Freitag, 27. Juni 2014

Mei Alde is im Händy drin - Kritik: Her (2013)

Lassen wir Worte sprechen, keine Bilder!

Was gibt es zu "Her" zu sagen? Der Stoff passt zum heutigen digitalen Zeitalter eigentlich wie die Faust aufs Auge. Es ist einer dieser Filme, die schon im Voraus als wertvoll und bedeutend eingestuft werden, da man sich erhoffen kann, dass sie einem aus der Seele sprechen. Weg vom Smartphone, zurück zu klassischen, menschlichen Beziehungen. Jedoch macht der Film mehrere, gravierende Fehler, welche die Kernaussage des Films in meinen Augen verzerren. "Her" mag ein Drama sein, doch er ist einfach zu kalt, um wirklich zu bewegen. Nie hat man das Gefühl, dass das, was dem Protagonisten hier passiert, einem selbst passieren könnte. Regisseur Spike Jonze verschiebt ein solches Szenario lieber in die Zukunft, in der es schon wieder völlig normal und, scheinbar, nicht der Rede wert ist. Er hätte gut daran getan, die Abhängigkeit der Menschen von den Maschinen in der heutigen Welt zu zeigen, da der Film so auch viel gehaltvoller geworden wäre. Im Los Angeles von "Her" kann man sich nicht wiederfinden, die Welt sieht dort aus wie eine Parodie auf die moderne, westliche Großstadt. Das bringt nichts. Wenn man bedenkt, was heute alles am PC gemacht wird - so auch dieser Blog -, braucht man bei dem Thema nicht mehr an die Zukunft zu denken. Denn in einer Zukunft, in der jeder andauernd auf der Suche nach irgendeiner Beziehung zu irgendeinem Individuum ist, ist Theodores Geschichte nichts Besonderes. Der Regisseur mag das gut gemeint haben, doch diese Reduzierung des Menschen auf irgendeinen Wassersack, der doch nur geliebt werden will, ist mir zu billig. Das Leben bietet mehr. Selbstachtung sollte in der Partnerschaft noch immer ganz oben stehen. Dieser Ich-bin.so-einsam-Romantiker ist ein Filmfigurentypus, mit dem ich mich wohl nie anfreunden kann, da er meistens ein gewaltiges Brett vor dem Kopf hat. Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich einsam fühlt, doch man ist meist dazu in der Lage, sich selbst aus diesem Loch zu befreien und nicht auf Erlösung durch irgendein idealisiertes Wesen zu warten. Das ist albern und naiv und sollte nicht so vorgelebt werden, da die fast durch die Bank weg positive Reaktion auf den Film zeigt, dass er bei vielen Menschen wohl einen Nerv getroffen hat. Natürlich kann man mir entgegensetzen, dass das Problem, das ich mit dem Film habe, seine Ursache darin hat, dass ich solche Filme wohl nicht verstehe und nicht anschauen sollte. Mag stimmen, und ich werde das in Zukunft auch wohl nicht mehr tun.


4.0/10.0

Autor: MacReady

1 Kommentar:

  1. Noch nicht gesehen, aber du triffst mit Phoenix's Figuren-Schablone einen sehr wichtigen Punkt, der - so ist mein Eindruck - viel zu selten hinterfragt und kritisiert wird. Wohl auch deswegen, weil sich jeder einmal in ähnlichen Situationen wiederfindet und der Erlösermythos vorangetrieben von irgendeiner idealisierten Entität (sei es ein Computer-System oder das schrullige Indie-Love-Interest) dann Trost und Hoffnung spendet, selbst wenn er illusionär ist.

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