Mittwoch, 16. April 2014

Nolans experimentell-verschachteltes Filmdebüt - Kritik: Following (1998)



»Nur durch wegnehmen zeigst du ihnen was sie hatten.« - Ich gebe mitunter zu, dass ich Christopher Nolan nicht immer wirklich freundlich gesonnen bin, auch wenn ich den meisten seiner Werke den Unterhaltungswert nicht absprechen möchte. Es wäre also unfair zu behaupten, dass ich bei seinen Debüt »Following« (1998) nun nicht vorbelastet wäre von meiner konsensartigen Meinung. Sein Debüt ist da noch recht selfmade bei Nolan selbst und für sein geringes Budget technisch äußerst gelungen. Der Film, sowohl Thematik, als auch Optik, ist an den Film noir angelehnt.



Thematisch erweitert Nolan die Gedanken eines Hitchcocks und dessen Kernpunkt von Voyeurismus, richtet seine Beobachtung auf Obsession und die Faszination des Fremden. Schon hier hantiert Nolan mit mehren Handlungssträngen, die Stimme (im Verhör) aus dem Off gibt einen Rückblick. Sein Protagonist ist ein erfolgloser Autor - wie innovativ! Ansonsten ist die Geschichte und ihre Umsetzung für dieses Budget aber durchaus reizvoll. Handwerklich sehr körnig und die Kameraführung ist roh, ist mir aber immer noch lieber als hochpoliert. Denn dafür hat Nolans Debüt auch eine atmosphärische Dichte, natürlich auf Grund der stilistischen Annäherung an den düsteren Film noir. Schatten dominieren diesen Film. Da hat dabei auch durchaus eine bedrückende Wirkung. Der Autor folgt aus Willkür heraus Fremden, einst für die Ideen, dann aus Abhängigkeit und so trifft er Cobb (ja, selbigen Namen verwendete Nolan auch später in »Inception«, scheinbar selbe Berufslaufbahn), einen zynischen Dieb und Einbrecher. Ihn treibt nicht der Besitz oder das Geld anderer Leute, sondern nur das Adrenalin. Die Darsteller sind dabei aber weniger tragend oder besser gesagt weniger profitabel, worüber ich aber bei dem geringen Budget und Möglichkeiten gerne hinwegsehe. Zu Nolan selbst aber noch ein paar Worte: Wie er es so gerne tut, verschachtelt er wie erwähnt auch hier wieder mehrere Handlungsstränge, die mögen interessant strukturiert sein, verhindern aber auch nicht, dass diese Aufteilung doch irgendwie bemüht wirkt. Da sie letztlich wenig zum Fortschreiten der Handlung beitragen oder  irgendwie ausschlaggebend für Nolans Trick dahinter zu sein scheinen. Bis auf die Tatsache, dass sie das Konstrukt möglichst komplexer aussehen lassen als es wirklich ist.




Ihr Ziel scheint es demnach zu sein möglichst große Verwirrung in die Dramaturgie zu bringen, das kann man negativ wie auch positiv werten, ich passe an dieser Stelle und gebe zum Protokoll: Die Idee dahinter ist clever gemacht. Das führt mich nun zu einem anderen Problem, das ich ansprechen möchte: Der konstruierten Story mit konstruiertem Twist, die zwar größtenteils so auch funktioniert, aber besonders (scheinbar ungewollt) emotional gekünstelt wirkt. Nolan schafft es nicht einen Zugang zu seinen Charakteren zu entwickeln, die nebenher gesagt noch recht schablonenhaft skizziert wurden. Sie wirken distanziert vom Zuschauer (was ja nicht unbedingt negativ sein muss). Der Zuschauer läuft hier aber daraufhin unaufhaltsam in die Leere. Hier fehlt irgendwas. Was man in Widerspruch zu manchem meiner lobenden Worte setzen könnte. Nun aber genug geklagt über die ewigen Schwächen eines Christopher Nolans. Eine gewisse Faszination an dem Werk kann ich ihm schließlich nicht absprechen, dafür genügen allein Bilder und die verblüffende Tatsache mit welch geringem Budget (es wird auf 6000 Dollar spekuliert) das Ganze finanziert wurde. Und außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich diese experimentelle Art von ihm wesentlich lieber mag als die jetzige, auch wenn wahrscheinlich beide Arbeitsweisen letztlich dieselben Schwächen aufweisen.



6.0 / 10

Autor: Hoffman

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