Mittwoch, 19. Dezember 2012

Wenn der Süden gegen den Norden... Kritik: Gettysburg


Wie jeder oder mancher weiß, gab es in Amerika vor 150 Jahren mal einen Krieg, den amerikanischen Bürgerkrieg. Um was geht's? Ich will hier keine Geschichtsstunde machen, obwohl ich weiß, dass das nicht der einzige Grund war, aber dennoch: Norden ist gegen Sklaverei, Süden dafür. Keine Einigung, also Krieg. Ja, und in diesem Krieg, der vier Jahre dauerte gab es eine ziemlich große Schlacht, nämlich die Schlacht von Gettysburg anno 1863. War eine ziemlich wichtige Schlacht, die der Süden verlor, und die sowas wie der Wendepunkt zugunsten des Nordens war. Und da der Bürgerkrieg sich tief ins kollektive Gedächtnis der Amerikaner eingebrannt hat, da es bis heute der verlustreichste Krieg, an dem die Amerikaner beteiligt waren, ist, war es natürlich selbstredend, dass diese Ereignisse auch mal verfilmt werden. Und dies geschah Anfang der Neunziger, nämlich mit dem Film Gettysburg, der für mich mittlerweile eine Perle unter all den Historienfilmen geworden ist.





Dieser Film erscheint mit seiner Laufzeit von vier Stunden nicht sehr zugänglich, doch ich muss zugeben, ich mag sowas, Filme, die viel erzählen und die ruhig mal eine ausufernde Laufzeit haben. Dazu kommt noch, dass ich sowieso ein Fan von Historienfilmen bin und dass ich Gettysburg inszenatorisch und erzählerisch einfach klasse finde. Denn viele Filme, die sich mit einer historischen Schlacht auseinandersetzen konzentrieren sich nur auf das Gemetzel, doch dieser nicht. Dieser Film lebt von seiner Liebe zum Detail. Er konzentriert sich auch auf die Vorgeschichte der Schlacht. Die Handlung wird jeweils aus Sicht der Nordstaaten und aus Sicht der Südstaaten erzählt, ohne dass der Film dabei Partei für eine Seite ergreift. Der Zuschauer erlebt das Gesehene förmlich, man sitzt mit den Soldaten am Lagerfeuer und lauscht ihren Gesprächen. Sitzt mit den Generälen bei der Lagebesprechung und zum Schluss gipfelt das alles in einer großartig inszenierten Schlacht, die ihresgleichen sucht. Bei solchen Filmen kann aber oftmals auch vieles schief gehen. Sie können das Ganze zu sehr glorifizieren und auch in ein falsches Licht rücken. Doch hier nicht. Natürlich bekommt man hier auch Sachen wie „Wir werden heldenhaft sterben“ zu hören, doch das war damals halt die Einstellung vieler Beteiligter. Der Film schafft es aber auch zu zeigen, was für eine Tragödie der Bürgerkrieg war. Viele Beteiligte müssen gegen frühere Freunde und Verwandte kämpfen, nur weil diese im Norden oder im Süden leben. Dem Zuschauer wird einfach vermittelt, was für ein unnötiger, aber irgendwie auch unvermeidbarer, Krieg das war. Es werden oftmals die Differenzen der zwei Landesteile verdeutlicht, doch immer wieder wird gezeigt, dass sie doch eigentlich vom selben Schlag sind und dieser Krieg mehr oder weniger ein Witz ist und gegen die Ideale verstößt, auf die sich die Amerikaner immer gestützt haben.



Das macht Gettysburg natürlich noch lange nicht zu einem Antikriegsfilm – das will der Film auch gar nicht sein. Es zeigt aber auch, dass Gettysburg kein Pathosspektakel ist, sondern eine authentische Darstellung der Ereignisse. Hier wirkt einfach alles wie aus der damaligen Zeit. Jede Uniform, jede Fahne, jede Kanone, alles verdeutlicht, mit was für einer Liebe zum Detail dieser Film, der darüber hinaus auch an den original Schauplätzen der damaligen Schlacht gedreht wurde, gemacht ist. Auch der Cast, unter dem sich Namen wie Martin Sheen, Sam Elliott und Jeff Daniels befinden, mach seine Sache wirklich hervorragend, man merkt einfach, dass dieser Film jedem einzelnen der Beteiligten wirklich am Herzen lag. Er ist schlichtweg überwältigend, sowohl von der schauspielerischen Leistung des Casts und der Laufzeit, als auch von der grandiosen Optik. Hier wird auf große Special Effects verzichtet und dafür werden dem Zuschauer grandiose Panoramaaufnahmen der Schlacht, sowie der Umgebung präsentiert. Wahrlich herrliche Bilder, die nicht auf Hochglanz poliert sind, aber dennoch eine wunderbare Symbiose aus Licht und Naturaufnahmen bilden. Die Kamera begleitet das Geschehen sehr ruhig, sodass sich die erzählerische Wucht des Films des Films voll und ganz entfalten kann. Hektische Schnitte sind hier auch nicht vorhanden, was dem Film noch mehr zu Gute kommt, denn so kann er sich die Zeit nehmen, die er braucht, um seine Geschichte zu erzählen. Und dies schafft er über die vier Stunden, von denen sich jede einzelne Minute lohnt, und die zu keiner Stelle langweilig werden. Dafür ist der Film einfach viel zu schön gemacht.


Jedoch muss ich jetzt auch einmal aus dem Schwärmen herauskommen und sagen: Gettysburg ist nicht für jeden so ein tolles Erlebnis, wie für mich. Man muss sich für eine solche Art von Film und deren historische Thematik begeistern lassen, wer das nicht kann, der soll es am besten gleich bleiben lassen, das wären vier vergeudete Stunden. Doch, wie gesagt, ich mag solche Filme einfach. Sicher ist Gettysburg keiner der Filme, die ich mir immer anschauen kann, doch von Zeit zu Zeit landet er immer wieder mal im Player. Und immer wieder schafft er es mich zu begeistern. Gettysburg ist einfach ganz großes Kino.



8,0 / 10
Autor: MacReady

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