»Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.« - Was sind das bloß für faszinierende Filme, die der Mann machte. Etwas Fassbinder genießen und seine »BRD« -Triologie und dessen zweiter Teil, "Lola" aus dem Jahre 1981, der Nachfolger von "Die Ehe der Maria Braun". Um dies erstmal ganz formal zu klären. So tauscht Rainer Werner Fassbinder zunächst einmal seine große Diva Hanna Schygulla gegen Barbara Sukowa ein und zeigt erneut einen Film aus weiblicher Sicht und mit starken Frauen, er vergisst nicht die Abrechnung mit der Adenauer-Ära, dem »Wirtschaftswunder« und nimmt sich zudem erstmal bei seiner Story eine Referenz zu Heinrich Manns »Professor Unrat«. So fasse ich das mal kurz zusammen.
Was mich in erster Linie bei "Lola" betörte wie auch faszinierte war Fassbinders visuelle Umsetzung des Ganzen, was letztlich wahrscheinlich auch am ehesten von "Lola" in Erinnerung bleibt, die satirische Intention in Bezug der Bilder, was sich in grotesken, comichaften und grellen (Neon)-Farben aufzeigt. Einer irgendwie fast surrealen Optik und seiner Art von Karikatur und demnach einer fülligen Farbenpracht, welche auch im Stile postmodern angelegt worden scheint. Faszinierend ist so auch die symbolische Farbgebung, mit welcher Fassbinder auch die Emotionen seiner Protagonisten widerspiegelt und so auch gewisse stilistische Kontraste erzeugt um stets passend die Stimmung wiederzugeben. Außerdem verstärkt dies auch die satirischen wie auch humoristischen Spitzen, die meiner Meinung nach hier am deutlichsten durchscheinen, ins besondere wenn es um den grotesken Grundton geht.
Die Handlung setzt 1957 in einer bürgerlichen Kleinstadt ein, in der die Korruption (unter Führung des Baulöwen Schuckert) regiert, jedoch ist es eine heile Welt ohne offene Probleme für die Bewohner, bis der neue Baudezernent von Bohm anreist, welcher unbestechlich zu seien scheint und doch verliebt der sich in die bezaubernde Prostituierte Lola - ein verhängnisvoller Fehler für das Recht. Und eben jene »Lola« mimt Barbara Sukowa brillant, emotional aufgeladen, voller Energie und mit Authentizität. Die Sukowa lebt die Rolle der Lola förmlich und verbeugt sich damit zugleich vor Marlene Dietrich, welche damals in Sternbergs "Der blaue Engel", die "Lola" spielte, welchen Fassbiner hier zweifelsfrei des öfteren zitiert,sodass es fast einer kleinen Hommage gleichkommt. Aber auch sonst wurde die Besetzung hervorragend gewählt, neben Fassbinders Stammdarstellern, auch Mario Adorf, der zunächst noch die Rolle des Baulöwen bemängelte, da er selbst meinte von Bohm passender fände, doch überzeugt er demnach trotzdem in seiner exzellenten Darbietung des gerissenen Schuckert oder Armin Mueller-Stahl als ehrlicher, sympathischer wie aufrichtiger Baudezernent von Bohm, der in seiner Form an der Liebe scheitert - präzise und einfühlsam verkörpert und besonders im Zusammenspiel mit Sukowa oder Adorf agiert er großartig, wobei immer noch die große Show Barbara Sukowa gehört, Fassbinders große Frauen halt. Fassbinder schildert voller Enthusiasmus und voller kritischer Ansätze die Auseinandersetzung zwischen Moral und Korruption und wie gesagt mit deutlichen satirischen Spitzen.
Auch wenn Fassbinder in Anbetracht dessen keinesfalls Klischees oder gar Kitsch scheut, diesen festigt er sogar, aber überspitzt ihn hierbei gleichzeitig auch gekonnt, geradezu freudig, dennoch ist er geradein dieser Hinsicht auch irgendwie gewöhnungsbedürftig. Etwas bitter, obgleich dies wieder durch die großen Momenten des Films ausgeglichen wird. So bleibt "Lola" zuletzt auch ein gelungener zweiter Teil von Fassbinders »BRD«-Trilogie und ein visuell ausgeprägtes wie melodramatisch und satirisches Stück Fassbinder-Kino.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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