Dienstag, 4. Juni 2013

Das Streben nach Glück - Klassiker der Extraklasse: In der Glut des Südens (1978)


Wenn man 'Days of Heaven' sieht, fühlt es sich an, als würde man in Erinnerungen schwelgen. Teils über eine längst vergangene Zeit, die die meisten Zuschauer wohl nicht mehr mit erlebt haben dürften, aber die - zumindest auf mich - eine riesige Faszination ausübt: das aufkommende 20. Jahrhundert. Die Welt befindet sich im Wandel und geht mit großen Schritten in Richtung Moderne. Alles scheint in diesen Zeiten möglich zu sein: schnelles Geld, schnelle Armut, ein schönes Leben, ein elendes Leben, usw...
Auf der anderen Seite fühle ich mich oftmals an das eigene (Fehl-) Verhalten erinnert: man lügt anderen was vor, da man glaubt, dass man sich dadurch irgendwie einen Vorteil erringen kann, durch den plötzlich alles besser wird, nur um zu merken, dass es dann doch nichts bringt und man seine Situation nur noch verschlimmert. Doch Malick verteufelt dieses Verhalten nicht und gibt auch kein utopisches Ideal vor, er zeigt Menschen, die sich einfach wie Menschen verhalten. (Stichwort: "Nobody's perfect")


Diese allzu menschliche Tragödie ist vor einer Kulisse angesiedelt, die ihres Gleichen sucht, und wirklich zum traumhaftesten gehört, was eine Kamera bisher eingefangen hat. Wenn es den Himmel auf Erden gäbe, dann würde wohl so aussehen. Da ist es verständlich, dass man für ein - scheinbar - sorgenfreies Leben an diesem Ort Lug, Betrug und noch mehr in Kauf nimmt.

Im Gegensatz zu seinen Filmen ab 'The Thin Red Line' ist die Erzählstimme hier noch klassischer Natur, da hier Einstellung an Einstellung aneinandergereiht wird, und nur durch das klassische Voice Over des kleinen Mädchens (in etwa die klügste Person im ganzen Film) erhalten die Bilder einen linearen Zusammenhang. Wenn man dann nach einer Weile bemerkt, was dieser Film mit einem macht - eben dieses Schwelgen in Erinnerungen mit allen Höhen und Tiefen -, dann erkennt man, was für eine große Kunstform Film sein kann, wenn der Richtige hinter der Kamera steht.



Und sobald am Schluss der Garten Eden seine Türen geschlossen hat; die Menschen tot sind oder getrennte Wege gehen - erneut einer ungewissen Zukunft entgegen -, dann weiß man, dass das Streben nach Glück immer wieder aufs Neue zum Scheitern verurteilt ist. Doch wir können es nicht lassen, da die bloße Aussicht darauf viel zu schön erscheint.

10/10

Autor: MacReady


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