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Freitag, 18. März 2016

Erzählen über Leere und Nichts - Kritik: Somewehere (2010)



Ein Film, der einen altbekannten Konflikt meinerseits auslöste: Wie einen Film bewerten, der zwar sein Thema passend porträtiert, aber darüberhinaus nicht viel bietet? Die Themen von Sofia Coppolas »Somwhere« sind die innere Einsamkeit und Leere der Dekadenz. Ihr Protagonist, Johnny Marco, ist ein berühmter Schauspieler, dessen Leben monoton ist. Er langweilt sich und hat nichts besseres zu tun, als zwei Stangentänzerinnen bei ihrer Tätigkeit zu zusehen, auf Partys zu gehen oder wie zu Beginn mit seinem Sportwagen in der Wüste im Kreis zu fahren. Aber auch das bringt ihm kein Glück. Sein Leben ist leer. Und genau in dieser Leere seines Lebens schwelgt Coppola. Sie beobachtet diesen Zustand. Als seine Tochter, die aus einer vergangenen Beziehung auftaucht, nimmt er sie mit und gemeinsam vertreiben sie sich die Zeit in Hotels oder Casinos oder sonnen sich am Pool. Stephen Dorff spielt die Hauptrolle zurückhaltend ebenso wie Coppola diesen Film auch erzählt. Das wirkt aber genauso gut äußerst bemüht und kalt inszeniert. Coppola liefert hier einen äußerst passiven Film ab, der einen Zustand bebildert.



Die Kamera bleibt distanziert. Eine Annäherung an den Charakter ist kaum möglich. Der Film bleibt eisern und monoton. Das mag durchaus das Leben der Hauptfigur gut widerspiegeln, doch ist das Ergebnis dabei auch fade geraten. Denn die Figuren sind schließlich nichts anderes als leere Hülsen und interessieren letztlich deshalb kaum noch, schon gar nicht emotional. Der Film zieht einfach an einem vorbei. Das ganze Thema um dieses Verlorensein hatte Coppola doch schon viel besser, da in jedem Fall einfühlsamer, in »Lost in Translation« geschildert. Hier sind es dann lediglich einige skurrile Ideen zur Verdeutlichung des Themas, die ganz interessant scheinen, oder einige Momente, die Intimität ausdrücken. Sie bleiben aber eher als Einzelmomente in Erinnerung. Sie stehen separat nebeneinander. Und auch der Gastauftritt von Benicio Del Toro mag ganz witzig sein, scheint aber auch ohne größere Bedeutung. Das Ende ist dann auch erst der Anfang von einer möglichen Änderung. Somit ist Sofia Coppola mit »Somewhere« dann also immerhin ein beachtliches Nichts gelungen.

5.5 / 10

Autor: Hoffman 

Mittwoch, 16. März 2016

Zu zweit verloren in einer fremden Metropole - Kritik: Lost in Translation (2003)



In gewisser Weise hat mich "Lost in Translation" bei der letzten Sichtung an Filme wie "Blade Runner" erinnert: eine Metropole, in der ein Individuum schnell untergeht; Dominanz der asiatischen Kultur; zwei Menschen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, finden zusammen; usw... Natürlich erscheint es ein wenig weit hergeholt, diese zwei Filme miteinander zu vergleichen, doch in ihrer Wirkung fand ich persönlich sie doch sehr ähnlich. Beide erzeugen eine sehr melancholische, fast schon deprimierende Stimmung, aber trotzdem sind sie sehr schön gefilmt und gespielt, und ein Genuss für die Augen.

Egal: Bill Murray gibt den - scheinbar - gescheiterten Schauspieler in der Midlife Crisis, der nach Japan fährt, nur um Werbung für Whisky zu machen. Fast schon wie ein Protagonist aus einem Film noir. Da darf natürlich so etwas wie eine Femme fatale nicht fehlen; hier verkörpert durch die sehr junge Scarlett Johansson, als Ehefrau, die noch am Anfang ihres Lebens steckt, doch auch nicht wirklich weiß, was sie machen soll. Diese beiden tragischen Figuren treffen in den Wirren der japanischen Hauptstadt und Weltmetropole, Tokio, aufeinander. Äußerlich mögen sie völlig unterschiedlich sein, und die ganze Handlung wirkt auf den ersten Blick etwas... Nun ja.... Pädophil. Doch "Patentochter" Coppola gibt ihre wahre Ambition nicht preis. Sie zeigt nur zwei verlorene Seelen, die sich über den Weg laufen, und sich einfach brauchen; ob diese Begegnung von sexueller oder romantischer Natur sein soll, bleibt unklar. Und das macht für mich auch den Reiz an diesem Werk aus. Es bleibt unklar, was die zwei Protagonisten eigentlich wollen. So überwiegt bei mir mehr die Faszination an der Geschichte von zwei Menschen, die sich vielleicht nie wieder sehen werden, aber die Zeit miteinander einfach genießen, und sich in eine Odyssee durch eine fremde Metropole stürzen. Flucht vor der Einsamkeit, Flucht vor den Problemen, Flucht vor dem Kummer, Flucht in die Freiheit.



Coppola stellt zur Verdeutlichung der Einsamkeit der zwei Protagonisten Tokio als etwas wirklich Fremdes dar: die Menschen sprechen kein Englisch bzw. nur sehr klischeehaft schlecht; überall grelle Lichter, Spielautomaten, Nachtclubs, kaum ein Ort, an dem man nicht alleine und für sich ist. Die ziemlich überspitzte, klischeehafte Darstellung der Tokioter mag nicht jedem gefallen, was ich verstehen kann - mir gefällt so etwas in der Regel auch nicht. Doch hier sollte man es meiner Meinung nach mehr als Mittel zum Zweck auffassen, ohne das der Film niemals diese Wirkung des verloren seins entfalten könnte. Coppola untermauert dadurch schlicht die Verlorenheit der Zwei in einer wirklich fremden Stadt, in der sie nur zu zweit so etwas wie Glückseligkeit empfinden können.
Diese Mischung aus Fremdheit, Melancholie, Sehnsucht und Freiheit macht "Lost in Translation" für mich einfach zu einem wunderschönen und tollen Filmerlebnis, das ich immer wieder gerne erleben kann.


8 / 10

Autor: MacReady