Freitag, 20. September 2013

Ein Sturm zieht auf - Kritik: Der Ghostwriter (2011)




Polanski beginnt seinen Film andeutungsvoll, mit einer düsteren Stimmung im Gepäck: Einem mysteriösen Tod, einer angespülten Leiche, einem leeren BMW und dunklen Wolken über dem Horizont. Das Themengebiet auf dem »The Ghostwriter« aufbaut, ist durchaus ein neues (wie der Titel schon sagt), die Aspekte, die Polanski darunter zusammenführt, sind aber sicherlich bekannt: Das dreckige Spiel, die ungereimte Politik und deren obskure Akteure. Die Story dreht sich um die Memoiren des ehemaligen Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan), um den Todesfall von dessen Ghostwriter und um seinen neuen, naiven »Ghost« (Ewan McGregor). Anfangs lässt Polanski den Zuschauer noch rätseln bei dieser Geschichte. Dazu ist es nicht die Handlung, die großes Grübeln von Beginn an veranlasst, sondern es sind die kleinen, unheilvollen Andeutungen und Symbole, die Polanski so fein für sich nutzt: Regen als Düsternis, die reißenden Wellen, der finstere Himmel, das stürmische Wetter und dann dieser unheimliche Leuchtturm! Und nicht zu vergessen die exzellente Kulisse der Insel Sylt, mit der Polanski auch die Abgeschiedenheit und die Fremde symbolisiert.



Polanski baut demnach inhaltlich gediegen seine Spannung auf, während sein Film atmosphärisch selbst einem aufziehenden Sturm nahe kommt. Da ist er voll in seinem Element. Auch weil Desplats reizvoller Score genau diese geheimnisvolle Essenz von Polanskis Film einfängt und verstärkt. Polanski zieht seinen Protagonisten in einen Strudel oder in ein Netz, in welchen er nicht mal bewandert ist, er ist ein Außenseiter dieses politischen Milieus und dessen Verstrickungen, er wird zum Komplizen, wird zum Vertrauen und zur Loyalität verpflichtet. So verstrickt er sich immer mehr in diesem Netz aus Vertuschung und Verheimlichung, bis der Vertraute zum Verbrecher wird und die Schattenseiten erhellt werden. Polanskis Film wird aber nicht heller und klarer, nein er wird gefährlicher und noch undurchsichtiger.





Ja, es ist der Sturm der aufzieht, während man in den trügerischen Gewässern der Politik fischt und dabei weiter und weiter forscht. Er blickt hinter die Fassade. Es ist lobenswert, dass sich Polanski nicht von dem ein oder anderen Klischee beirren lässt und versucht seinen Charakteren Facetten zu geben, auch um darauf später zurückzugreifen und wendungsreich zu verpacken, sodass sich daraus ein durchaus nachvollziehbares Bild von seinen Charakteren ergibt. Na gut, sagen wir lieber: Von einem kleinen Teil seiner Charaktere ergibt. Gerade die Figur des Adam Lang besticht in dieser Hinsicht, auch durch Brosnans kühlen Charme, hinter dem sich aber auch mehr zu verbergen scheint, wenn Polanski dessen Ehe beleuchtet und Langs wachsende Distanz zu seiner Frau (Olivia Williams), die für ihn eine Hass-Liebe empfindet. Die Affäre dazu ist ein Klischee, wird im Endeffekt aber clever von Polanski (im Sinne seiner Wendungen) angewendet. Die Starriege (u.a. Wilkinson, Cattral, Hutton) gibt sich dabei routiniert. Und Polanski inszeniert souverän ein Spiel um Macht, Machtmissbrauch, Korruption, politische Marionetten und Manipulation, mit einem Ende, das fast an das Ende der Bürokratie mit stürmischen Winden erinnern mag.




7.0 / 10


Autor: Hoffman 

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