Donnerstag, 17. Mai 2012

Unhappyfuckyounomoreplease - Kurzkritik: "Happythankyoumoreplease"


Schon wieder eine dieser Independent-Tragikomödien. Und langsam stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch etwas Neues zu erzählen gibt. Im Fall von Josh Radnors Regiedebüt „Happythankyoumoreplease“, dessen Titel wohl vom total nicht originellen Inhalt ablenken soll, trifft zumindest eines zu: schier unerschöpfliche Passivität. Denn dies ist ein stinknormales Normalofilmchen über die Normalität des Normalseins normaler Menschen. Normal nicht notwendig, aber es ist nun mal so entzückend bequem. Nichts wird gebraucht. Nichts. Nur ein paar fesche oder aber fesche, sich aber nicht feschen gebende Subjekte für die, die sich das anschauen; und das sollen bevorzugt Jugendliche und Jung-Erwachsene sein. Mehr wird nicht gebraucht, weil schon der Gedanke – „Wir machen jetzt einen auf Independent“ – reicht wohl vermeintlich aus, um sich vom „Hirnloseinerlei“ abzusetzen; etwas Besseres zu sein – und die meisten glauben das sogar.

In „Happythankyoumoreplease“ dreht es sich um verschiedene, episodenartige Kurzgeschichten, die durch ihre Figuren ineinanderfließen oder sich durch diese zumindest einander begegnen. Einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte ist der erfolglose Schriftsteller Sam (Josh Radnor), der in der U-Bahn den zwölfjährigen Rasheen (Michael Algieri) kennenlernt, der offenbar von seiner Familie getrennt wurde, allerdings auch kein wirkliches Interesse zeigt, zu dieser zurückkehren zu wollen. Er beschließt auf den Jungen aufzupassen. Eine Entscheidung, die ihn verändern wird. Und dann wären da noch Sams beste Freundin Annie (Malin Akerman), die an einer Krankheit leidet, die sie haarlos bleiben lässt, seine Cousine Mary (Zoe Cazan), deren Freund unbedingt nach Los Angeles ziehen will, obwohl sie für sich selbst nicht weiß, ob das ihr ‚Leben‘ ist und seine große Liebe Mississippi (Kate Mara). 

Aber genügt es, eine Frau ohne Haare, ein einmal wieder und einmal mehr erfolglosen, eigentlich doch aber ganz begabten Schriftsteller oder ein gestrandetes Kind in der ‚City‘ irgendwie verbunden und zusammengepappt auf die Leinwand zu projizieren? Ganz sicher nicht. Dies soll noch nicht einmal ein prinzipieller Einwand gegen die schablonenmäßige Handlung sein, die zu keinem Zeiptunkt auch nur ansatzweise nicht vorhersehbar ist. Oder gegen die Klischeemucke. Nein. Mit all dem hätte ich keine Schwierigkeiten gehabt, hätte mich der Film verzaubert oder mitgerissen - hat er aber nicht.
„Happythankyoumoreplease“ ist oberflächlich und dadurch ungemein langweilig. Die hier vertretenen Daseinsdarstellungen sind flach und unauthentisch und nur dezent und notdürftig miteinander verbunden. Die Schauspieler sind passabel, können dem schwachen Drehbuch aber auch nicht mehr Reiz entlocken. Alles wirkt gewollt berührend, gewollt witzig, gewollt dramatisch und nicht zuletzt gewollt nachdenklich und tiefgreifend – und das nervt. Dieser so hippe und schrille Independent-Trend manövriert sich selbst ins Aus, entwickelt er sich nicht bald auf charakterlicher und erzählerischer Ebene weiter. Josh Radnor formt nicht, entwirft nicht, denkt nicht, er kupfert nur ab – und das ist das Problem. Ich möchte nicht behaupten, der Mann sei talentlos, geht es um Gefühl und Inszenierung, weil ganz sicher: Das ist er nicht. Ich denke nur, sein Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Ideen sollte zukünftig stärker werden, ist es sein Ziel, länger in diesem Berufsfeld zu bestehen. Auf jeden Fall wird es nicht ausreichen, und das ist nicht nur prinzipiell auf Radnor bezogen, reiht man stets Banalitätsfiguren aneinander, die sich mit ihren Klataratatsch-Problemen gegenseitig therapieren und ihren Pops ins Friedensfeuer halten – ganz dem Motto: „Du bist so toll, ich bin so toll und eigentlich ist doch alles toll.“ Oder besser: Sag doch einfach mal Danke. Wie unermeßlich substanzlos. Wie unglaublich ennuyant.
Und es wäre noch nicht einmal überzogen, würde man diesen Minimalkonsens an Vorschulsatz in diesem Wortlaut als Botschaft dieses Films kennzeichnen, weil Niveau und Nachhaltigkeit suchen vergebens die Verbindungen zu diesem Stoff. Stattdessen wird Flachheit zum Sinn und irgendwie soll ich das wohl wertschätzen, weil doch schon die explosionsarmen Grundgedanken, die Anti-Schlampenobsessionen und die akustischen wie optischen Verstärkungen einer klingelbunten Popmusikwelt zählen. Für viele ein Anreiz dieses Werk zu mögen, für mich ein Grund, es zu hassen. 


