Freitag, 25. September 2015

Ein ungebetener Gast auf dem Bild - Kritik: Shutter (2004)



Die Prämisse ist schnell erzählt: Ein junger Fotograf und seine Freundin fahren mit dem Auto auf einer verlassenen Straße nachts von einer Feier von Freunden nach Hause, sind leicht angetrunken, überfahren bei ihrer Unachtsamkeit eine unbekannte Frau und begehen Fahrerflucht. Was hier zwangsweise an Williamson´s »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast« erinnert, ist ein weiterer Vertreter dieser berüchtigten asiatischen Geisterfilme, in dem statt um Video (»Ringu«) und Computer (»Pulse«), es zunächst um Bilder geht. Denn ein Blick durch die Kameralinse oder auf die Bilder verrät, dass die beiden Protagonisten fortan von einer mysteriösen Erscheinung verfolgt werden. Fotografie, das ist nicht die Realität. Sondern die Perspektive aus dem das Bild geschossen wird, ist ausschlaggebend, heißt es im Film. Sie, die den Wagen fuhr, macht sich Vorwürfe. Er versucht es einfach zu vergessen. Eine Frage bleibt aber: Ist sie wirklich tot? Als sie versuchen mehr über denn Verbleib der jungen Frau zu erfahren, stellen sie fest, dass niemand gefunden wurde. Es geht in diesem Film wieder um die Schatten der Vergangenheit, die zu Beginn noch nicht ganz klar scheinen, eine Schuld, welche die Protagonisten einholt. Natürlich werden dann schnell auch wieder Experten gefragt, die Theorien, die man sich hätte selbst denken können, aufstellen: Sind es vielleicht Zeichen, die sich in den Bildern wiederfinden lassen? Hatten diese Geister vielleicht eine Beziehungen zu Jemanden auf dem Bild? Und was wollen sie?



Die Bilder des Films sind düster und trübe, sie umgibt etwas schattiges. Die Protagonisten dagegen sind einfältig bis fade, was das Ganze im gewissen Maße lähmt. Die Grusel- und Schockeffekte sind schlicht, sie lassen das Grauen anschleichen, der durch Sound und Musik zementiert werden soll und für Anspannung sorgen soll. Es gibt knatternde Türschlösser, flackernde Lichter, totale Finsternis, Halluzinationen, Alpträume und das unheimliche Etwas, das hinter der Tür liegt. Das ist nicht uneffektiv, weil dieses Mysterium eben immer noch einen gewissen Reiz ausstrahlt, denn die Protagonisten wirken oft verlassen, schreiten alleine durch die Räume, da dieses geisterhafte Phänomen die Protagonisten zu umgeben scheint, ist es auch allgegenwärtig und das erzeugt Unbehagen. Auf der anderen Seite wirkt der Film aber auch ausgelutscht, als hätte man das schon zigfach irgendwo anders gesehen, als spule er dahingehend nur Bekanntes ab. Mit der Auflösung des Geheimnisses um die Identität der Frau nach der ersten Hälfte des Films, auch wenn ein letztes Puzzlestück noch bis zum Ende fehlt, sie also eine (tragische) Geschichte und ein Gesicht bekommt, verspinnt sich der Film. Nicht etwa weil fehlendes Klopapier den Aufhänger für den nächsten spekulativen (und fürwahr ziemlich törichten) Gruselmoment darstellt, sondern weil der Grusel, der sich bei »Ringu«, wobei er nie so infernalisch wird wie dieser, oder auch »The Grudge« bedient, berechenbar und einseitig wird. Das Ende (mit überaus ulkiger Auflösung) lässt dann wieder schmunzeln: Denn das mit der Schuld, die auf den Schultern der Protagonisten lastet, muss man doch nun wirklich nicht wörtlich nehmen!


5.0 / 10

Autor: Hoffman 

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