Samstag, 26. Mai 2012

Splatterige Urlaubsfreuden mit Onkel Fulci und seinen Zombies - Kritik: Woodoo - Schreckensinsel der Zombies (Zombi 2)



»We are going to eat you« - Aus der Rubrik Flach-und Sachgeschichten, zum Thema Zombies. Wie man bisweilen nun bereits auswendig wissen sollte, Romero eröffnete der Welt des Zombies ein völlig neues Gleichnis und definierte neu. Letzteres führte dann des weiteren dazu, dass mit Romeros zweitem Teil (»Dawn of the Dead«) seiner Trilogie und dessen Erfolg eine leibhaftige Zombie-Epidemie die Kinos stürmte. Qualitativ möge dies beschwingt betrachtet worden sein, eine heitere Balkenskala. Und auch in Italien entdeckte man das Potenzial dieser verfault, laufenden Geldmaschinen, was uns somit zu Lucio Fulci führte, der sich schon früh mit dem Giallo erprobte und nun erstmal auf Zombie-Sprit um stieg und so unter ungünstig vermarkteten Spitznamen »Zombi 2«, den ersten großen Vertreter des Zombiefilms seiner Zeit in Italien schuf, um genau zu sein im Jahre 1979.




Ganz anders als Romero, der den Zombie stets versuchte ein menschliches Antlitz zu schenken, besann sich Fulci nicht nur auf die Wurzeln des Zombies, welche sich im Sinne des Voodoo äußerten, sondern kreierte seine eigene Vision des Zombies, in dem er sich insofern von Romeros Intention distanzierte, denn Fulcis Zombies sind wahre Bestien ohne Gnade. Ohne Mitgefühl. Menschen: Einzig als signifikantes Fressen nützlich. Blutrünstig, brutal und abstoßend. Fulci´s Zombie in Reinkultur. Von der 6. Minuten an stellt er dies blutig und in voll Härte dar und sichtlich ohne Rücksicht auf Verluste, was seinem Film zunächst einmal einen splatterigen Charme reinräumt, von welchen »Zombi 2« auch stets angetrieben wird, neben seinen übergreifenden Genre-Innovationen. Schön makaber. Auch wenn Fulci´s Film dabei seinen Einstieg überraschenderweise in New York selbst findet, in dem ein seemanstauglicher Zombie auf Polizisten Amok läuft um gleich darauf ins tiefe Meer zu tauchen. Schnell wird eingeführt, der Aufhänger hinreißend und die Figuren geschwind erkannt und dank eindeutiger Zeichnung mindestens genauso turbulent charakteristisch eingeordnet mit wenigen Attributen und somit ohne jedwede Chance auf Tiefe. Überwiegend eindimensional gespielt, wobei zumindest Richard Johnson als sympathischer Doctor irgendwie charmant hervorsticht. Ich mochte ihn. Auf gehts mitsamt seinen Charakteren zu den Karibik-Insel. Logik währenddessen bitte vollständig entfernen wie ignorieren und schon bildet Fulcis Film einen idealen Urlaubsfilm für die halbe Familie. Kinder sind nicht gestattet, ist halt Fulci. Das heißt schöne und traumhafte Tropenbilder mit sonniger Stimmung und einer kaum zu toppenden Maße an purer Atmosphäre, welche dem Werk demnach auch die richtige Anspannung im Geschehen gibt. Das Urlaubsörtchen bekommt mysteriösen Anhang im Namen: Matool. Und so sitzt man doch irgendwie von Fulcis Film gebannt, auch wenn abgetretene Dialoge und voyeuristische Offenbarungen dabei kein allzu schweres Problem seitens des Zuschauers darstellen sollten, wenn Fulci die Damen entkleiden lässt. Brauchte man demnach überhaupt ein Drehbuch?



Trotzdem überrascht Fulcis Film an sich trotz starker Defizite auf dieser Seite, durch seine hervorragende technische Umsetzung und an sich die Definition des Zombies, die ihn einerseits zurück zum Voodoo kehren lässt, andererseits ihn auch als unabhänige und selbstständige Bissmaschine zeichnet, die aus ihrem Grabe entsteigt, Fulci weiß besonders dies einnehmend wie packend zu präsentieren, auch wenn er nach seiner makaberen Einführung doch eine gewisse Zeit benötigt um seinen Stärken zu entfalten. Dennoch weiß Fulci dann auch diese gekonnt auszuspielen und die Höhepunkte seines Films clever über die Laufzeit zu verteilen, vom legendären und bis dato einzigartigen Zusammentreffen von Zombie vs. Hai mit hübsch fotografierten Unterwasseraufnahmen, auch wenn dies kaum handlungstechnisch bereichernd ist. Hätte Maßstäbe setzten können. Bis hin zum splitterigen Holz im Angesicht des Auges, wobei er seine Spannung aus dem puren Terror, literweise Blut, seiner kompromisslosen Härte und seinen ordentlich gemachten Schocksequenzen zieht, auch wenn dies nicht immer jeden Geschmacksnerv trifft. Es ist oder es wirkt nervenzerrend. Zusätzlich schafft es Fulci daneben noch mit Hilfe seiner Karibik-Kulisse, diese in atmosphärischen Bildern perfekt aufzuzeigen. Bezaubernd und wunderschön, dass es einen fast selbst nach einem gemütlichen Urlaubstrip sehnt. Unheil wird angedeutet durch Trommel-Klänge und verfeinert mit einer erstklassig-suggestiv (wird langsam zum Standardbegriff) wirkenden musikalischen Untermalung, welche in ihren besten Momenten weiterhin mehr als fördernd eingesetzt wird.



Verzieren tut Fulci dies dann dann nur noch mit einem satirisch angehauchten, aber letztlich nur bitterböse gedachten Abschluss des Ganzen. Vorher lässt er seine Zombies aber noch einmal mächtig toben und erweckt sie immer im präzisen Stile von den Toten. Natürlich im besonderen faszinierend durch die brillanten Masken der Zombies. Das macht »Zombi 2« abschließend zu einem der wahrscheinlich besten Vertreter des italienischen Zombiefilms, obgleich er markante Schwächen in Bezug der Geschichte an sich und des Drehbuches aufweisen mag, doch dies übertüncht gekonnt einmal mehr Fulcis kompromisslose Regie, der ausgezeichnete Soundtrack oder auch die Bilder der paradiesische Hölle. Ein tropisches Zombie-Erlebnis.



7.0 / 10

Autor: Hoffman



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