Samstag, 19. April 2014

Horror is not dead, it just smells funny - Kritik: The House of the Devil (2009)



Immer wieder frage ich mich, warum ich Horrorfilme schaue. Eigentlich ist es ja totale Zeitverschwendung: Im Endeffekt läuft es immer wieder auf das Selbe raus, es werden uralte Ammenmärchen aufgekocht und generell spießige Ängste vor allem, was andersartig ist, geschürt. Doch dann taucht so ein Film wie "The House of the Devil" auf, der aufzeigt, wie viel in dieser eigentlichen anspruchslosen Filmgattung stecken kann.
Hübsche junge Frau passt aus Geldsorgen für eine Nacht auf die Schwiegermutter eines dubiosen alten Herren in einem unheimlichen Landhaus, das mitten im Wald liegt, auf. Und in der selben Nacht ereignet sich natürlich noch eine Mondfinsternis. Darf es noch ein bisschen mehr Klischee sein? Ist ja klar, worauf das hinaus läuft. Und Regisseur Ti West macht auch keinen Hehl daraus, auf was es hinaus läuft, doch es ist die Art, wie er es macht, die diesen Film von der breiten Masse an Horrorfilmen hervorhebt. Bei den meisten Horrorfilmen gilt nämlich eine Art Faustformel: Geht der Film bspw. 90 Minuten - so lang geht auch "House of the Devil" -, dann sind 45 Minuten für die Einführung ins Geschehen da, die andere Hälfte hingegen dient dem eigentlichen Grusel. Und Ti West macht sich eben diese Erwartungshaltung zu Nutze. Permanent werden Sachen angedeutet, dann wieder negiert, im Dunkeln gelassen, scheinbar geklärt und am Ende kommt es doch anders als erwartet. Man merkt sogar, wie man irgendwie auf die falsche Fährte gelockt wird, doch man tappt munter hinein, da man sich einfach zu sicher wähnt. "Ich hab ja schon so viel Horror gesehen, der tut nur so, als ob."
Ja und nein. Natürlich tut er nur so, als ob, doch immer wieder tut er auch genau das, was man eigentlich erwartet hätte, aber aufgrund der Horror-Desensibilisierung nicht erwarten würde. "The House of the Devil" als nebulöses Verwirrspiel, das jeden Horrorfan, ganz egal, wie viel er gesehen hat, wieder bei Null starten lässt? Ja und mehr. Denn den Film einfach nur als Verwirrspiel abzustempeln, wäre ebenfalls zu wenig, da er auch inszenatorisch mehr als nur gelungen ist. Lange Einstellungen, in denen der Zuschauer zum Wegschauen gezwungen ist, sind hier gleichermaßen anzutreffen wie psychedelisches Geflacker. Das Pünktchen auf dem i ist allerdings die musikalische Untermalung des Films, die mal dröhnend, mal hektisch und mal ruhig das Geschehen kommentiert. Das alles wird von einem Regisseur, der sehr viel Liebe zum Detail an den Tag legt und bereit ist, dem Zuschauer Freiraum für eigene Gedanken zu gewähren, zu einem meisterhaften Ganzen zusammengefügt, das eigentlich genau das ist, was man seit Ewigkeiten vom Horrorfilm fordert: etwas Neues.

9.0/10

Autor: MacReady

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen