Freitag, 10. Mai 2013

Alle lieben Damien - Klassiker der Extraklasse: Das Omen (1976)




»It's not a child!« - In aller erster Linie kann in Hinsicht der thematischen Annäherung des Okkultismus dieser Film als konsequente Weiterentwicklung von Polanskis »Rosemarie´s Baby« (1968) gesehen werden, wo dieser mit dem Kinde in der Wiege noch einen Ausstieg fand, findet »Das Omen« (1976) hier nun damit seinen Einstieg nach der fabulösen Titelsequenz, die hier schon eine eindringliche Stimmung vermittelt - auch dank Jerry Goldsmiths meisterhafter Arbeit. Und schon dort hantiert Richard Donner mit dem ersten unheimlichem Symbol, der teuflischen 6 und so tauscht man den Tod des Eigenen für fremdes Leben. Nun soll das Fremde zum Eigenen werden. Und die Wahrheit vom falschen Sohn stets ein Geheimnis bleiben. Danach bemüht sich Donner nun eine perfekte Idylle zu schaffen - mit Frieden, Glück und Harmonie, gezeichnet mit Sonnenuntergängen und ruhigen Spaziergängen. Selbst ein kurzer Schreck über den verschwundenen Sohn tut dieser Geruhsamkeit keinen Abbruch, sondern porträtiert nur noch umso passender das behutsame und sorgenvolle Verhältnis der Eltern zu ihrem Sohn Damian.



Der Ort des Frohsinns, der Geburtstag Damians, wird nun zum Ausbruch und zum wörtlichen Sprungbrett für den Beginn, davor die Harmonie als Overtüre, von Donners symbolischer Hantierung mit christlichen Motiven und dem Okkultismus, die davor geschaffene Idylle zerbröckelt nun langsam und geradlinig. Dazu nutzt man das Symbol der Unschuld (= das Kind) nun um dieses zum eigentlichen Antagonisten zu erheben, damit wird der Gedanke, der bereits in »Das Dorf der Verdammten« (1960) auftrat, erweitert. Das macht Damian selbst zu einem ambivalenten Charakter - mehr in Beziehung mit dem Zuschauer, denn mit den Protagonisten. Donner betont diese Teuflischkeit des Jungen fast schon vehement, seine Blicke, seine Ausbrüche und seine unheimliche Aura, hervorgerufen durch das absolute Non-Acting vom jungen Harvey Stephens, scheinen keinen Zweifel zu lassen. Das Schein und Sein-Motiv bietet dabei eine Möglichkeit, bleibt aber von Donner meiner Meinung nach zumindest größtenteils ungenutzt. Auch wenn sich faszinierende Verweise darauf durchaus finden lassen, allein in der Figur des Fotografen Jennings (David Warner), der nebenbei gesagt teils auch an David Hemmings in Antonionis »Blow Up« erinnern mag, so teilt sich »Das Omen« aber weniger in Schein und Sein, als denn in Glauben und Aberglauben auf. Donner arbeitet dabei nur Anhand von Andeutungen und Zeichen, das ist Polanskis Stil in »Rosemaries Baby« sicherlich ähnlich, dennoch wo Polanski mit seiner kafkaesken Symbolik exzessiv wurde, bleibt Donner dafür hingegen subtiler beziehungsweise zurückhaltender.



Vertieft werden diese Verweise durch Goldsmiths suggestiv eingesetzten und schauderhaft-schönen Score. Goldsmiths stimmige Untermalung verdeutlicht nun diesen Perspektiveneffekt, das heißt dadurch entwickelt sich in Donners Film eine völlig andere Betrachtungsweise der Ereignisse und suggeriert eine besondere Bedrohlichkeit im Film. Stilsicher wird gefilmt. Donners Erzählung ist gemächlich, wenngleich er wohl dosiert die Zwischenfälle häufen lässt, mit kläffenden Hunden, überzogen-bösen Kindermädchen, stürmischen Winden, spießenden Blitzableitern oder anderen spektakulären »Unfällen«, aus den Fenstern oder durch die Fenster - deren Einfluss kaum verkennbar ist. Der Priester führt ins Zweifel. Vater Gregory Peck beginnt am fremden Sohn zu zweifeln, Mutter Lee Remick dagegen begibt sich in Selbstzweifel. Es folgt auf Zwischenfall, die kriminalistische Untersuchung des Falls. Normalität (auch symbolisiert durch die kriminalistische Ader von Donners Werk) prallt auf das Übernatürliche. Der Höhepunkt ist dann wieder äußerst passend gewählt: Ein Friedhof, samt bellenden und beißenden Hunden. Die Symbole verdichten sich und führen zu einem eindeutigen Fazit. Charakteristisch werden hierbei auch die meisten Konflikte der Figuren nur angerissen, das Motiv der Urangst, der Unsicherheit der Mutter oder die moralische Zwickmühle: Ein Kind zu töten? Im Finale trifft dann schließlich die wilde Dramatik auf die perfide Konsequenz des Films, gegoldet wird das Ganze dann nur noch von einen dämonischen Grinsen - und einem daraus profitierenden eiskalten Schauer, der einen über den Rücken jagt.



7.5 / 10


Autor: Hoffman

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