Freitag, 11. April 2014

Was dabei herauskommt, wenn Abrams sich an Spielbergkino versucht - Kritik: Super 8 (2011)




J.J. Abrams interpretiert das Spielbergalienkino für sich, das hätte gut und schön sein können, aber schon gleich zu Anfang wirkt das hier doch etwas unförmig, wenn Abrams versucht nach dem Tod der Mutter, die bei einem Unfall starb, bei ihrer Beerdigung, die so eine gewisse Beiläufigkeit erhält, einfühlsam zu sein, aber das Ganze (für die Zielgruppe?) humorvoll kommentieren muss. Einfühlsamkeit, das drückt sich hier übrigens so aus, dass der betroffene Junge Joe auf einer Schaukel sitzt und betrübt auf den Boden schaut. Gleich darauf springt er schon heiter in die großartigen Sommerferien des Jahres 1979, übrigens auch das Jahr von Ridley Scotts »Alien«, ob das beabsichtigt ist? Und Kinder machen sich auf, um einen eigenen Film, einen Zombiefilm, zu drehen. Daneben versucht ein Vater (tough: Kyle Chandler) über den Tod seiner Frau hinwegzukommen und seine Stadt zu beschützen. Ein bisschen Verliebtsein bei den Heranwachsenden darf da ebenso wenig fehlen. Zugegebenermaßen ist Baller-Abrams natürlich kein Spielberg, macht sich aber zunächst gar nicht so schlecht seinen Film irgendwo zwischen den »Goonies«, »E.T.« und »Unheimliche Begegnung der dritten Art« anzusiedeln. Bevor er dann auf Krawallkino umsteigt - Lens Flares gibt es selbstredend auch noch zu genüge - und ein Truck mit einem Güterzug kollidiert, bei dem so gut wie alles explodiert, während die Kinder mittendrin in diesem Spektakel sind, und ein fremdes Wesen fliehen kann, das gefällt Abrams. Das beschwört Bedrohung in dieser Kleinstadt herauf. Die Air Force, welche der Zug gehörte, rückt an und hat etwas zu verbergen und Dinge, Tiere und Menschen verschwinden. Abrams spielt ein bisschen mit seinem Mysterium herum, auch wenn er das ganze letztlich größer aufbläst als es eigentlich ist, sodass dahinter wenig gestalterische Innovation steckt. Das heißt mit anderen Worten: Das Monster selbst ist eine ideenlose Bankrotterklärung.



Dabei kollidiert nun der moderne Abrams, welcher eher auf »War of the Worlds« macht, mit dem nostalgischen Spielberg, eine homogene Masse ergibt sich leider nicht. Das Problem ist, dass Abrams hier nur Ansätze bietet, wenngleich diese auch nicht uninteressant sind. Das gilt sowohl für jedes einzelne Motiv, welches ich bereits aufgezählt habe, als auch für alles andere hierbei. Als Beispiel der Bezug auf das Filmemachen, seine Träume zu verwirklichen, die wilde Hektik des Moments einzufangen, das klingt doch nach etwas, dem wird aber irgendwann die Relevanz für die Story abgesprochen, verkommt zum Mittel zum Zweck, wie leider vieles hier. Es bleiben doch nur liebenswerte Einzelmomente, wie die vom weiten Himmel oder wenn die Kinder an ihrem Film arbeiten und man doch fast meint, dass George A. Romero hier auf eine fast schon putzige Art und Weise referenziert wird. Vielleicht liegt das Problem für mich auch darin, dass ich die Gruppe von Kindern ehrlich gesagt ebenfalls auch als ziemlich austauschbar empfand, auch wenn sie gut besetzt sind. Gut, der leicht penetrante Junge mit der Zahnspange, der alles anzünden will, sticht schon noch hervor. Und mit dem erwähnten Protagonisten Joe, Elle Fanning und dem Dicken kann ich mich auch noch abfinden. Die anderen zwei oder drei Gruppenmitglieder von ihnen wirken aber wie leere Zitate, auch wenn ich die Gruppe an sich insgesamt nicht ganz ohne gewisse Sympathie betrachten will.



Man könnte meinen Abrams appelliere wie Spielberg an die friedliche Kommunikation, die Menschlichkeit und die Freundschaft, auch wenn er andere Wege als Spielberg wählt, sich mehr dem Effekt hingibt und sich in ihm verliert, auch wenn er seine Protagonisten dabei immer noch stets im Auge behält, und daraus noch ein Kriegsszenario macht, sodass die Kleinstadt zum Schlachtfeld wird. Das sind ebenfalls nicht gänzlich uninteressante Bilder, welche Abrams dabei zeigt. Das Ende wird dann bemüht, hektisch und holperig abgehandelt, bis sich alle umarmen und die Vergangenheit hinter sich lassen, das Händchenhalten wird zum Zeichen für einen Neuanfang. Wirkliche Magie entsteht bei dieser Hast, es zu Ende zu bringen, jedoch nie. Eigentlich schade, dass die guten Ansätze so schnell verpuffen und sich höchstens in Einzelmomenten wiederfinden. Daraus hätte immerhin doch eine schöne Hommage an ein nostalgisches Kino werden können. Ist es aber leider nicht geworden.


5.0 / 10


Autor: Hoffman 

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