Himmel über der Wüste (1990)
Bertolucci erzählt mit einer eleganten Langsamkeit, in der er in den prachtvollen Landschaften der Wüste schwelgt, die eine soghafte Größe erreichen. Jedoch verliert er nie den Bezug zur Intimität der Geschichte, in der es um eine Reise in eine fremde Kultur geht, eine Hinwendung zum Ursprung, eine Suche nach Existenz. Ein Film über Vergänglichkeit, Sehnsucht, Flucht, Einsamkeit, Leere und Enttäuschung, in deren Mittelpunkt eine Beziehung steht, die langsam immer mehr auseinander bricht: aus drei werden zwei, aus zwei wird eine Frau. Bertoluccis Film ist immer dann am spannendsten, wenn die Kamera die Stellung eines Begleiters einnimmt und den Protagonisten gewandt folgt auf ihren Schritten und die Weite sucht, sodass sie einen empirischen Charakter innehat. Der Einstieg in das Werk ist aber mühselig, wie auch die Dreiecksgeschichte an sich. Das mag auch daran liegen, dass die Nebenfiguren etwa flach oder lächerlich (wie die Rolle von Timothy Spall) bleiben. Bertoluccis inszeniert seinen Film auch mit Melodramatik, das hat teils wieder etwas opernhaftes, was bei ihm ja nicht unüblich ist. Mir war das in mancher Situation zu hysterisch dröhnend, sodass es leicht fade wurde.
6.5 / 10
Little Buddha (1993)
Es sind zunächst einmal durchaus erlesene Bilder, die Bertolucci in ganzer Größe zeigt, da sie faszinierend-fremdartig sind. Er unterteilt sie in zwei Kategorien, warm und kalt: Die moderne Welt der Großstadt trägt einen (wenn auch überaus penetranten) Blaustich, während die (pompöse) Erzählung über Buddha gold-gelben strahlt. Treudoof blickt Keanu Reeves drein und wirkt seltsam-unpassend in diesem Film, der angefüllt ist mit Glückskeksweisheiten. Die erste Hälfte, welche die Geschichte in zwei Stränge aufteilt, verläuft dazu eher holperig und dösig, da er dort auch insgesamt nicht viel zu erzählen hat als zweifelnd und uninspirierend geschriebene Elternfiguren und die Buddhageschichte zu zeigen. In der zweiten Hälfte wird Bertolucci wieder zu einer Art Marco Polo, der sich der fremden Kultur (aber nur überaus oberflächlich) widmet. Die Figuren sind übliche Klischees und sonstige Konsorten. Bertoluccis Film ist eine naive buddhistische Märchenstunde über Vergänglichkeit, welche die Suche nach der Reinkarnation des Dalai Lamas beschreibt, das aber insgesamt eher flach und rührselig.
4.0 / 10
Die Träumer (2003)
Bertolucci macht einen Film über die 68-Bewegung, Es ist ein lockerer, irgendwo aber auch trister Film, der seine Dreiecksgeschichte in den Vordergrund schiebt, während das Politische oftmals nur angedeutet oder im besten Falle oberflächlich behandelt wird (putzig dazu: die Gegenüberstellung der Archivaufnahmen des jungen Jean-Pierre Leaud mit denen des gealterten Leaud im Film). Bertolucci zieht sich eher schwelgerisch in das Private und Intime zurück und betont das Sexuelle an der Beziehung der Figuren, was in seinem Werk schon immer (wie auch das ebenfalls vorhandene Thema der Inzest) eine zentrale Rolle spielte. Dabei nehmen die Filmzitate, mit denen der Film gefüllt ist, eine besondere Stellung ein für die Figuren. Die Studenten zitieren, inszenieren sich, imitieren ihre Kinovorbilder. Es ist ein Leben, wie es ihnen das Kino vorschreibt. Sie leben hedonistisch. Sie sind Träumer. Diskussionen zu Politik (Vietnam), Zeitgefühl und Kultur werden zwar aufgegriffen, aber nie vertieft. Am Ende platzt das Ganze, unvorbereitet, halbherzig und vorschnell, wie ein Peng und dann ist der Film vorbei. Das passiert einfach von hier nach da. Nachvollziehbar ist das kaum und lässt die Blase, die der Film selbst ist, platzen. Denn was hat Bertolucci hier schon großes zu bieten? Bertolucci wagt einen anderen Blick auf diese Generation, bei dem ich mich aber nicht verwehren kann ihn banal zu finden.
5.5 / 10
Autor: Hoffman
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