Freitag, 24. Januar 2014

Limo-Driver - Kritik: Cosmopolis (2012)



Wer eine Reise tut, der hat viel zu erzählen? Wirklich? Was ist aber mit dieser Art von Reise, auf die sich Robert Pattinson in "Cosmopolis" begibt? Der Anlass: Trivial. Das Setting: Eine Limo, in der er vom Rest der Welt getrennt ist, und in der er nahezu alles hat, was man so als Mensch braucht: Knabberzeugs, Bildschirme, Sex und Prostatavorsorgeuntersuchungen. Ist es das, das immer wieder thematisierte "Neue Fleisch"? Es handelt rational, steht mit beiden Beinen jenseits der realen Welt und scheint nur noch daran zu denken, wie es weiter funktionieren kann. Sex wird genau so benötigt wie ein medizinischer Check: Jeden Tag. Nichts wird der Natur überlassen. Doch zu welchem Preis? Pattinsons Rolle ist im Endeffekt doch nur ein armer Wurm. Seine Existenz ist nur über Aktienkurse und Wertpapiere definiert. Das Individuum wird von all diesem, von Menschen erschaffenen Chaos absorbiert und verliert an Bedeutung. Cronenberg deckt hier die Absurdität des Turbokapitalismus auf, da er den reichen und vermeidlich unabhängigen Menschen als armes Würmchen, das in seiner Limo wie eine Märchenprinzessin wirkt und nicht mehr zwischen Geschäftsleben und Privatleben unterscheiden kann, zeigt. Mit seiner Frau redet er nicht anders als mit seinen Securitymännern. Der Friseurbesuch wird behandelt wie ein wichtiges Meeting.... Kein Wunder, dass man da dem eigenen Verfolger zu gerne ins offene Messer läuft, denn dieses "Leben" bietet kaum eine andere Möglichkeit. Das "Neue Fleisch" bleibt weiterhin eine Theorie. Zum Glück.

8,5/10

Autor: MacReady


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