Hurra, endlich wieder deutsches Genrekino! Geil, es geht um Hacker und shit! Und Tech-Nick ist auch dabei!
Erst einmal ist wichtig zu erwähnen, dass es durchaus starke "heimische" Beiträge in den letzten Jahren gab: "Rammbock", "Der Räuber" oder im kleinen Rahmen "Der Samurai". Solche Filme zeigen etwas eigenständiges und überzeugen somit, ohne sich zwanghaft an US-Vorbilder zu klammern. Mit Baran bo Odars "Who Am I" ist dies leider nicht der Fall, dennoch ist schon ein Hollywood-Remake in Planung (hat ja schon amüsantes). Das spricht für sich. Im Mittelpunkt steht der zierliche Benjamin Engel (Tom Schilling), der sich im real life für übersehen hält. Von seinen Mitmenschen wird er wortwörtliche nicht beachtet. Anerkennung findet er lediglich im Cyberspace (oder eben im "Darknet"), wo er als Hacker ganz zu sich findet. Eine eher versteckte Existenz also, bis er Max (leider derzeit omnipräsent: Elyas M'Barek) kennenlernt, der Benjamins Talent erkennt und ihn fortan in seine Gruppe, bestehehnd aus chaosstiftenden Hackern, aufnimmt. Direkte Aktionen folgen kurz darauf: Zuert wird eine Hausparty sabotiert, ehe eine (als Parodie gedachte) rechte Partei und ein korrupter Pharmakonzern ins Fadenkreuz der ach so rebellischen Truppe geraten. Um die Achtung des renommierten Hackers MRX zu gewinnen, nehmen sie sich als nächstes den streng bewachten Bundesnachrichtendienst vor, womit sie eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Nebenher gibt es noch einen zaghafen Liebes-Handlungsstrang, der brav die üblichen Stufen (Annäherung - Enttäuschung - Zueinanderfinden) absolviert.
So weit, so gut. Hacker sind in Mode, was sich auch an der (zugegeben einige Jahre zurückliegenden) Verkultung von Lisbeth Salander aus der Millenium-Trilogie zeigt. Dennoch stehnt ein wirklich toller Film über das illegale Hobby meiner Meinung noch aus.(Versuche wie Tron und Hackers etc. sind heutzutage bereits völlig veraltet und besitzen höchstens dadurch noch einen gewissen Charme). Umso enttäuscher fällt das Ergebnis aus, zudem Odars Vorgängerfilm "Das letzte Schweigen" stellenweise doch vielversprechend war. Einerseits nervt die ausschweifende Einstellung der Hackertruppe (bzw. die etwas zu deutlich präsentierten gegensätzlichen Persönlichkeiten), die sich nach jeder Zerstörungsaktion zuerst einmal selbst zelebrieren. Andererseits ist da diese Ästhetik, die vielerorts als wagemutig rezipiert wird, sich aber auch nur an amerikanischen Vorbildern bedient. Am stärksten tritt diese Orientierung allerdings im Plotverlauf zutage: Die Rahmenhandlung findet im Büro einer Ermittlerin statt, wo Benjamin berichtet, wie alles zustande kam. Es handelt sich demnach um einen unzuverlässigen Erzähler, der die Geschehnisse rückblickend so verändern kann, dass sie seiner Situation helfen. Ein Schelm, wer da einen Twist kommen sieht. Als Referenzbilder lassen sich "Die üblichen Verdächtigen" und "Fight Club" nennen, folglich Mindfuck-Filme (furchtbares Begriffspaar) der 90er. Und irgendwo zu der Zeit ist "Who Am I" auch stehengeblieben.Alles nicht der Rede wert.
3 / 10
Autor: DeDavid
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