The Dark Knight Rises (2012)
4.5 / 10
Interstellar (2014)
Es ist zunächst einmal festzuhalten, dass Nolans neuster Film bestens für das Kino geeignet ist, denn dort kann er sich entfalten, dort merkt man seine Einschlagskraft. Es ist Weltraumabenteuer, das prall sein will, bei dem sich Nolan der Bildergewalt verschreiben will. Wally Pfister ist hier mal nicht an der Kamera und das spürt man, das fühlt man sofort. Nolan will zeigen, was Kino im Weltall kann und dreht den Lautstärkepegel bei den Soundeffekten hoch, sehr hoch. Hans Zimmer hat daneben nun das Orgelspiel für sich entdeckt. Seine Musik mag zwar austauschbar sein, geht runter wie Öl, aber funktioniert in Verbindung mit dem Bildern, auch wenn es reine, jedoch wirkungsvolle, Protzerei ist. Eine Frage, die sich mir sofort nach dem Film stellte, war, ob es überhaupt solche Weltraumfilme überhaupt außerhalb des Kinos ihre wirkliche Kapazität ausschöpfen können? Wahrscheinlich nur schwerlich. Nolan macht aus seinem Film ein emotionales Familiendrama, was ungewöhnlich für ihn ist - aber gerade nach »Inception «eine logische Entwicklung in diese Richtung in seinem Schaffen darstellt, bei dem er fast schon gelenkt zwischen Überwältigungskino, was wirklich für mich tadellos funktionierte, und rationalistischen Erklärbärkino wechselt, das alle physikalischen und wissenschaftliche Sachverhalte genau durchexerzieren muss. Es geht Nolan aber auch um das Erforschen, den Fortschritt, den Forscherdrang, der hier stark idealisiert wird.
Aber es gibt aber auch Punkte, die wieder verdrießlich stimmen: Es sind die üblichen Probleme des Christopher Nolan. Seine Nebenfiguren sind allesamt unbrauchbar, werden allein durch ihre Darsteller definiert (wie Hathaway oder Caine) oder sind absolut profillos (Wes Bentley & David Giasy), haben nicht mal irgendwelche Charaktereigenschaften und werden einfach mit ins Raumschiff ohne würdige Einführung geworfen und dürfen dann (wie zu erwarten) als Kanonenfutter dienen (es sagt schon viel aus, wenn der humorvollste Charakter ein beweglicher Maschinenblock ist). Der einzige Konflikt entsteht eigentlich nur zwischen Vater und Tochter, Hathaway ist meiner Meinung nach ein Anhängsel, der Rest nur Mittel zum Zweck für die Dramaturgie, die für Nolans Verhältnisse überraschend formelhaft bleibt. Die Konstruktion ist eher lasch. Die Geschichte ist dabei leider auch eher seicht zu betrachten. Was den Film ausmacht, das sind die Momente, in denen er das Abenteuer sucht, dort funktioniert er am besten. Jedoch hatte ich hier mehr von Nolan erwartet. Die ersten beiden Hälften funktionieren dabei sogar sehr gut, können packen, die Referenzen zu Kubricks 2001 sind eher dezent anzutreffen. Im letzten Drittel da knallen bei Nolan aber scheinbar die Sicherungen durch, er bläst das Ganze groß und absurd auf. Kurz gesagt: Dieser Twist gefällt mir nicht, ist mir dann doch zu abwegig. Für mich war es ein Abbruch. Hier wird der Verweis auf Kubrick überdeutlich, jedoch wo dieser sich nur auf seine Bilder verlässt, erklärt Nolan viel zu besessen über Dialoge. Er nimmt das Geheimnis. Das ist der Fehler in diesem letzten Drittel, das zudem zu einem Kitsch tendiert, der mich eher ungläubig schmunzeln ließ. Bemerkenswert ist aber, dass Nolan im Weltraum auf Stille setzt, nicht immer alles zukleistert mit unwirklichen Toneffekten, sondern auch mal die Gewalt der Bilder zeigt, die ihn zu faszinieren scheinen. Das ist zwar im Ganzen gesehen eine Randerscheinung, dennoch fiel sie mir auf. Und der Film ist immer noch weit vor Nolans letztem Werk anzusiedeln. Immer ist er noch kurzweilig. P.S; Es ist zwar schön (und gewiss lobenswert), dass Nolan scheinbar statt einem Forschungsmagazin mal ein Gedichtsband gelesen hat, aber das ist noch lange kein Grund Dylan Thomas Gedicht »Do Not Go Gentle Into that Good Night« gefühlte 5-mal exzessiv zu zitieren. Und beim ersten Mal hatte ich mich über die Erwähnung gefreut. Danach wurde es mehr und mehr penetrant. Irgendwann muss ja auch mal gut sein.
5.5 / 10
Autor: Hoffman
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