Freitag, 27. Februar 2015

Ein Mann, eine Frau und ihr Gedächtnis - Kritik: And now...Ladies and Gentlemen (2002)




Wieder einmal wirft Claude Lelouch seinen Zuschauer ohne Erklärungen in seinen Film, er muss sich selbst zurecht. Es geht um Leben und Tod, um Anfang und Ende und steht natürlich auch hier die Liebe im Vordergrund. Es ist aber humorvoll, wie Lelouch den Einstieg wählt und den Zuschauer dabei integriert. Da ist einmal ein gewiefter Juwelendieb, namens Valentin (Jeremy Irons). Er ist charmanter Gauner und Ganove, der mit Masken und Tricks seine Opfer täuscht. Das mutet in seiner Methodik und Funktionsweise etwas skurril an. Er kommt schließlich so mit einer Frau zusammen, deren Chef er bestohlen hatte. Auch wenn man dabei die Glaubwürdigkeit dessen oder die Leichtgläubigkeit der Betroffenen doch in Frage stellen kann. Und da ist andererseits eine verletzte Jazzsängerin, die verlassen wurde. Chanson durchziehen den gesamten Film und geben ihm so eine gewisse Melancholie und drücken die Zweifel der Protagonisten aus.



Dabei springt Lelouch fließend zwischen diesen beiden Handlungssträngen. Beide plagen Blackouts und Erinnerungslücken (= zunächst visualisiert durch ein Erblasen), doch durch dieses anfangs Sprunghafte macht Lelouch das für den Zuschauer greifbar. Er sieht Juweliere, sie sieht Orchester. Das ist durchaus clever und ein bisschen ironisch verschachtelt, denn so integriert er auch Träume in seinen Film. So träumt Valentin davon, dass er den Leuten das zurückgibt, was er einst von ihnen gestohlen hat, aufgelöst wird das dann in Schwarzweiß. Darüberhinaus verwendet Lelouch auch Rückblenden, die Erinnerungen sind, um Details über seine Figuren, wie etwa ihre Namen, zu enthüllen. Das mag mancher umständlich finden, ist aber ebenso reizvoll. Denn Lelouch erzählt das auf eine unaufgeregte und ruhige Art und Weise. Es ist auch ein Film über das Suchen und Finden und das Gedächtnis, das wie die Kultur ist, so scheint sie vergessen, doch etwas bleibt. Beide gelangen auf ihre Weise nach Marokko, nach Fes, sei es Zufall oder Schicksal. Valentin verlässt seine Freundin für eine Weltumsegelung und die Sängerin arbeitet nun dort in einem Hotel. Dort treffen sie aufeinander, sie kennen sich nicht, doch ihre Blackbouts verbinden sie. Diese Fremde und Ferne der Kulisse ist ein wichtiger Punkt für den schwelgenden und illusionären Charakter des Films.



Das ist ein träumerischer Film zwischen Melodram und Romanze, in dem es ebenso um das Erzählen geht in Traum oder Fiktion, was in die Realität übergeht oder eben genau andersherum. Das ist ein Spiel mit dem Gedächtnis für die Protagonisten zwischen Vergessen und Erfinden oder Wahrheit und Lüge. Und wie man Lelouch kennt, ist das auch teils feinfühlig geraten, er will sich dabei aber nicht einordnen lassen. Das wäre nicht so schlimm, würde Leouch nicht versuchen hier zwanghaft Dinge zu integrieren, die letztlich überzeugende Stringenz vermissen lassen, hier als Beispiel das Auftreten der Polizei, die einen Fall von gestohlenen Diamanten (= was möglicherweise auf Valentins Konto gehen könnte) untersucht oder die bröckelnde Ehe des bestohlenen reichen Paares, da die Frau eine Affäre mit einem jüngeren Mann hat. Das entwickelt sich unausgereift und dahingehend im Verlauf tendiert das manchmal zum durchaus Diffusen. Vieles wirkt hier zu seiden, sodass auch viele Aspekte nicht vertieft werden können. Was da noch bleibt, ist eine kurze, romantische Träumerei eines Films.


5.5 / 10



Autor: Hoffman 

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