Freitag, 15. Januar 2016

Neues von diesem Blog


Jedes neue Jahr bringt auch - so kennt man das - auch immer neue Veränderungen mit sich. Auch dieser kleine Blog ist davon nicht ausgeschlossen. Wie einige vielleicht schon bemerkt haben (vielleicht auch nicht, vielleicht interessiert das hier auch keinen), gab es in letzter Zeit sehr wenige Kommentare von unserem Autoren MacReady. Es gab keine Bewertungen zu seinen gesehenen Filmen. Es gab nichts von ihm.  Gut, das Letzte, an das man sich erinnern könnte (wenn man das wirklich verfolgt hat, was ich nicht glaube), sind möglicherweise seine Beiträge zu einigen Filmen von John Carpenter. Aber seitdem? Nichts. Nun hält es sich so, dass unser lieber MacReady auf mysteriöse Art und Weise aus den Weiten des Internets verschwunden ist und ich seit schätzungsweise exakt einem Jahr keinen schriftlichen Kontakt mehr zu ihm hatte. Das heißt: Ich weiß nichts, habe aber immer gehofft, dass er sich wieder melden würde im Laufe der Zeit. Dem war aber nicht so und dem ist noch immer nicht so. Ein ganzes Jahr ist seitdem vergangen und man muss nach vorne schauen. Es steht natürlich nun die berechtigte Frage im Raum, woher dann die Carpenter-Rezensionen von ihm gekommen sind? Nein, es kamen keine Brieftauben geflogen, um sie mir zu bringen. Das Ganze ist viel einfacher: Das waren ältere Beiträge von ihm, die ich noch im Archiv hatte (und er mir genehmigt hatte zu verwenden, sofern etwas wäre). Es gibt von solchen Beiträgen noch einige weitere, die ich wahrscheinlich in nächster Zeit irgendwann posten werde, um das Kapitel »MacReady« (vorerst) zu schließen und eben ein neues Kapitel aufzuschlagen. Wir müssen immerhin nach vorne schauen.

Ich hatte daher das letzte Jahr Zeit um mir Gedanken über die Zukunft dieses Blogs zu machen. Nein, wir hören nicht auf. Die Freude mache ich Ihnen nicht. Hier ist noch nicht Schluss! Nach diesem Jahr, das Dedavid und ich in zweier Besetzung verbracht haben, habe ich mich entschlossen wieder einen neuen Autoren zu suchen, der vielleicht ab und zu Lust hat ein paar Beiträge für diesen Blog zu schreiben und ich wurde fündig. Ein glücklicher Stern schien mich auf meine Suche zu begleiten, ein grünes Leuchten am Himmel, das mich durch Prärie und Ströme führte. Ich wurde zum Reisenden für wenige Minuten, lernte Mambo und das Lesen von Notenbüchlein und hielt die Augen weit offen. Und jetzt lassen wir unser neues Mitglied einfach selbst zu Wort kommen und heißen ihn freundlich bei uns willkommen!

Vorstellung: Cameron 

Kino – das bedeutet für mich gleichzeitig ein Fenster in die offene Welt hinaus, und ein Rahmen, der die Welt da draußen einzwängt, sie ordnet. „Filmleidenschaft“, oder elitär: Cinephilie ist etwas tolles, aber nur, solange sie nicht nur eine Beziehung von mir zu Filmen darstellt, sondern die Beziehung von mir zur Welt via die Filme.

Meine Sicht auf Filme verändert sich stets, und mit ihr meine Vorlieben. Mir ist es wichtig, mich selbst zu überraschen. Deshalb bin ich an allen Epochen der Filmgeschichte gleichermaßen interessiert, und es widerstrebt mir zu behaupten, ein bestimmtes Jahrzehnt habe mehr tolle Filme hervorgebracht als ein anderes. Ich liebe den Film an sich, das heißt: zum einen das Schneiden von einem Bild auf ein Nächstes und die Bedeutungen und Interpretationen, die ein Schnitt mit sich bringt; zum anderen das Inszenieren eines Bildes an sich, seine An- (oder: Un-)ordnung, seine Bewegungsabläufe, sein Licht, seine Helligkeit, kurz: die Mise-en-scène. Deshalb bringt ein jeder Film bereits ein gewisses Vergnügen mit sich.

