»Things aren't always what they seem.« - Tomas Alfredson erzählt von Maulwürfen, faulen Äpfeln, Spionen und nach einem Roman von John le Carré, den er schließlich hiermit aufmerksam komprimiert. In klinischen und technisch perfekten Bilder schickt er den Zuschauer damit zurück in die Zeit des Kalten Krieges und lässt das tot geglaubte Genre des Spionage- und Agentenfilms wieder im ehemaligen Gewand neu aufleben, von der ernüchterten Zeitstimmung bis zu der kühlen Atmosphäre. Seine Erzählung ist gemäßigt, aber mit einer erstaunlichen Präzision und Weitsichtigkeit ausgestattet, was Alfredson interessiert sind die kleinen Dinge. Es sind die Blicke, die Gesten, die Minuten und Sekunden, denen er Beachtung schenkt und sich dabei analytisch auf die Details seiner Geschichte konzentriert, denen er wiederum im Verlaufe seiner Geschichte Bedeutung einräumt und sie miteinander verknüpft. Mit bedächtigen und durchdachten Blick schreitet sein Protagonist Smiley bei der Ermittlung voran auf der Suche nach dem Feind in den eigenen Reihen und der sitzt ganz oben, ein internes Suchspiel. Das ist ein intelligentes Schachspiel zwischen Agenten (= Schachfiguren) im Stillen. Die Frage ist: Wer ist Freund und wer Feind? Wer ist Kumpane und wer Überläufer? Ein Spiel von und über Vertrauen, Misstrauen, Verrat und Moral. Und was bedeutet da noch Loyalität?
Aus Ruhe heraus schafft Alfredson die Faszination am Geschehen und aus der Langsamkeit die zuspitzende Spannung, die aus der sorgfältigen Rekonstruktion des früheren Spionagefilms und dessen Gefühl profitiert. Alfredsons saugt die Stimmung dieser Filme förmlich auf, verinnerlicht sie und gibt sie äußerst punktuell wieder. Oldman gibt den Smiley desillusioniert, menschlich und mit klaren Blick und mimt ihn mit einer ungeheuren Präzision von mimischen und gestischen Nuancen. Er blickt zurück und er blickt voraus. Das passt so exakt auf Alfredsons Inszenierung, der ja für seinen Teil auch nicht auf Rückblenden verzichtet, das es sichtlich verblüfft. So darf Alfredsons Film natürlich auch als fein zu betrachtendes Schauspielkino gewertet werden, durch die hervorragende Darstellerriege von Hurt, über Hinds, Hardy, Firth zu Jones, Strong und Cumberbatch, den ich jetzt auch für mich lieb gewonnen habe. Also Akteure, die durch ihr Spiel faszinieren und bei der distanzierten Schilderung wissen das Profil der Charaktere zu verdeutlichen, so deuten sie (und natürlich Alfredson) auch die tiefere Fassade hinter ihren Blicken und Gesichtern an. Ein bisschen erinnert das dann auch etwas daran, als hätte man Melvilles »L´Armée des ombres« in den Kalten Krieg und nach Großbritannien verfrachtet. Umso schöner bei einem solchen Vergleich ist natürlich das qualitative Bewusstsein über dieses Werk. Denn auch wenn er nicht unbedingt innovatives oder neuartiges dem Genre hinzufügt oder dem Stoff anbietet, so begeistert Alfredsons unaufgeregt inszeniertes Königsspiel trotzdem.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
Oh, ich dachte, das wird Dein neuer Lieblingsfilm. Er passt doch so zu Deinem Alter. :-D
AntwortenLöschenDazu möchte ich sagen: Er ist mein Lieblingsfilm, das bezieht sich in diesem Fall aber bisher nur auf die Filme, die 2012 erschienen. Deine Vermutung war also nicht ganz so falsch. ;-)
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