Dienstag, 21. Mai 2013

Ein Film über die Kunst - Kritik: Der Bauch des Architekten (1986)




Gewöhnlich ist ungewöhnlich für Greenaway und ist demnach das Gewöhnliche, dann das Ungewöhnliche für Peter Greenaway? Scheinbar und Greenaways »The Belly of the Architect« ist so ein gewöhnlich-ungewöhnliches Werk in seinem Schaffen. Er ist weniger barock oder exzessiv, als konzentriert. Die Konzentration ruht auf seinem Künstlerporträt und sein intellektuelles Spiel mit der Kunst. Mittelpunkt ist Rom, mit der Kunst, die alles umgibt und der Kunst, die allseits präsent ist bei Greenaway, von Gemälden, der Architektur, der Malerei und dem Künstler selbst. Ein Film voller Skulpturen, voller Skizzen und Entwürfe, dahinter die Ruinen und großen Bauwerke, also die Monumente, welche die Zeit überdauerten. Greenaway reflektiert die Kunst im eigenen Kunstwerk, verziert mit großen Kulissen. Er schildert vom Leben und der Kunst oder dem Leben mit der Kunst. Es ist aber auch der Fall, die Passion und der Verlust eines Künstlers, welcher der Kunst verfiel und sich nicht mehr von ihr lösen kann und Verehrung zu Obsession werden ließ und letztlich durch die Kunst nun  in den Wahnsinn schlendert. Das große Idol des Architekten Kracklite (kraftvoll: Brian Dennehy) ist Boulleé, seine Ausstellung ist für Kracklite sein großes Lebenswerk. Das Leben wird zum Kampf an verschiedenen Fronten: gegen den jungen Kontrahenten, der ein Komplott plant und auch noch eine Affäre mit der Frau Kracklites beginnt, für die Ausstellung und gegen die Schmerzen der Krankheit, demnach für die Gesundheit. Gerade in dieser Hinsicht beleuchtet Greenaway seinen Protagonisten mit überaus viel Feingefühl, erzählt mitfühlend und bestärkt die Tragik des Künstlers, der sich isoliert in der Einsamkeit der Kunst sieht, paranoid reagiert, gestresst und ruhelos verfolgt wird von dem Geschehen und der letztlich nur nach der Erlösung sucht, so scheint es mir zumindest. Greenaway versteht es aber auch die Bilder zu Gemälden zu erheben, er filmt größtenteils in der Totalen, sodass die Kamera und damit der Zuschauer distanziert sind, nur für die Details nährt man sich. Es herrscht eine große Formstrenge. Greenaway studiert die Szenen sorgfältig, untermauert aber auch den Aspekt, dass »The Belly of Architect« inszenatorisch eine gewisse Formelhaftigkeit oder nennen wir es sanft eine akademische Ader aufweist, die auch weniger verspielt ist als bei manch anderem Werk Greenaways, auch wenn er hier durchaus auch seine irrsinnigen Akzente setzt. Letztlich ist es wie der Untergang des römischen Imperiums. Es ist ein Film über die Vergänglichkeit des Lebens und der Kunst. Und vielleicht auch ein Film über die Ewigkeit, denn mit der Kunst verewigt sich schließlich auch der Künstler. Ein echter Kunstfilm eben.



7.0 / 10



Autor: Hoffman

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