Donnerstag, 6. Juni 2013

Ein Feuerwerkskörper reicht aus - Kritik: Hana-Bi (1997)

Jeder kennt diesen einen Film, der einen einfach nicht mehr los lassen will. Alle erdenklichen Gelegenheit, in denen Wehmut oder Melancholie die Oberhand gewinnen, sind unweigerlich mit eben jenem Film verzahnt. Meine letzte Erfahrung diesbezüglich ist der siebte Spielfilm Takeshi Kitanos. Zugleich ist es auch mein erster Kontakt mit Kitano. Seines Zeichens Regisseur, Schauspieler, Maler, Moderator und Comedian in einer Person vereint. Wer sich noch an die heitere Spielshow TAKESHI'S CASTLE  erinnern sollte: Ja, er ist auch der Fürst gewesen, dessen Burg es zu erobern galt.



HANA-BI mutet anfangs wie ein Yakuza/Cop-Thriller an. Als eine Überwachungaufgabe völlig falsch verläuft und zwei Kollegen des Polizisten Nishis (Kitano) unumkehrbar in Mitleidenschaft gezogen werden (einer verliert sein Leben, einer wird querschnittsgelähmt), wird er vom Dienst suspendiert. Um für die Witwe finanziell aufzukommen, verschuldet er sich bei einem Syndikat. Dazu gesellen sich noch der Verlust der Tochter und seine sterbenskranke Frau.Schöne Scheiße! Doch was in genialer Rückblendenmontage die Themen rund um Schuld, Verzweiflung und Abschied streift, verdichtet sich zunehmens, ohne dass Emotionen explizit geäußert werden. Was etwas unnahbar erscheinen mag, lässt dich dennoch erahnen und kreiert eine starke Intensität.
Zugleich lassen sich sehr persönliche Einflüsse Kitanos finden. Nach einem Motoradunfall widmete sich dieser der Malerei im Allgemeinen, der Kunstrichtung des Pointilismus im Besonderen, was Widerklang in der Figur des gelähmten Horibe findet. Jene in der Phase entstandenen Bilder sind immer wieder während der Laufzeit zu sehen, ob nun hintergründig oder nacheinander in einer schwermütigen Sequenz.Momente solcher Elegie (Beeindruckend: Der wortlose Banküberfall) wechseln sich mit dezenten Augenblicke der Gewalt ab. Joe Hisaishi, Komponist unter anderem auch für den Animetitan Hayao Miyazaki, trägt den Film mit mediativen Musikstücken instrumentaler Bandbreite (das Klavier durchweg dabei) voran. Das oftmals verwendete Attribut "poetisch" ist hier keine Floskel, sondern lässt sich tatsächlich anbringen, was ich maximal einer Handvoll Filme zugestehen würde. Eine derart inspritative Schöpfungskraft habe ich bislang nur sehr selten erlebt. Die letzten Minuten kulminieren letztlich in einer Eindringlichkeit, bei der sämtliche Dämme brechen. Alle Motive werden von einem warmen überschattet, welches so simpel und doch so ausschlaggebend ist: Liebe.


                                                            9.5 / 10

Autor: DeDavid

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