Xala von Ousmane Sembène stellt zwei Welten gegenüber, untersucht
die Mischung aus neokolonialistischer, kapitalistischer (aber als Sozialismus
posierender) Politik, die von der Oberschicht, von Offiziellen und Bürokraten
gepflegt wird, und prä-kolonialer, afrikanisch-«naiver» Kultur. Das Dakar,
Senegals Hauptstadt, das der Bildkader zeigt, enthält beide Aspekte; hinten im
Bild sehen wir die modernen, westlichen Hochhäuser, während vorne Bettler und
Verkrüppelte, Ausgestossene und Beraubte, kurz «menschlicher Abfall», wie sie
der Hauptdarsteller bezeichnet, durch die staubigen Gassen der Vorstadt ziehen –
der Gegensatz High Society – Zentrum vs. traditionell-armes umliegendes Gebiet
steht schon im Zentrum von Sembènes frühem, fantastischen (Kurz-)Film, Borrom
Sarret (1965).
Diese Gegenüberstellung erinnert mich auch an Pasolinis Medea, aber im Ton ist Sembènes Film anders: als Satire / Farce wendet er sich dezidierter an das Volk, zeichnet in kräftigen Tönen, humorvoll durch die vorgeführte Absurdität dieser neokolonialistischen Welt, in der weisse Ausbeuter durch Schwarze (mit weissen «Beratern») ersetzt wurden. Eine Gruppe von schwarzen Funktionären übernehmen in der parabelhaften Eröffnungsszene die Macht: in traditionellen afrikanischen Kleidern stossen sie die bisherigen, weissen Führer aus dem Wirtschaftsgebäude und jubeln der Menge zu; ein Schnitt zeigt sie dann in Massanzügen, ganz dem europäischen Vor-Bild entsprechend, und die ehemaligen weissen Machthaber kehren als Berater zurück, jeder mit Koffer voller Bestechungsgeld («wir wählen den Sozialismus», sagten kurz zuvor die Revolutionäre.
+
Autor: Cameron
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen