Preminger in Höchstform: Die Gegenwart ist kalt, trist und steril, als wäre man bereits in Resnais »Marienbad« gelandet. Die Bilder sind in schwarzweiße Melancholie und Trauer getränkt. Man erinnert sich zurück beim Tanz, zurück an den Sommer des vorherigen Jahres. Eine Realitätsflucht? Die Farben der Vergangenheit hingegen sind prall und prächtig. Ist es ein Traum? Ist es surrealistisch? Die Bilder sind wahrlich dafür traumhaft an der Cote d´Azur. Das ist alles so unwirklich, so frech und so munter und voller Vitalität inszeniert, die Dialoge dazu spontan. Das ist keine düstere Vergangenheit, das ist Lebenslust! So kennt man Rückblenden doch gar nicht, das ist doch ein spannender Kontrast, denn was ist unwirklicher Gegenwart oder Vergangenheit? Ein Film, der die Zeit vertreibt und im Luxus schwelgt, wie seine Protagonistin Cecile (keck: Jean Seberg), die gemeinsam mit ihrem Vater (mit unbeschwertem Charme: David Niven) den Genuss des Lebens auskostet. Carpe Diem! Ein sorgloses Leben führen, bis die neue Verlobte (diszipliniert und streng: Deborah Kerr) des Vaters dahingehend alles verändert. Nicht nur den Vater, sondern auch das Leben Ceciles. Sie wird gemaßregelt und solle für das Examen lernen, doch sie, sie will ihr eigenes Leben selbst bestimmen, sie will Freiheit. Sie ist doch kein Kind mehr! Damit steht Kerr´s gesitteter und prüder Charakter auch im Gegensatz zu Sebergs frivoler und verspielter, geradezu kindlicher, Rolle. Ein Zwist entwickelt sich. Eine Mischung von Erregung, Stolz und Eifersucht unter der Sonne der Riviera. Es ist die Angst vor der Veränderung bei der Beziehung zu ihrem Leben und ihrem Vater, denn der soll doch nur sie lieben. Dem widersetzt man sich! Doch die neue Liebe bleibt eine Rivalin. Man muss das Glück zu Fall bringen! Dabei ist Premingers Film von einer überraschenden melodramatischen Leichtigkeit geprägt, ob bei Feiern, Straßenfesten, am Strand oder in Casinos - Premingers Film hat Rhythmus im Blut. Ein wohlschmeckendes Melodram bis zu den Minuten, bei denen es kein Verzeihen mehr gibt. Cecile begreift den Ernst des Lebens und der Menschenleben nicht, spielt mit den Gefühlen, wegen dem und für das Vergnügen. Danach wird nichts mehr sein wie zuvor. Das Todschweigen wird eintreten und dann heißt es: Willkommen in der Tristesse.
8.0 / 10
Autor: Hoffman
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