Wenn man 'Days of Heaven' sieht, fühlt es sich an, als würde
man in Erinnerungen schwelgen. Teils über eine längst vergangene Zeit, die die
meisten Zuschauer wohl nicht mehr mit erlebt haben dürften, aber die -
zumindest auf mich - eine riesige Faszination ausübt: das aufkommende 20.
Jahrhundert. Die Welt befindet sich im Wandel und geht mit großen Schritten in
Richtung Moderne. Alles scheint in diesen Zeiten möglich zu sein: schnelles
Geld, schnelle Armut, ein schönes Leben, ein elendes Leben, usw...
Auf der anderen Seite fühle ich mich oftmals an das eigene
(Fehl-) Verhalten erinnert: man lügt anderen was vor, da man glaubt, dass man
sich dadurch irgendwie einen Vorteil erringen kann, durch den plötzlich alles
besser wird, nur um zu merken, dass es dann doch nichts bringt und man seine
Situation nur noch verschlimmert. Doch Malick verteufelt dieses Verhalten nicht
und gibt auch kein utopisches Ideal vor, er zeigt Menschen, die sich einfach
wie Menschen verhalten. (Stichwort: "Nobody's perfect")
Diese allzu menschliche Tragödie ist vor einer Kulisse
angesiedelt, die ihres Gleichen sucht, und wirklich zum traumhaftesten gehört,
was eine Kamera bisher eingefangen hat. Wenn es den Himmel auf Erden gäbe, dann
würde wohl so aussehen. Da ist es verständlich, dass man für ein - scheinbar -
sorgenfreies Leben an diesem Ort Lug, Betrug und noch mehr in Kauf nimmt.
Im Gegensatz zu seinen Filmen ab 'The Thin Red Line' ist die
Erzählstimme hier noch klassischer Natur, da hier Einstellung an Einstellung
aneinandergereiht wird, und nur durch das klassische Voice Over des kleinen
Mädchens (in etwa die klügste Person im ganzen Film) erhalten die Bilder einen
linearen Zusammenhang. Wenn man dann nach einer Weile bemerkt, was dieser Film
mit einem macht - eben dieses Schwelgen in Erinnerungen mit allen Höhen und
Tiefen -, dann erkennt man, was für eine große Kunstform Film sein kann, wenn
der Richtige hinter der Kamera steht.
Und sobald am Schluss der Garten Eden seine Türen
geschlossen hat; die Menschen tot sind oder getrennte Wege gehen - erneut einer
ungewissen Zukunft entgegen -, dann weiß man, dass das Streben nach Glück immer
wieder aufs Neue zum Scheitern verurteilt ist. Doch wir können es nicht lassen,
da die bloße Aussicht darauf viel zu schön erscheint.
10/10
Autor: MacReady
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