Freitag, 7. Februar 2014

Ohne Erinnerung in Berlin - Kritik: Unknown Identity (2011)



Nach Jason Bourne verliert auch Liam Nesson sein Gedächtnis (zumindest ein bisschen davon) und darf sich fragen: Wer bin ich? Aber über den Wolken herrscht zunächst noch Frieden für Martin Harris (Liam Neeson) und seine Frau. Im winterlichen Berlin angekommen, wird gleich mal ein bisschen Sightseeing betrieben, hin und zurück, bis zum abrupten und einschlagenden Taxisprung in die Spree. Ein Unfall, der zu einem lückenhaften Gedächtnis führt, was nun hilft sind verschwommene Erinnerungsfetzen, denkt man. Nun ist er ein Unbekannter ohne Namen (selbst für die eigene Frau), Martin Harris ein anderer Mann (Aidan Quinn), er selbst ist ein Fremder geworden. Konventionell, aber angenehm und schneidig erzählt von Jaume Collet-Serra, der geschickt mit der Ungewissheit von Protagonist und Zuschauer spielt, so als Beispiel, dass man selbst zu Anfang nur Umrisse seines Hauptcharakters (Vorlesung - Frau - Doktor) erfährt, der genaue Hintergrund aber unbekannt bleibt. So zweifelt man selbst, wenn beide Seiten gleichermaßen ihre Überzeugungen glaubwürdig darstellen können. Daraus entwickelt  Collet-Serra einen spannenden Streifzug durch Berlin, in kühlen und edel hochpolierten Bildern, auf der Suche nach Antworten auf die Frage der wahren Identität; in einer multikulturellen Stadt, in der Anonymität der Großstadt. Es ist ein Film über Identitäten und das Schein und Sein dahinter, mit klassischen Bezügen zum Kalten Krieg und den großen Verschwörungen, getragen von einem zuverlässigen Liam Nesson, unterstützt von den Nebendarstellern: Kurios ist da Bruno Ganz als Ex-Stasi, sonderbar ist da Diane Kruger als illegale Einwandererin, die Taxifahrerin ist und Frank Langella gibt sich professionell-unscheinbar. Und auch wenn Collet-Serra alles andere als innovativ vorgeht, so ist sein Film doch auf seine Art vielfältig: Mal rustikal, mal berechenbar, mal furios in seinen Raumsprüngen durch ganz Berlin, ein besonders amüsantes Detail nebenher erwähnt; mal alptraumhaft in den Krankenhausfluren, mal raffiniert, mal banal und löchrig beim Plot, mal effektvoll mit einer Taxiverfolgungsjagd, mal explosiv im Adlon, aber immer irgendwie unterhaltsam.



6.0 / 10

Autor: Hoffman 

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