Frau (Ingrid Bergman) fährt, Mann (George Sanders) schläft. Das Ehepaar Katherine und Alexander Joyce ist auf dem Weg nach Neapel, wo ihnen ein verstorbener Onkel sein Haus vererbt hat, welches sie verkaufen wollen. Italien ist ihnen ein unbekanntes Land. Sie haben sich über die Jahre voneinander entfernt, leben wie Fremde nebeneinander und stehen kurz vor der Scheidung. Er, ein Anwalt, denkt nur an seine Arbeit und möchte schnell wieder zurück. Er hat kaum noch Interesse an seiner Frau. Sie denkt an einen jungen verstorbenen Dichter, den sie einst kannte. Er verspottet sie. Für kurze Zeit verweilen sie jedoch in dem geerbten Haus. Roberto Rossellini schildert sachlich und gediegen die Geschichte einer entfremdeten Ehe, er analysiert dabei beide Figuren gleichermaßen und betrachtet auch ihre Gegensätzlichkeit. Statt zueinander zu finden, suchen sie die Distanz zum jeweils Anderen. Sie können nicht mehr zueinander finden.
Er fährt nach Capri, sie bleibt zurück. Sie flüchtet sich in das Vergangene und Ruhende, besichtigt Museen, wirft einen Blick auf die dort ausgestellten Staturen, besucht Monumente, welche die Zeit überdauerten oder andere Sehenswürdigkeiten (wie den Vesuv, bei dem ihr das Phänomen der Ionisierung erläutert wird). Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die sie fasziniert und verstört, weil sie dadurch auch mit dem Tod konfrontiert wird (unter anderem beobachtet sie auch eine vorbeiziehende Begräbniszeremonie). Dabei hat diese Reise, die Katherine tätigt, auch deswegen etwas geheimnisvolles und verborgenes an sich. Die Originalschauplätze entfalten in ihrer Größe hier ein ganz eigenes natürliches Mysterium. Er hingegen wählt die Gesellschaft, stürzt sich ins Leben, nährt sich einer anderen Frau und sucht nach Kommunikation. Das wird in klaren, geradezu rein erscheinenden Schwarzweißbildern, bei denen insbesondere die hellen Weißtöne dominieren, festgehalten. Nebenher bebildert Rossellini beiläufig das alltägliche italienische Leben auf den Straßen. Zuschauer und Protagonisten sehen Paare, Frauen mit Kinderwagen und Frauen, die Kinder erwarten. Also das, was für Katherine und Alexander ein utopischer Zustand scheint. In Pompei bei einer Ausgrabungsstätte schwingt sich jedoch Rossellini zu ungeahnten Höhen auf. Er gibt einen emotionalen Impuls, danach scheint bereits alles entschieden zu sein, doch gegen alle Erwartungen drängt sich dann noch ein letzter verzweifelter Drang nach Hoffnung in die Geschichte, der abrupt erscheint und damit einen überwältigt mit seiner wundersam-entschlossenen Art. Dieses Ende, das ist wohl Kino, durch und durch. Dort gibt es noch Wunder.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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