»Ladys und Gentlemen, das ist eine fliegende Untertasse. Sie ist aus festem Zinn und made in China. Eines meiner Kinder hat es mir vor die Kamera geworfen.« - Um meine Einschätzung des Films vorab völlig verstehen zu können sollte ich wohl zunächst noch einmal mehr erwähnt haben, dass ich seit meiner frühen Kindheit großer Science-Fiction-Film-Fan bin. Zu Steven Spielbergs "Unheimlicher Begegnung der dritten Art" aus dem Jahre 1977 kam es jedoch bis dato nie. Das mag vielerlei Gründe gehabt haben: erstmal weil ich Filme, die von der Ankunft fremder Lebensformen erzählen schlichtweg oftmals klischeebeladen, naiv und plakativ fand und andererseits, weil sie so herkömmlich gekocht werden wie ein Einheitsbrei. Doch erst neulich weckte irgendwas an diesem Streifen als ich das Cover sah Interesse - vielleicht auch eben »nur« das Interesse daran, vielleicht nicht mehr - ok, es war der Name des Nouvelle Vague-Gottes Truffaut in der Darstellerliste und schon bin ich angelangt, wo ich jetzt schreibe. Bei Spielberg und seinem prototypisierten Sci-Fi-Märchen - ein Markenzeichen seiner Frühwerke.
Gleich zu Beginn weckt dabei Spielberg durch das Element des Mysteriums Interesse und stellt von Anfang an bedeutende Fragen für den Verlauf seiner Geschichte, wobei er sie sichtlich nicht alle beantworten wird: Was ist das? Woher stammt es? Worum geht es hierbei? Was geht hier vor? Zugeben da zwar noch etwas schemenhaft in der Anfertigung, aber doch interessant. Was dabei zunächst mir auffiel, dass Spielbergs Erzählstil etwas von kindlichem Charme hat - mal mehr, mal weniger - festigt sich dieser Gedanke als würde Spielberg mit und für Kinderaugen erzählen, was gleichauf wahrscheinlich die Familientauglichkeit seines Films deutlich damit unterstreicht. Was vielleicht auch die Naivität seiner Charaktere und deren Klischhees in der Zeichnung erklärt. Zwar könnte man diese teils auch Entlarvung der amerikanischen Familie sehen, doch ehrlich Spielberg traue ich selbst in jungen Jahren nicht solche perfiden Pläne zu, wobei sein Werk ja zuversichtlicherweise durchaus seine ironischen Momente hat. Eigentlich ja Familienkino. Somit mag eine gewisse Beugung der Konventionen berechtigt sein, zumindest zählte Spielberg ja selbst zu den Regisseuren des New-Hollywood-Kino und dazu noch das Attribut der Familientauglichkeit und schon mag eigentlich die Schlichtheit und Naivität der Handlung irgendwie plausibel erscheinen, auch wenn eben diese Vorhersehbarkeit der Geschichte irgendwo störend sein mag, obgleich es heutzutage (aus welchen Maßen ich Spielbergs Film ja nur beurteilen kann) der Fall ist, dass Spielbergs Film ja sicherlich diese ganzen Klischees prägte und oftmals sichtlich und ausdrücklich (in tausender Schritten) zitiert und gehuldigt wurde. Und somit schlichtweg als Inspiration für viele weitere Werke dieser Art diente, auch wenn das Prinzip des Films berechenbar sein möge. Er war prägend. Aber macht das trotzdem die Figuren, deren Tiefgang ziemlich einfältig ist, hintergründiger? Nein, aber zeitgemäß um das festzuhalten und um weitere meiner Worte wirklich nachvollziehen zu können. Dazu gibt Richard Dreyfuss den Ufo-Sichter und Familienvater engagiert, seine Figur trotzdem schwammig und Teri Garr gibt ihre Rolle auch wunderbar wie gefühlsbetont. Passt also.
Und irgendwie fiel es mir doch schwer Spielbergs phantastisches und fantasievolle Mär in dieser Hinsicht nicht zu mögen, das mit dem Genre erwähnte ich bereits. Und wie gesagt es manifestiert sich immer wieder aufs neue der Gedanke, dass Spielberg seinen Film nahezu aus kindlichen Augen betrachtet. Dazu leistet auch die Kamera ihre Arbeit, mit zwar berechenbarer Größe mancher Szenen, aber doch voller ausdrucksstarker und kraftvoller Aufnahmen. Wirklich blendend gefilmt. Wortwörtlich. Und um es dies stilistisch natürlich in harmonischen Einklang mit Spielbergs Dramaturgie zu bringen ein teils sanfter, teils temporeicher wie vielseitiger und zutiefst faszinierender Score von John Williams. Niemand wäre passender. Bild für Bild, Williams untermalt stilecht, während Spielberg spielerisch aufblickt. In solchen Momenten wird das Herz und die Seele von Spielbergs Film spürbar. Des weiteren noch ein charismatischer Francois Truffaut als Sprachwissenschaftler - Truffaut war halt ein Multitalent - der die Sache in Sang und Klang bringt und wie ein goldiger Bonbon nachwirkt. Bonuspunkt an Spielberg. Besonders in der zweiten Hälfte wirkt dabei "Unheimliche Begegnung der dritten Art" wesentlich schnörkelloser Inszenierung und strukturell ausgereifter in seiner Dramaturgie, was nur zur Folge hatte das mich Spielbergs Film in seinen Film wirklich fesselte und die Klischee daher auch wesentlich behutsamer verpackt werden. Truffaut hat auch mehr Screentime also.
Und nun endlich erzeugte Spielberg auch dieses Gefühl, was schon die ganze Zeit hatte versucht zu erzeugen: Die wunderbare Nostalgie des Kinos. Mit ihren Helden. Mit ihren Stereotypen und mit ihrer Schönheit. Faszinierend. Herzerwärmend wie harmonisch in der Umsetzung, die strukturellen Schwächen zwar immer noch vorhanden, aber nun eben ansprechender verpackt für mich. Außerdem die Effekte eines Douglas Trumbull (Gott) - mit folgenden Worten nur zu beschreiben: außergewöhnlich, sensationell, das sind wahre Effekte. Was Spielbergs eigentlich wiederum recht naives Finale, mehr als imposant wirken lässt. Sogar mit politischer Metaphern und der darausfolgenden Reflexion des zeitlichen Klimas in der Politik. Eine Zeit der Versöhnung. In seiner idealistischen Absicht der Appelierung der friedlichen Kommunikation, zwar einfältig, immerhin utoptisch. Aber ich mag ja Utopien und ehrlich wer kann schon einem nostalgischen, prägenden und doch recht naiven Science-Fiction-Märchen mit Francois Truffaut widerstehen? Ich zumindest nicht.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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