Wichtig ist mir (momentan), einen Film nicht in Inhalt und Form aufzuteilen, da ich die Ansicht vertrete: Form = Inhalt. Zwei grundverschiedene Arten, ein gewisses Ereignis darzustellen, können in zwei unterschiedlichen Inhalten resultieren, genau wie die Art und Weise, wie ein Mensch „hallo“ sagt, die Bedeutung des Wortes resp. den Effekt auf das Gegenüber bestimmt. Das Gleiche gilt ja auch z. Bsp. für die Literatur: Wird eine Person charakterisiert mit den Worten „er ist langsam, aber gründlich“ so bedeutet das etwas anderes (und viel Positiveres) als „er ist gründlich, aber langsam“.
Bei der Auswahl, was für einen Film ich denn heute Abend bitte schauen sollte, spielt mir deshalb dessen Inhalt keine Rolle. Jedes Thema finde ich zu Beginn gleich interessant – es ist die Inszenierung, die das Thema dann spannend und fesselnd machen kann… oder auch nicht.
Kino interessiert mich also von 1890 bis heute, von Lumière und Méliès bis zu Spielberg und Pedro Costa. Wobei mir Lumières dokumentarische Aufnahmen (aber bereits mit einem ausgeprägten Sinn für Bildkomposition) näher liegt als der „Zirkus“ Méliès`. Allgemein bin ich der Meinung, dass ein guter Film im Stande ist, auch wenn das abgedroschen klingt, mit einfachsten Mitteln Großes auszusagen. Dagegen sträube ich mich, wenn ein Film verschwurbelt, kompliziert oder mit großem Tam-Tam daherkommt, aber am Ende in billigen Klischees landet, welche der Zuschauer dann am Ende mit nach Hause nimmt (z. Bsp: Birdman). Deshalb habe ich in letzter Zeit eine Vorliebe für das amerikanische Kino des „Golden Age Hollywood“ entwickelt, und zwar nicht nur für die Klassiker, die sich oft auch wegen zufälliger Faktoren (z. Bsp. Verfügbarkeit) zu solchen entwickelt haben, sondern auch heute unbekannte Werke, die durch höchste Regiekunst bestechen (ein paar solcher Unter-dem-Radar-Favoriten: Raoul Walshs „The Strawberry Blonde“, John Fords „Wagon Master“ oder John Stahls „Leave Her To Heaven“). Amerikanisches Studiokino kann an seinem Höhepunkt in meinen Augen ebenso komplex sein wie Werke von Tarkowski, Bresson oder Antonioni. Diese Letztgenannten mag ich ebenfalls sehr, nur brauchen sie, v.a. im deutschsprachigen Bereich, weniger „Solidaritätsbekundungen“ da ihr Genie einfacher anzuerkennen ist.

Die Frage nach meinem Lieblingsregisseur würde ich heute wohl mit „John Ford“ beantworten. Nur schon deswegen, weil mich Filme wie „My Darling Clementine“ oder „How Green Was My Valley“ zu Tränen rühren. Und es sind nicht die großen Gesten, die mich so zerstören; keine Küsse oder (scheinbare!) Heldenverehrungen (an diesem Punkt sei das Ende von Fort Apache erwähnt), sondern einfachste, alltäglichste Gesten, wie das Anlehnen des Kopfs an einen Holzpfahl, oder das schnelle verlegene Senken des Blicks beim Anblick der angebeteten Person. Für diese Dinge ist Ford unheimlich sensibel.

Ein paar meiner derzeitigen Lieblingsfilme (wie gesagt, das kann sich schnell ändern): My Darling Clementine, Stroszek, The Passenger, Lucky Star, Le rayon vert, Rio Bravo, Johnny Guitar, Millennium Mambo, Letter from an Unknown Woman, The River (Renoir), Das Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach, Eyes Wide Shut, Gebo et l` ombre, Duelle – une quarantaine, Two Lovers.





1 Kommentar:

  1. Scheint als hättet ihr da wieder einen coolen, weit- und breitsichtigen (versteht man das?) Autor für euren Blog gewinnen können. Gratulation.

    LG
    Bobby

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