklich überzeugend zum Nervenkitzel. Angeheizt und abgerundet wird das dann zudem noch rasant-stilvollen Score, welcher durchaus Spannung fördert.


Natürlich bedenke man bitte stets Brian De Palmas Thriller "Spiel auf Zeit" ist in jedem Sektor auf Spannung und Unterhaltung ausgerichtet, was er freilich meinerseits mit seiner souveränen Inszenierung schaffte, da mögen aber klare Schwächen schnell erkannt und kalkulierbar sein, Cage und Sinise zudem aber immerhin ein gutes Gespann. Und auch wenn dies falsch ist somit anzusprechen, so könnte man meinen De Palma versuche das neumodische, vereinfachte und amerikanische »Cinéma de qualité« zu definieren, immerhin es gibt schlimmeres...



                                           6.0 / 10

Autor: Hoffman

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