In seinen vorletztem Film lässt Luchino Visconti zwei von einander unterschiedliche Welten (= zwei Generationen) aufeinanderprallen, alt und jung, angesiedelt in einer römischen Stadthaus, welches einem altem Professor (Burt Lancaster) gehört, der dort allein (mit Ausnahme seiner Haushälterin) lebt. Er hat sich in der Kunst verloren, studiert Bücher und Gemälde. In den Zimmern seines Hauses findet sich ein erdrückendes Archiv von Bildern, Büchern und Staturen, als wäre es eine überdimensionierte Bibliothek der Kunst. Die Räume sind prall gefüllt und die Wände sind förmlich tapeziert mit Büchern. Der Professor ist ein Theoretiker seines Fachs, der bedachtsam vorgeht und genau abwägt. Er ist ein altmodischer Typ, der seine Isolation lieb gewonnen hat und zurückgezogen lebt. Ein Jemand, der die Außenwelt hinter sich gelassen hat, weshalb Visconti diesen Film auch als Kammerspiel im Hause des Professors inszeniert hat, über das er nie hinausgeht, es spielt sich alles in den Innenräumen (oder höchstens, um ganz penibel zu sein, auf dem Balkon) ab. Eine leerstehende Wohnung wiederum lockt die jungen Leute (in Form von Silvana Mangano), welche ungefragt die Vermietung der Wohnung erbitten und verhandeln wollen.
Diese jungen Leute, bestehend aus einer Mutter, ihrem Liebhaber, der Tochter und deren Verlobten, sind stürmisch und tatkräftig, während der zurückhaltende Professor ihnen gegenüber zunächst etwas furchtsam und irritiert wirkt. Eine Gruppe, die mit ihrem Fashionlook Zerstreuung in das Leben des Professors bringt, der sich skeptisch gibt gegenüber den Fremden, aber dessen Blicke auch gleichzeitig eine gewisse Faszination für die Jugend, ihre Spontanität und ihren Enthusiasmus zeigt. Besonderen Fokus legt Visconti dabei auf den Charakter von Helmut Berger, dem Gigolo Konrad, der rebellisch, aggressiv, unverfroren, mutig und aktiv ist, während der Professor passiv ist. Damit stellt Visconti besonders diese beiden Charaktere gegenüber. Zunächst scheint es keine Verständigungsmöglichkeit zu geben, so meint der Professor, dass er den Kontakt zu den jungen Leuten verloren habe und er laut eigener Aussage kein neues Leben beginnen kann, er auf den Tod warte, doch schon bald näheren sie sich einander durch die Kultur und Kunst. Der Professor wird aus seinem Schlaf wieder erweckt. Daneben ist Viscontis Film verschwenderisch überladen mit kunstvollen Dekors und Gemälden, auf welche die Dialoge auch hingesteuert werden. Visconti erzählt das gemächlich und wohl besonnen, dabei stets auf Feinheiten achtend, in luxuriös verzierten und edlen Bildern. Der Professor hat sich an seine Einsamkeit gewöhnt, sehnt sich aber im Inneren doch irgendwie nach dieser menschlichen Nähe, nach einer Familie. Konrad wiederum ist hinter seiner Fassade verletzlich, will Ratschläge und zeigt damit auch seinen Respekt gegenüber dem Alter, sodass man es fast schon als Vater-und Sohn-Beziehung auffassen könnte. Und die junge Generation zerfleischt sich als dekadente Gesellschaft selbst, sodass letztlich Konflikte und Gefühle von Wut und Hass offenbart werden, bis zur Tragödie.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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