Mittwoch, 12. März 2014

Eine Hommage an die Kindheit - Klassiker der Extraklasse: Taschengeld (1976)



Die Kindheit und die Kinder, das waren stets Themen, die Francois Truffaut besonders am Herzen lagen und so ist auch »Taschengeld« ein lehrreicher Film, der sich diesem Thema äußerst feinfühlig widmet. Truffauts Film ist dabei genauso gut auch eine Hommage an die Kindheit und gehört daher auch zu Truffauts pädagogischen Filmen, wie auch »Der Wolfsjunge«, von denen als Beispiel Eltern lernen und verstehen sollen. Truffaut schenkt seine ganze Aufmerksamkeit hier den Kindern, ihrer Unschuld, ihrer Resistenz und ihren Problemen. Dabei ist das eher ein kleinerer Film, der in der Provinz Thiers spielt und in dem Truffaut episodenhaft Geschichten, Erfahrungen und Anekdoten zum Thema schildert, wenngleich ich ihn dabei etwas sprunghaft finde. Ein Film, der verspielt und warmherzig daherkommt und dessen kindliche Naivität und Leichtigkeit einen Lächeln lässt. Es ist ein Film, der wieder durch Kinderaugen sehen lässt.



Da gibt es Kinder, die spielen, sich miteinander vergnügen und zur Schule gehen. Dort wird Moliere gelesen und doch hat scheinbar keiner den Text gelernt zu haben. Dort gibt es ebenso Schüler, die frech die Lehrer verbessern. Schüler, die scherzen und spotten oder Schüler, die sehnsüchtig auf das Ende der Stunde warten und ihre Blicke nicht von der Schuluhr abwenden können. Da gibt es einen einsamen und vaterlosen Jungen, der als Sozialfall bezeichnet wird, dessen Haus heruntergekommen ist, dessen Sachen schmutzig und zerfranst sind und der von seiner Mutter vernachlässigt und misshandelt wird, kein Geld hat und beginnt zu stehlen. Denn Truffauts Film mag zwar leicht und humorvoll sein, er weist aber auch ernste Zwischentöne auf, wenngleich die Figur dieses Jungen vielleicht zu überdeutlich gezeichnet wird. Jedoch ist das schließlich auch ein Film für Kinder (wie auch genauso gut für Erwachsene; nicht das wir uns falsch verstehen), den sie leicht verstehen sollen. Kinder haben hier ihren eigenen Kopf, lügen, wollen beachtet werden und können kreativ werden. Kinder, die lachen und weinen und das vom diesem zum nächsten Moment.



Und hier gibt es Eltern, die nicht aufpassen, die zu sehr mit sich selbst beschäftigt und unachtsam sind und nicht die Gefahr eines offenen Fensters erkennen. Doch Truffaut lässt Wunder geschehen. Er glaubt an die Robustheit von Kindern, die eine dicke Haut haben, dicker als jeder Erwachsene. Da sind zudem zwei Brüder, die schon geschäftstüchtig werden und ein (scheinbar) mutterloser Junge, der die erste Liebe erlebt und sich in die Mutter seines besten Freundes verliebt. Und auch die Lehrer, mögen sie auch nur Nebenfiguren sein, sind hier nun ebenso Menschen, die eine Familie haben, deren Kind geboren und gestillt wird und die sich fragen, ob sie im Unterricht richtig handeln. Und selbstredend geht es natürlich auch in diesem Truffautfilm ins Kino, einem Ort, in dem die Menschen zusammenkommen. So gibt es da auch Jungen, die sich an die Mädchen ranschmeißen und sie innig im Kino küssen. Das ist ein durch und durch provisorischer Film, der im besten Sinne altmodisch ist und auch teils gedanklich eher in die Zeiten von Truffauts Kindheit zurückführt. Truffaut hegt dabei sehr viel Verständnis für diese Kinder und appelliert letztlich (in Form eines Lehrers) an die Bedeutung der Kinder in der Gesellschaft, wo bei sich wieder Truffauts Engagement für Kinder zeigt. Das ist ein durchaus kluger und stets liebenswerter Film, der das Herz erwärmt. So endet sein Film mit dem Start in die Ferien und zuletzt darf da natürlich auch nicht der erste Kuss fehlen.


7.5 / 10



Autor: Hoffman 

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