Mittwoch, 20. Mai 2015
Monumental und irgendwie banal - Klassiker der Extraklasse: Die zehn Gebote (1956)
Das Buch Exodus ist das zweite der fünf Bücher Mose (auch "Pentateuch" genannt) im Alten Testament und erzählt kurz gesagt vom Auszug des Volk Israels unter Mose aus Ägypten. Mose ist eigentlich Hebräer, wird aber im Notstand ausgesetzt und von der Tochter des Pharao adoptiert. Nach einer Epiphanie findet er seine Bestimmung und führrt die zur Sklaverei verdammten Israeliten mit Gottes Hilfe in die Freiheit. Ein Ereignis, das viel Filmstoff bietet und sich ideal zu den vermehrten Bibelfilmen der 50er Jahre gesellt. Eine Herzensangelegenheit für Regisseur Cecil B. DeMille, der sich der Erzählung bereits 1923 annahm, damals selbstredend noch als Stummfilm. Dieser beinhaltete irritierende Szenen aus der Gegenwart und lässt dafür einiges vom Exodus selbst aus. Nun muss hingegen erwähnt werden, dass sich die Kapitel 19 und folgenden nur sehr schwer filmisch darstellen lassen. In denen werden nicht nur die titelgebenden zehn Gebote von Gott an Mose am Berg Sinai überreicht, sondern auch die Bundesgesetzte, Anweisungen für den Bau der Bundeslade und weitere Gesetze, die das israelische Volk befolgen soll. Eine ausführliche Aufzählung würde den Erzählfluss nur unnötig ausbremsen, sodass DeMille den Schwerpunkt auf die erste Hälfte des Buches, genauer gesagt auf Moses Zeit als ägyptischer Prinz legt, die lediglich die ersten zwei Kapitel einnimmt. Ein interessanter Schwerpunkt, der Moses Verhältnis zu seinem Bruder Ramses in den Fokus rückt. Und was ist langweiliger als eine kreuzbrave Adaption Vers für Vers?
DeMille tritt nach einer Ouvertüre (etwas, was so manchen heutigen Filmen auch zugute kommen würde) höchstpersönlich auf die Bühne, stellt sein Projekt vor und verdeutlicht, dass es ihm zuallererst wichtig sei, die heilige Schrift den Menschen näher zu bringen. Hintergründig wird es somit nur in der eigenen Theologie im Sinne, dass eigene Kenntnisse von den zahlreichen Büchern der beiden Testamente nur hilfreich sind, um mehr in den einzelnen Szenen zu finden. Genannt seien an dieser Stelle etwa die Dornbuschszene und die Querverweise zum Buch Ruth oder Jeremia. Hinterfragende oder gar subversive Verweise findet man indes (wie zu erwarten war) nicht. Die Austattung samt den Kulissen und den Kostümen ist gewaltig und umfangreich, das Budget mit 13 Millionen Dollar für das Produktionsjahr astronomisch und dennoch konnte um ein vielfaches mehr eingespielt werden. Als besonders bemerkenswert bleiben allerdings die Spezialeffekte in Erinnerung wie die zehnte Plage (also der Tod der erstgeborenen ägyptischen Söhne) oder die Teilung des Roten Meeres. Ein Oscargewinn war die nachvollziehbare Konsequenz. Davon abgesehen ist es aber offensichtlich ein Heldenepos: Charlton Heston spielt hier einen Mose, der weniger zweifelt und Gottes Auftrag nahezu umgehend anerkennt. Seine Darstellung des Mose zeigt ihn als heroische und unantastbare Führungsfigur. Selbst der Bibeltext war in dem Fall wesentlich ambivalenter. Schaut man diesbezüglich auf David Leans "Lawrence von Arabien" (womöglich der König aller Monumentalfilme) fällt die Titelfigur umso plumper und eindimensionaler aus. Ich muss wirklich zugeben: Wirklich gefangen nehmen mich diese (historischen?) Spektakelfilme nicht. Freilich darf aber davon ausgegangen werden, dass hier eine der besseren Verfilmungen des Stoffes vorliegt (nennenswert ist noch der Dreamwork-Animationsfilm "Der Prinz von Ägypten"). Und mich dünkt, dass insbesondere Ridley Scotts Versuch von 2014 weitaus peinlicher ausfallen dürfte.
5 / 10
Autor: DeDavid
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