Dienstag, 27. November 2012

Irgendwie kann man ihm nicht böse sein... - Kritik: V/H/S


Es gibt immer wieder Filme, denen ich aus unterschiedlichen Gründen wohlwollend gegenüberstehe, bevor ich sie überhaupt gesehen habe. Das Genre spielt dabei keine so große Rolle, doch im Horrorgenre passiert mir das ziemlich oft. Irgendein Film, der eine möglichst innovative, absurde, lustige, böse Handlung aufweist, hat schon lange im Voraus meine Sympathien. Ein Beispiel dafür wäre der in diesem Jahre erschienen Found-Footage Horrorstreifen "V/H/S", auf den ich, schon als ich zum ersten Mal von ihm hörte, direkt Lust hatte. Denn dieser Film hat auch einen sehr originellen Plot, der sehr viel Potential bietet. Doch bevor ich hier noch weiter rummstammle, wie sehr manche Filme schon im Voraus meine Sympathien haben, soll noch gesagt sein, dass gerade im Horrorbereich auf die Vorfreude vor der Sichtung, nach der Sichtung meist Ernüchterung und Enttäuschung eintreten, da ich trotz aller Sympathie zur Grundidee und zum Konzept oftmals nicht in der Lage bin, den Film wirklich zu mögen, da er einfach nicht gut genug dafür ist. Ist zwar schon öfters mal passiert, aber es immer wieder aufs Neue Schade. Und genau in diese Reihe von Filmen, die ich eigentlich gerne gemocht hätte, aber die mir dann keine Chance gegeben haben, sie wirklich zu mögen, reiht sich auch "V/H/S" ein.



Um mal kurz meine Vorfreude zu erklären: Das Konzept fand ich irgendwie klasse. Eine Gruppe Einbrecher sucht nach einer bestimmten VHS Kassette, und sie müssen sich dabei durch massenweise Videos sichten, die zumeist ziemlich schreckliche Ereignisse zeigen, die von den "Darstellern" der Videos selbst gefilmt wurden - die Einbrecher filmen ihren Einbruch natürlich auch noch selbst, sodass der ganze Film im Found-Footage Stil daherkommt. Das klang für mich nicht nur nach einem Found-Footage Spektakel, einem Genre, dem ich offen, aber auch nicht enthusiastisch gegenüberstehe, sondern nach einem wunderbaren Konzept. Ich freute mich schon darauf. Ich spekulierte auf einen Film voller Hommagen, da sich das mit dieser "Wir schauen VHS" Thematik so sehr angeboten hat. Als eine Art Liebeserklärung an die Zeit, als man die pösen, pösen Filme nur klammheimlich auf VHS sehen konnte. Habe die Zeit zwar nicht mehr selbst erlebt, aber die Filme aus dieser Zeit gefallen mir alle, bis auf wenige Ausnahmen, wunderbar. Ich hoffte bei "V/H/S" also fast schon auf eine Liebeserklärung an Datenträger und Genre. Doch ich wurde leider enttäuscht.


Sicher, es müssen und sollen nicht immer Hommagen sein, daher schaute ich den Film munter weiter und hoffte auf ein neues und innovatives Horrorerlebnis. Doch leider blieb auch das aus. Das erste der Bänder, welches sich die Einbrecher ansehen ist mit Abstand das Beste, hier war es wirklich noch ziemlich gruselig und der Film hatte nach wie vor meine Sympathien, und ich hoffte, dass er munter so weitermachen würde. Doch leider tat er das nicht. Die darauf folgenden Bänder sind nämlich allenfalls ganz okay, vom Gruselfaktor. Sicher hier und da hatte der Film auch nach dem ersten Band seine Momente, aber unterm Strich kam nach dem guten ersten Band einfach zu wenig und es wurde eigentlich immer langweiliger, da sich die Geschichten, die die VHS Kassetten zeigen, immer irgendwie ähnelten: Es geht immer um ein Päärchen, oder um mehrere Päärchen, um Sex geht's dann natürlich auch irgendwie und die meisten der Figuren in dem Filmen im Film sind junge und (vor allem) dumme Menschen, die dumm auftreten, dumm daherreden und sich einfach nur blöd und vorhersehbar verhalten. Dies färbt natürlich auch auf den gesamten Film ab, sodass das Ganze mit fortschreitender Laufzeit immer langweiliger und vorhersehbarer wurde, und ich mich gegen Ende bemühen musste, nicht einzuschlafen. 


Nun ja, ich musste nach dem Ende des Films eingestehen, dass ich mal wieder enttäuscht wurde, jedoch hält es sich bei "V/H/S" irgendwie trotz allem in Grenzen. Ich weiß nicht wirklich warum. Ich kann diesen Film aufgrund seiner Mängel zwar nicht wirklich mögen, aber ich kann ihm auch nicht wirklich böse sein. Er ist mir  einfach aufgrund seines originellen Konzeptes sympathisch und - mal ganz vom sympathischen Konzept abgesehen - beileibe kein Griff ins Klo, so wie vieles im Horrorbereich in den letzten Jahren. Er macht einfach, auch wenn er nicht gut ist, irgendwie Spaß. Keine Ahnung warum. Auch wenn es zum Schluss langweilig wurde; wirklich genervt hat mich die Sichtung nicht, es war trotz allem ein netter Film. Daher spreche ich mal unter Vorbehalt eine "Empfehlung" aus, da man auf jeden Fall keinen kolossalen Fehler begeht, wenn man sich "V/H/S" zu Gemüte führt. Und alleine schon für seinen kreativen Plot kann man dem Film nicht böse sein. Er hat sein Potential zwar nicht genutzt, aber, wer weiß, vielleicht kommen ja bald Filme, die ähnlich kreativ und innovativ wie "V/H/S" sind, und dieses Potential dafür dann auch richtig nutzen. Wäre schön, wenn "V/H/S" im nachhinein Pionierarbeit leistet, und dafür sorgt, dass in unserem geliebten Horrorgenre wieder mehr Mut zu Neuem aufkommt, auch wenn er selbst nicht wirklich überzeugen kann.


5,0 / 10

Autor: MacReady

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