Jerzy Skolimowskis (der sich oft auch als selbst als Regisseur »der neuen Welle« sieht oder mit ihnen zumindest in einer Linie steht) Film, das hätte auch ein Film der französischen Nouvelle Vague sein können. Mit Skolimowski haben wir es hier aber mit einem polnischen Regisseur zu tun und spielen tut es doch Belgien, in Brüssel. Aber da ist auch Jean-Pierre Léaud, der Protagonist ist ein Ausbrecher der Gesellschaft, der die Freiheit sucht und erzählt ist das Ganze frech, keck und rebellisch. Diese erste Szene wiederum kann als Verweis auf Truffauts Doinel-Charakter verstanden werden, was Skolimowski danach zeigt, ist Hektik zu den sanft umschlingenden Klängen einer französischen Ballade. Er steigt ein in die Beschleunigung bei Nacht und Dunkelheit mit einem flotten Jazzsoundtrack von Krzystof Komeda und ja Skolimowskis Film hat Tempo. Er zeigt die Swinging Sixties und fängt das Zeitgefühl ein. Dort hat sein Protagonist noch Träume von der Teilnahme an einem Autorennen mit einem Porsche, bei dessen Beschreibung ihm die Worte fehlen, und auch die Liebe, die er zunächst aufgrund seiner Besessenheit übersieht, kreuzt seinen Weg.
Skolimowski gibt Brüssel etwas surreales. Die Straßen sind leer. Die Bilder wirken zeitweise karg, zeitweise unwirklich, teilweise klar, teils aber auch mysteriös, dabei zentrierten sie sich um die Protagonisten. Und wenn Skolimowski durch die Straßen Brüssels mit Auto, zu verstehen als eine Art Rundfahrt durch die Stadt, streift, dann achtet er auf Funktionen und Details, bebildert es leidenschaftlich und gibt zu verstehen, dass diese Passion eine Flucht aus dem grauen Alltag ist, so wie es Skolimowski selbst beschrieb, und damit seinen Hauptfigur, einem Friseurlehrling, der um jeden Preis versucht seinen Tagtraum durchzuführen, ergründet. Skolimowski randaliert aber auch, gibt sich experimentierfreudig und gewitzt und setzt auf Ironie. Hierbei dient besonders die Musik als Stilmittel zur Ironisierung der Szenen. So wirkt sein Film losgelöst von den klassischen Mustern. Er will lebendig, zugleich wild, munter und verspielt sein und nicht zuletzt ist er bilderstürmerisch. Für Léaud ist das wieder einmal eine Paraderolle, bei der er all seine darstellerische Unbekümmertheit ausleben darf, Herr Skolimowski scheint Hang für schrägen, wenn auch dabei ebenfalls etwas wirren, Humor zu haben. Und bei seinem Ende lässt er seiner kryptischen Ader wieder freien Lauf, indem er das Bild aus sich selbst heraus, wie er es bereits kurz vorher andeutete, einfach verschwinden oder implodieren lässt.
7.0 / 10
Autor: Hoffman
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