Sonntag, 18. März 2012

Kritik: Total Recall - Die totale Erinnerung



»Falls irgendjemand fragen sollte wir haben noch nie von einem Douglas Quaid gehört.«

Es ist ein gewisses Gefühl was stets hinter einem solchen Wort wie Film steht. Stets erinnert man sich an frühere Zeiten, an einzelne Epochen, an Filmen, die einen seither packten und in eine völlig andere Welt zogen. Jenseits aller Realität. Eine andere Welt, in Filmen zu entdecken, ob Zukunft, Vergangenheit oder hin zu einem anderen Planeten, dem Mars. Und doch schwingt heute stets ein Gedanke mit, wenn ich an große Zeiten des Kinos denke, das Remake. Wie im Falle von Paul Verhoevens "Total Recall" aus dem Jahre 1990, wo uns bald ein eine solche filmische Ideenlosigkeit erwartet - ich will keins- und so lasse man uns zurückdenken an die Zeiten eines Originals und an den Spaß an jenem Kino.


Primär gesehen basiert Verhoevens selbstredend auf einer Kurzgeschichte vom großen Philip K. Dick (Der Mann mit den Ideen), vielleicht wäre insofern eine Variation des Stoffes nicht unbedingt schlecht - oder doch? - fest steht, ich will keins. Im Grunde mag die Story anfangs noch recht einfach im Kontext wirken, besitzt aber zweifelsfrei einiges an Intelligenz und Einfallsreichtum, auch wenn insofern Verhoeven etwas brachial an den Stoff geht, was letztlich nichts negatives ist, frei nach dem abgeänderten Prinzip: »Fly me to the mars« - Bauarbeiter Doug träumte vom Mars. Und will nun eine Reise dorthin unternehmen - da bietet sich dennoch Firma »REKALL« an, welche eigen erstellte Urlaubserinnerungen für wenig Geld einpflanzt, doch die Aktion läuft schief und Quaid sieht sich von Verfolgern umzingelt - selbst seine eigene Frau will ihn anscheinend umbringen, obwohl die Ehe so gut lief - einziger Fluchtpunkt: Mars, um den Dingen auf den Grund zu gehen...


Von dieser Situation ausgehend kreiert ein cleveres wie auch geschickt zusammengebasteltes kleines Verwirrspiel, stets wechselnd agierend mit der Erwartungshaltung der Zuschauer und deren Fantasien, so hintergeht Verhoeven die Konventionen und lässt seinen Film vorzüglich veredeln mit einigen äußerst gekonnt eingesetzten Twists, welche die Handlung des Films immer in Frage stellen. Was ist die Realität? Die Wahrheit? Oder ist jenes Welt nur eine implantierte Erinnerung? Neben jenem führt Verhoeven das zusammen, was zusammengehört - Action und Arnold Schwarzenegger - das heißt im Grunde nichts anderes als Schwarzenegger in Hochform, hierbei sogar sehr glaubwürdig als Doug Quaid und mit charmanten Charisma - aber insofern auch für ihn gemaßschneidert. Wie auch sonst glänzend besetzt in Hinsicht des Casts, ob Sharon Stone überzeugend/verführerisch agierend als Ehefrau im späterem Femme Fatale-Gewand, Rachel Ticotin als schlagkräftige Helferin Melina, oder Ronny Cox als korrupter und diabolischer Mars-Gouverneur, gut gewählt und gespielt und nicht zu vergessen Michael Ironside als gnadenloser Jäger und Verfolger von Quaid, welchen er liquidieren soll. Auch wenn man hier durchaus die eher mässigen Charatere bemerkt, in dem Fall doch recht simpel gehalten, dennoch könnte man meinen mit selbstironischen Klischees angereichert und verziert mit dem ein oder anderen interessant gestalteten Mutanten, besonders wenn jene Features vom nutzen sind, was dem Ganzen eine sehr liebevoll angehauchten trashig-ironischen Grundsubstanz gibt. Verhoeven richtet sich dabei aber primär der Unterhaltung und so bildet "Total Recall" eine intelligent gemachte und rein handwerklich brillant inszenierte Achterbahnfahrt, temporeich und rasant erzählt, schön schnörkellos und mit reich Spannung gefüllt, so meine Meinung. Man sollte dabei selbstverständlich wissen, dass Science-Fiction eh mein favorisierte Genre ist und jener Film zudem zu den wunderbaren Erinnerungen meiner Jugend zählte. Und so macht er immer wieder aufs neue Freude und weiß zu fesseln. Wie eine kleine Odyssee auf den Mars und die Welt von morgen. Von Verhoeven in ein faszinierend-futuristisches Gewand gehüllt und so vergisst Verhoeven (wie könnte er?) auch nicht die kritsch-ironischen Seitenhiebe auf die Gesellschaft, denn hierbei liegt die Liebe im Detail und man genau schaut könnte man beileibe davon sprechen, dass kritische und satirische Elemente mit seinem kleinen Verwirrspiel paart, zudem eine Prise makaberer Groteske. Es funktioniert. Primär, sekundär oder tertiär, alles ideal bedacht und bis zum furiosen Showdown faszinierend gestaltet.


   »Möchten sie ihre Zukunft kennen?« - »Wie wärs erstmal mit der Vergangenheit?«

Dazu noch eine exzellente Kameraarbeit, welche mit charmant-futuristischen Bildern groß auftrumpfen kann, so auch die schmackhaft-trashigen Atmosphäre, im Sinne des Wortes liebevoll gehandhabt. Auch wenn in Hinsicht des Drehbuchs einige Schwächen auftreten, so mag "Total Recall" in allererst Linie durch seine technisch-grandiose Umsetzung überzeugen  wie auch in Hinsicht seiner hervorragenden Effekte, sehr wirkungsvoll eingesetzt. Dazu stets passend eingesetzt der kraftvolle wie auch temporeiche Score von Jerry Goldsmith, der wie eigentlich fast immer die Krönung des Ganzen bildet. Eine gelungene Abrundung.


»Was wollen die Rebellen eigentlich?« - »Ach das Übliche: Mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Luft.«

So bleibt mir dann also nur noch kurz zu sagen, dass "Total Recall" für mich neben den nicht zu verachtenden Erinnerungen, ausgezeichnet durch komponiertes wie auch stark inszeniertes, dabei nicht zu missachten, intelligentes Actionkino mit hohem Unterhaltungswert (zum lieben), mit souveränen Schwarzenegger, von Meister Verhoeven darstellt, wenn auch mit Schwächen gefertigt, aber anderweitig doch ein hintergründiges und rasantes Verwirrspiel...



                                          8.0 / 10

Autor: Hoffman

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