Mittwoch, 12. November 2014

Love is all around - Klassiker der Extraklasse: Ariane - Liebe am Nachmittag (1957)




Billy Wilder hat sich nicht ganz ohne Grund Paris als Schauplatz für seine Romanze ausgesucht, überall wird hier geküsst und liebkost bei Tag und Nacht, vom Fleischer oder Existenzialisten zu Generälen und Hunden, unerheblich, ob jung oder alt. Der Film beginnt mit einer verbotenen Liebe, einem möglichen Ehebruch und einem Privatdetektiv und Vater, der dieser Sache nachgeht. Audrey Hepburn, die naiv und unschuldig daherkommt, spielt auf dem Cello und ist fasziniert von der Arbeit ihres Vaters und den Geschichten, die sich daraus ergeben. Neugierig wie sie ist, erblickt sie auf dem Schreibtisch des Vaters das Bild des alten (= das ist hier tatsächlich wörtlich zu nehmen) Playboy, welchen der Vater beschattet und ist ebenso auch sofort fasziniert von diesem Unbekannten. Es gibt spritzige Dialoge, einen gewieften Maurice Chevalier als Vater, wütende Ehemänner, die gegen ihre Vernunft mit dem Revolver handeln wollen, unfähige, gemäßigte Polizisten, die erst handeln wollen, wenn jemand erschossen wurde, nicht vorher, einen kläffendem Hund, ein verärgertes Frauchen und Audrey Hepburn, die zur Rettung des Schwerenöters schreitet und somit eine (scheinbare) Verwechslung ansteht. Dort verliebt sie sich auch in ihn, den Millionär Flannagan (Gary Cooper), der für sie wie ein Cowboy wirkt (= übrigens das Einzige, was von der Rolle wirklich auf Cooper passt, wenngleich ich mir ebenso sicher bin, dass Wilder das Drehbuch nach der Besetzung noch einmal deswegen überarbeitete, um diese Betitelung einzubauen).


Sie verabreden sich und sie verfällt seinem Charme, bevor er wieder abreist, sie sich ein Jahr später wiedertreffen, um sich wieder zu verabreden am Nachmittag gegen 4 Uhr. Sie beginnt mit ihm, der die Liebe nicht ernst nimmt, zu spielen. Sie macht ihn eifersüchtig, er weiß weder wer sie ist noch wo sie wohnt. Sie täuscht ihn in seiner Ungewissheit. Wilder erzählt seine überlange Romanze in einem angepassten-angenehmen Tempo, mal ist er dabei zart, mal sanft-turbulent oder sogar frech-frivol, aber erzählt stets mit märchenhaften Esprit. Er urteilt nicht, sondern kommentiert humorvoll. Der Charme Gary Coopers, welchen Hepburn verfällt (= übrigens gilt das hier für scheinbar jede Frau, weshalb das Alter für die geschriebene Rolle des Verführers auch kein Problem darstellen dürfte), der wird für einen aber nie wirklich nachvollziehbar. Cooper ist unpassend in der Rolle eines Schwerenöters und eines galanten Charmeurs. Er ist für die Rolle, so gern ich ihn auch sonst habe, zu starr, zu eisern und bleibt zu reserviert. Ihm fehlt die Nonchalance eines Cary Grants, der für die Rolle auch zunächst vorgesehen war, der aber wie man ihn kannte (= die Rolle wäre schließlich ein alternder(!) Playboy gewesen) ablehnte. Dagegen strahlt daneben Hepburn aber umso mehr. Während der bemühte, aber doch eben zu kantige, Cooper zurückbleibt, sodass er so verführerisch wie ein Stein anmutet. Und das sah die geschriebene Rolle beim besten Willen nicht vor. Immerhin ist es so (eher ungewollt) eine Romanze geworden, die zeigt, dass Liebe kein Alter kennt. Nicht unbedingt eine schlechte Botschaft, möchte man meinen.


7.5 / 10


Autor: Hoffman 






1 Kommentar:

  1. Schöne Kritik. Audrey Hepburn funktioniert einfach immer. Was für eine Frau.
    LG

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