Dienstag, 29. Oktober 2013

Jetzt wird es mutantastisch! - Kritik: X-Men: Erste Entscheidung (2011)




Zurück zu den Anfängen, zurück in die Zeit, als Dr. Xavier und Magneto noch Seite an Seite kämpften, in erster Linie ist der dazugehörige Film darauf ausgelegt, verstehen zu geben, wie die Beiden zu Kameraden, zu Freunden und Verbündeten wurden und warum sie sich schließlich wieder entzweiten, es ist eben eine Vorgeschichte oder ein Prequel, wie es manch anderer nennen mag. Schon als Kinder werden ihre späteren Züge, mit ihren Zielen und Überzeugungen, herausgearbeitet. Man findet Gründe für Hass, Wut und Zwietracht, wie Vaughn das hier mit einbringt, das zeigt, dass er großes Verständnis für seine Charaktere hegt, erst in Zeiten des Nationalsozialismus, dann (schon in erwachsener Form) in der Kubakrise. McAvoy ist als Xavier zwar anfangs noch ein Charmeur, trägt aber schon alterskluge und vorsichtige Züge mit sich, er ist ein Jemand, der sich für Gleichgesinnung einsetzt. Er macht sich nicht schlecht in der Rolle. Fassbender imponiert natürlich in seiner Ambivalenz als Magneto, der sich selbst als »Frankensteins Monster« bezeichnet, welches auf der Suche (oder auf der Jagd) nach seinem Schöpfer ist. Das ist Kevin Bacon, der mit viel Eleganz und Charisma diabolisch dreingrinst.



Vaughn beschreibt die Anfänge der X-Men geradlinig, wenn auch in kleinen Teilen etwas sprunghaft und hastig, aber es müssen schließlich auch viele Weichen gestellt werden für das Folgende, für das schon erschienene Folgende und dafür schafft es Vaughn doch das äußerst schneidig zu verpacken. Das ist einem regelrecht sympathisch, wie adrett das inszeniert ist und wie liebevoll doch Vaughn mit seinen Außenseitern umgeht, wie er sie zwischen die Akzeptanz der Gesellschaft und ihrer Selbst setzt, zwischen Widerstand und Anpassung, zwischen Unsicherheit und Gemeinschaft. Und immer wieder (auch wenn man das ebenso negativ sehen kann) wird man auf kleine, aber manchmal feine, Bezüge zur späteren Geschichte verwiesen, das sind so durchaus nette Details, denen Vaughn auch etwas abgewinnen kann. Er schafft eigentlich einen recht guten Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch in Hinsicht des Themas, auch wenn das elitär klingt, so meine ich damit ebenso sich für seine Charaktere zu interessieren, dafür, dass sie ausgearbeitet werden, man ihn einen Profil gibt. In diesem Sinne mögen manche zwar nur umrissen werden, aber sie werden angenehm umrissen und in den Wogen, in denen Vaughn sich aufhält, ist das schon eine Menge wert.



So werden von Fassbender und McAvoy natürlich auch noch andere Mutanten angeworben, goldig ist Nicholas Hoult und Lucas Till darf ein bisschen prollig sein. Das Ganze wird aber gewiss von dem Zusammenspiel von Fassbender und McAvoy dominiert, hier treffen sich Optimist und Pessimist, Ansichten, die durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Leben geprägt wurden. Der Eine ist ein diplomatischer Idealist, der Andere ein eigenwilliger Rächer. Fassbender interpretiert seine Rolle dahingehend irgendwo zwischen Schmerz, Trauer und Gelassenheit. Nachdem man sich gefunden hat, wird motiviert, trainiert und vereint, um die Welt, die am Rande des dritten Weltkrieges steht, zu beschützen. Zweifellos gefallen aber auch die ironischen Spitzen und die humorvolle Präsentation, welche Vaughn bietet. Was vielleicht etwas kritisch ist, dass ist für mich nur die Tatsache, dass dieser Film durch seine Erwartungen als Vorgeschichte der folgenden Filme in seinem Formen doch etwas eingeschränkt ist, sich in einem gewissen Rahmen halten muss, den Vaughn aber kompetent auszufüllen weiß. Das ist aber auch der Grund, weshalb »X-Men: First Class« dramaturgisch doch ein wenig dünn geraten ist. Dennoch bin ich sehr wohlwollend gegenüber diesem Film, denn lange wurde ich nicht mehr so gut und dabei ebenso energisch unterhalten von einem Blockbuster wie diesem und das kann durchaus auch mal etwas wohltuendes für die Seele sein, wirklich.



7.0 / 10

Autor: Hoffman 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen