Donnerstag, 28. Juni 2012

Funktionale und trilogische Sci-Fi-Versatzstücke - Kritik: Pandorum



Die Frage ist hierbei erstmal was ich an sich überhaupt von Christian Alvarts »Pandorum« aus dem Jahr 2009 erwartete. Welche Erwartungserhaltungen kann man eigentlich an einen Film knüpfen, der größtenteils von der Kritik zerrissen wurde und auch an den Kinokassen vollends floppte, sodass wohl Alvarts Traum daraus eine Trilogie zu basteln, geplatzt sein möge. Bei der Entwertung kam er dann im Verhältnis, jedoch durchaus passabel weg. Aber ehrlich, wie kann man an einen solchen Film überhaupt Erwartungen haben? Wenn ich das nur wüsste. Vielleicht lässt es sich auch darauf zurückführen, dass ich mich im eigentlichen Sinne als großer Science-Fiction-Film-Fan beschreiben würde und da das Genre in diesen Tagen qualitativ recht rar gepflückt ist, ich wohl somit an jeden Versuch eines in gewisser Weise höher gestellten Sci-Fi-Film bestimmte Anforderungen stelle. Die Situation durchaus verzwickt, besonders da Alvart schon von Anfang schon von ganz allein eigene Anforderungen an seinen Film stellt, welche keinesfalls tief gestapelt sind, sondern Alvart möchte groß hinaus und bedient sich vielseitig bekannten Motiven des Genres, man spürt: Alvart muss auch Fan sein. Wie das Intro im Stile des Alien-Klassikers.




Mir gefällt an sich die Aufmachung wie »Pandorum« daherkommt. Mir gefällt dieses düstere Ambiente. Unverkennbar sind dabei die nahezu unübersehbaren Genreeinflüsse, die Alvart referiert. Besonders das »Alien«-Motiv (nach Ridley Scott) hält sich hartnäckig in den düsteren Gängen des unbekannten Raumschiffs. Man erwacht. Ein klaustrophobisches Gefühl - in der Enge. In der Einsamkeit. Allein in der Dunkelheit. Man beginnt zu atmen und doch ist man zunächst der Finsternis hilflos ausliefert. Ohne Erinnerung. Das ist zwar recht schematisch und im besten Sinne noch recht traditionell wie heutzutage fast konventionell von Alvart gemacht, aber zeigt doch eine gewisse Verbeugung vor dem Genre und seinen bekannten Motiven. Fast schon wieder altgebacken, die Stilmittel, welche Alvart zum Einsatz bringt. Die Fragen, die er stellt (die Fragen, die jeder stellen würde): Was passiert? Was geschieht? Was geschah? Wo befinden wir uns? Man spielt mit den Urängsten des Menschen. Der Held und Hauptprotagonist gefunden in Ben Foster, welcher irgendwo zwischen heroisch und einem Bad-Boy-Image agiert. Talentiert ist er ja. Gemeinsam mit ihm in die Finsternis. Ja zunächst finster, düster und auch wahrscheinlich nicht den Regeln des Gesundheitssystem untergeordnet. Manchmal zwar zu finster, jedoch stets atmosphärisch in neongrün gewählter, kühler und ansprechender Optik. Ein durchaus stimmungsvolles Bild, während Alvart zunächst gemächlich erzählt. Andeutet und Unheil in den Schatten sucht - gerade eben durch diese trübe Dunkelheit. Modernes Raumschiffdesign und die Stimmung anfangs noch erdrückend. Verzückend die Gänge. Dazu ein Dennis Quaid in charmanter Form - bedacht, unsicher und doch gefestigt blickt er auf mit großen Kulleraugen. Und doch war ich irgendwie auch anfangs schon unzufrieden. Man bemerkt schnell, dass Alvarts Werk überambitioniert ist. Er wird seiner gewollten Größe nicht gerecht, auch wenn Alvart dabei noch allzu viele Genremotive referiert.



Aber teils wirken diese bei Alvart irgendwie zu unförmig. Zwar mögen sie stilistisch gut eingesetzt sein, aber in einzelnen Stilmitteln um eine finstere Stimmung zu vermitteln scheitert er - und erzeugt so im gewissen Maße auch minimale, aber für mich auffallende Logiklücken - eine Spinne im Raumschiff - trotzdem das Schächte krabbeln und die innere Isolation der Protagonisten. Somit der Kampf mit sich selbst - hat seine Reize. Im zweiten Drittel könnte man dabei auch von einem dramaturgischen Bruch in der Handlung sprechen - nachdem Alvart seine Protagonisten erstmal durch die Dunkelheit führt mit klar verteilten Rollenbildern - man trifft auf weitere Personen und wird von »ghoulartigen« Monstren gejagt und flüchtet. Altgebacken. Die Kamera wird hysterischer, Alvarts Regie gehetzter - durchaus rein systematisch plausibel von Alvart, da er durch die Hektik die Angst beim Zuschauer steigern möchte, leider misslingt dies wiederum in der ernsthaften Umsetzung, da so »Pandorum« auch wieder der Manier von Scott oder Cameron folgt, aber eben viel zu unausgegoren wirkt. Auch wegen dem mittelmäßig ausgearbeiteten Drehbuch würde ich meinen. Die rasanten Schnitte folgen im temporeichen und hektischen Wechsel - so kann ich keine Screenshots machen. - aus der gediegenen Raumschiffsuche wird ein berechenbarer »Survival«-Trip. Vielleicht liegt es dabei wirklich an meiner Erwartungshaltung, jedoch schien mir Alvart anfangs noch ambitioniert zu sein. Trotzdem schippert er im Mittelteil eigentlich nur in Sphären des gehobenen Unterhaltungskino rum. Fast trashig im B-Movie-Gewand, demnach meine ich dies passt nicht auf Alvarts Film und seine eigene Intention dazu ist er zu großflächig angelegt. Er will mehr, doch scheitert er. Nicht nur weil seine Figuren im Grunde fast absolut austauschbar, klischeehaft und eindimensional beleuchtet werden, sondern als Beispiel auch wegen seiner teils beileibe statistischen und aufgesetzten Dialoge. Die waren dann zu statistisch. Während der monotone Cam Cigandet schließlich auch im mysteriösen Charaktergewand, das schauspielerische Gegenteil zu Foster einnimmt. Die Effekte aber immerhin gelungen.



Wiederum möchte ich nicht mal das Design und die technische Umsetzung des Films kritisieren, da diese im dystopischen Stile mit schmutzigen Ader durchaus äußerst ansehnlich ist und exzellent das Mysterium der Dunkelheit widerspiegelt, sondern eher Alvarts unförmige Regie, die ihre Versatzstücken durchaus interessant aufzeigt, aber es nicht schafft diese gebündelt und fokussiert einzubetten. Ich weiß ehrlich nicht inwiefern ich Alvarts Film somit betrachten soll. Ich gebe zu als spannend empfand ich ihn und das technische Setting gefiel mir, wiederum das Finale überraschte auch wegen den stilistisch ausgeprägten Bildern. Eigentlich eignet sich Alvarts »Pandorum« insofern als passabel funktionierender Raumschiff-Horrortrip, aber nur in Hinsicht eines Unterhaltungsfilm. Jedoch nicht zu mehr und doch spürt man auch - Alvart wollte mehr. Das beweist seine Idee der Trilogie und mir selbst fällt es schwer »Pandorum« nur im primären Sektor zu sehen. So gesagt: Er genügt seinen eigenen Ansprüchen nicht. Das ist wohl auch der größte Fehler, den Alvart machte. Er weiß dem Genre wenig hinzu zu fügen und kommt in diesem Maße auch todernst daher. Daraufhin ließ mich Alvart mit seinen Film unbefriedigt zurück. Beim nächsten Mal vielleicht. Man könnte das Projekt auch kurzum überambitioniert nennen.



5.0 / 10 

Autor: Hoffman

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