3 / 10 
Autor: Iso

9 Kommentare:

  1. Sehr gut. Bestätigt mich in meiner Abneigung gegenüber Radnor. Wie fandest du dagegen das Regie-Debüt Braff's?

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  2. Braffs "Garden State" hab ich nicht gesehen. Würde jetzt aber mal spontan sagen, dass es unter Garantie besser ist - Braff hat eindeutig mehr drauf als Radnor. Is jetzt aber nur aufs schauspielerische Können bezogen, n anderweitiges Resümee kann ich noch nich ziehen. Meinste der Film lohnt sich?

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  3. Also ich mag "Garden State" sehr gerne (8 Pkt.) - mit etwas zuviel gut gemeintem Kitsch zum Ende hin, aber doch sehr ordentlich (ist auch zum Teil autobiografisch, Braff hat ja auch das Drehbuch geschrieben). Bin aber auch sehr befangen, da ich ein großer Braff-Fan bin und "Scrubs" meine Lieblingsserie ist. Keine Ahnung ob der dir gefällt, aber wenn du ein Freund etwas skurriler, melancholischer Liebesgeschichten bist und wenn du mit Braff, Portman und Holm etwas anfangen kannst, dann könnte das was werden ;).

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  4. Wirklicher 'Scrubs'-Fan bin ich zwar nicht, aber immerhin fand ich die Serie in ihrer Anfangszeit besser als 'How I Met Your Mother' - ob das jetzt n Argument ist 'Garden State' zu gucken, weiß ich noch nicht so richtig. Aber da ich ja son heimlicher Portman-Verfechter bin, muss der schon mal her! Und obwohl Du manchmal unter Geschmacksdefiziten leidest, vertraue ich Dir einfach mal hinsichtlich Deiner Begeisterung dafür. :-P Werd den mir dann demnächst mal geben. Aber wehe der ist auch so scheiße...........

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    1. Da ich den weltbesten Filmgeschmack habe und ohnehin unfehlbar bin, muss es an dir liegen, wenn dir "Garden State" nicht gefällt. Aber ich bin da ganz optimistisch, sooooo schlecht ist dein Geschmack ja auch wieder nicht ;).

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    2. Würdest Du unfehlbar sein, hättest Du schon längst einsehen müssen, dass sämtlich Anderson-Wertungen Deinerseits mindestens um zwei Punkte zu niedrig sind.

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  5. Was Scrubs betrifft, so war die Serie bis Staffel 5 noch unterhaltsam, jedoch wurde die gesamte Serie durch Staffel 7-8 und dem unsäglichen Anhang zerstört. Ich sehe die Serie nur noch, wenn ich desinteressiert den Fernseher nebenbei eingeschalten lasse.

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    2. Oh wie wahr, dieser hirnfreie Epilog einer einstigen Qualitätsserie war nicht mal zum Weinen oder Schreien gut, es war einfach nur alles peinlich.

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