Mittwoch, 18. April 2012

Die Uhr tickt - Schon wieder: Kurzkritik zu "Dead Man Running"

Eine beträchtliche Summe Kohle muss in einem minimalsten Zeitraum her und es ist an zwei stümperhaften Laien, die Deadline einzuhalten. Wer schon nach halbem Intro augenrollend abdankt, sei entschuldigt: Tighter Motherfucker 50 Cent lässt sich in einer hässlichen Limousine rumkutschieren, stampft gewichtig und in voller Montur samt Designerbrille vorbei an Lakaien und Stripperinnen. Dazu wird 'The Prodigy' in die Ohrmuscheln gepumpt. Konzipiert von vorne bis hinten.

Glücklicherweise ist der afroamerikanische Mienenspartaner nur Hintergrundhampel in dieser äußerst soliden Gauneraction. Angeführt wird der Film vom glänzend harmonierenden Duo Danny Dyer und Tamer Hassan (aka Ex-Hooligans), das sich genötigt sieht, Schulden beim ausländischen Kredithai auf absurdeste Weise zu tilgen. Kein Hehl wird daraus gemacht, dass das brave Abgrasen des flotten Britkinos vergangener einanhalb Dekaden auf der To-Do-List stand, teilweise sogar 1:1 in der Musikuntermalung. Dank des Tempos und Casts reicht das hinlänglich für unterhaltsame und kurzweilige Kost. Der wendungsreiche Schulden-Aushilfsgangster-Flick ist überkonstruiert und nicht ansatzweise so originell, wie geheuchelt wird, aber doch erstaunlich smart in seiner Ausführung, sodass er sich ohne Weiteres vom Durchschnitt abhebt. 

Optisch beschreitet "Dead Man Running" nicht den Weg hyperaktiven, jugendattraktiven Hochglanzkinos, was angesichts des Hintergrundes von Alex de Rakoff verwundert, der namenhafte Videogameproduktionen wie "GTA 2" unter seinem Portfolio nennen darf. Unter diesem Aspekt wäre ein hippes Filmchen auf den Ästhetikspuren von "Crank" oder "Smokin' Aces" naheliegend gewesen. Stattdessen bleibt die Inszenierung geerdet, trotz schräger Dialoge, schräger Situationen und schräger Vögel umweht den Film der konservative Hauch europäischen Kinos. Nicht over the top, zwar teilweise bescheuert unwahrscheinlich, aber mit viel Herzblut. Freunde des jungen britischen Gangstercomedythrills, die Prognose wage ich, werden glücklich und zufrieden sein. Für den Rest wird "Dead Man Running", auch das prophezeihe ich, zum mittelschweren Albtraum.


6 / 10

Autor: seven

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