Freitag, 12. Dezember 2014

There´s a Stranger in the Night - Alte Schinken Edition: Die Fratze (1971)



Peter Collinson zieht es in die Dunkelheit, in die schwarze Nacht zu den verlassenen Häusern, in denen junge und naive Babysitter Wache schieben müssen für Kleinkinder, während die Eltern endlich mal wieder ausgehen, um in diesem Fall einen Freund, von Beruf Arzt, zu treffen. Die Babysitterin (Susan George) ist neu und studiert Kinderfürsorge und muss erstmal im Haus herumgeführt werden. Das Haus ist etwas antiquiert und, wie es Collinson gern hat, schmuckvoll-altmodisch. Das ist ein ruhiger Ort, vielleicht zu ruhig? Die Mutter (Honor Blackman) wirkt unsicher und gibt sich schwarzseherisch, als gäbe es noch etwas zu sagen, als wäre da etwas, was sie zu verbergen hätte. Collinson kreiert hier einen trägen Horrorfilm, der die Skizze eines Slashers sein könnte und bereits Elemente aufgreift, die John Carpenter später in nervenaufreibender und minimalistischer Perfektion zusammenführen wird.



Bei Collinson sind das überdeutliche und meist plumpe Geste, die auf den Effekt in der ersten Hälfte des Films ausgerichtet sind: Während die Babysitterin mit dem Teddybär tanzt, tropft der Wasserhahn unbarmherzig-rätselhaft und der nebulöse Wäscheständer dreht sich im Wind! Jedes Klingeln an der Tür könnte das Böse sein, auch wenn es erstmal nur der sexuell erregte Freund ist, der aber auch gleichzeitig Licht ins Dunkeln bringt, was das Verhalten der Mutter angeht, die gerade ihre Scheidung von ihrem ehemaligen Mann, der in der Irrenanstalt sitzt, mit ihren derzeitigen Mann feiert. Dieser ehemalige Mann ist ein besessener Psychopath, der in ihren Gedanken immer noch allgegenwärtig ist und aus der Anstalt flieht. Gut ist Collinson Film dann, wenn sich etwa der vollkommenen Finsternis hingibt und nur das Rascheln von Fußstapfen zu vernehmen ist, wenn er das Unbekannte genau dort lauern lässt. Dumpf ist er hingegen besonders dann, wenn sich sein Film eigentlich jeglicher Logik entbehrt, was auch so manch fragwürdige Handlungen seiner Figuren betreffen mag oder er das Gesicht (= Identität) des Täters unspektakulär für den Zuschauer enthüllt, womit der Film natürlich auch seinen Reiz verliert und eine Banalität auf die nächste folgen lässt. Das ist weniger spannend als denn in aller erster Linie befremdlich. Immerhin wird ansehnlich geschrien und geweint. Messer gibt es zwar nicht, aber dafür scharfe Einzelteile von zerbrochenen Spiegeln. Bald schon entwickelt sich daraus ein diffuses Durcheinander, ein zögerliches Hin und Her von Worten und Taten, das höchstens zum schreien absurd ist. Man könnte es wohl als ein blutleeres Kuriosum, das erstmal einer nachvollziehen soll, nennen, aber das ist ja auch schon mal etwas.


5.0 / 10

Autor: Hoffman 

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