Obsession, Besessenheit, Fanatismus und die Fankultur, das sind doch spannende Themen um daraus einen Film zu basteln. Ein bisschen hat das bei Tony Scott dann etwas von Scorsese. So entwickelt Scott sein fatales Spiel (im Sport) bis hin zum Katz- und Mausspiel seiner beiden Protagonisten, von Verehrer und Verehrtem, so als würde hier Scorsese´s »King of Comedy« auf dessen anderes Werk »Cape Fear« treffen, was die Brücke zwischen allen drei Filmen darstellt? De Niro! Das Andere hat nur theoretisch etwas miteinander zu schaffen, handwerklich sieht das bei beiden sowieso verschieden aus. So widmet sich Scott für seinen Film einem uramerikanischen Sport: Dem Baseball. Fängt Jubel, die Massen, Euphorie und die Stimmung im Stadion, unterlegt vom feurigen und passend-stoneslastigen (= Sympathy for the Devil, Start me up, Gimme Shelter) Soundtrack, in erhitzenden und anfangs noch faszinierenden (da durchaus wirkungsvoll eingesetzten) Bildern, welche stilistisch von Lichtkontrasten und Sonnenstrahlen geprägt sind, ein.
Zwei Seiten des Sportes, zwei Seiten diesen Sport auszuüben, als aktiver Part, der den Sport und den Ausgang des Spiels selbst bestimmt, oder als passiver Teil, als Fan und Unterstützer. Es geht im gewissen Sinne aber auch um die zwei Blickpunkte von Gewinner, der Profit aus dem Sport schlägt und Verlierer, der an ihm hängt und dadurch alles verliert, sich in seinen Wahn hinein steigert und schließlich aus Verzweiflung und Scheitern Wut werden lässt. Die Superstarrolle des Baseballspielers Bobby Rayburn (Wesley Snipes) ist erwartungsgemäß flach geschrieben und gespielt, auch wenn letzteres jetzt von meiner Warte aus doch äußerst harsch klingt. Da dominiert nun auch in erster Linie die tragische Figur von beiden, im wesentlichen auch dadurch, dass De Niro sie tragend mimt. Die Spannung entsteht durch De Niro, der tobend und energisch, verbissen und zornig oder impulsiv und drastisch in seiner Rolle aufgeht, dass die Tragik der Rolle für gewisse Momente wirksam wird, so jene Momente wenn Scott auf die Beziehung zu seinem Sohn und seiner von ihm geschiedenen Frau (wenngleich sie nur die sorgenvolle Verbindungslinie zur Beziehung des Sohnes ist) eingeht, auf seinen Job und seinen Hang zum Spiel, eben dann wenn sich Scott diesem Charakter widmet und ihn versucht für den Zuschauer empfänglich zu machen, was er in Teilen schafft, um ihn langsam in den Abgrund zu reißen.
Auf seinen Weg dahin mischt er das mit altbekannten (= u.a. der Krankenbesuch), bringt diese bekannten Stationen des Themas aber auf eine unerwartet angenehme und zeitweilig interessante Weise rüber, was möglicherweise auch mit De Niros Präsenz zu tun haben könnte, nichtsdestotrotz, dass die Geschichte berechenbar ist. Die Nebenfiguren mögen dazu zwar prominent besetzt sein mit Del Toro, Leguizamo oder Barkin, viel Gehalt steckt in ihren Figuren aber nicht. Der Fan stützt sich also dann auf das, was ihm geblieben ist. Auch wenn ich anmerken möchte, dass sich diese Verehrung sich mehr auf den Sport richtet als auf als auf eine Einzelperson, das ist natürlich logisch, für mich aber im Bezug auf das letzte Drittel dann doch wahllos gemacht. Erst folgt der Anhang, die Bitte nach Dankbarkeit, dann die Enttäuschung samt eskalierender Entwicklung (= 08/15-Entführung des Sohnes des Baseballsstars), ein schematisches und jawohl hohles letztes Drittel, bei dem Scott zudem auch noch den Hintergrund und die Tragik, also die vorhergehende Charakterisierung seiner Fanfigur fast vollkommen außer Acht und liegen lässt, er macht es sich dann zu einfach, spielt das einfache Spiel vom Guten und vom Bösen, er stilisiert diese Figur zum einfachen Psychopathen. Da herrscht im Finale einfallslose Hysterie bei Regen, wobei der Regen seine Wirkung nicht verfehlt, nur dabei die äußerlich schon beschädigte Logik (von Zeit und Raum) ankratzt, das ist aber verzeihlich. Letztlich bleibt das Endprodukt etwas enttäuschend, auch wegen des vorhandenen Potenzials, das Scotts Film in sich birgt, wenngleich De Niro dabei weiß seine Rolle gekonnt zu mimen.
6.0 / 10
Autor: Hoffman
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